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BAG Antifaschismus der Partei DIE LINKE.

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Hugo Geisslers BlutspurSiegfried Grundmann/Eugéne Martres: Hugo Geissler – vom DresdnerSA-Mann zum Kommandeur <strong>der</strong> Sicherheitspolizei und des SD in Vichy,Nora Verlagsgemeinschaft Dyck & Westerheide 2012, 478 Seiten.Das vorliegende Täterprofil eines gewissenlosen faschistischenVerbrechers wurde durch die gemeinsame Spurensucheeines deutschen und eines französischen Historikers erstellt.Prof. Dr. Siegfried Grundmann hat erneut einen braunen Täterentlarvt. Er verfolgte mit dem französischen Historiker Prof.Dr. Eugéne Martres die langjährige Blutspur des H. Geissler.Die Spurensuche erwies sich als außerordentlich schwierig,berichten die Autoren in Bezug auf den »richtigen« Geissler,da es nicht wenige Personen mit diesem Namen gab, die mitunterschiedlicher Schreibweise bei <strong>der</strong> Gestapo bzw. <strong>der</strong> Polizeitätig waren.Einleitend skizzieren die Autoren den Werdegang des Mannes,<strong>der</strong> am 12. Juni 1944 von französischen Wi<strong>der</strong>standkämpfernerschossen wurde.Breiten Raum widmet Siegfried Grundmann dem brutalenWirken des NS-Verbrechers Geisler von 1933 bis 1939 inDeutschland bei <strong>der</strong> Verfolgung deutscher Antifaschisten imRaum Dresden bzw. in Sachsen insgesamt. Die akribischeSpurensuche des Autors bringt eine bemerkenswerte Faktenfülle<strong>der</strong> verbrecherischen Tätigkeit des KriminalkommissarsGeissler zutage. Es ist schier unfassbar, wie vieleUntaten auf sein Konto gehen, <strong>der</strong> seit 1933 im Dienste<strong>der</strong> Gestapo stand. Das Autorenteam belegt, wie gnadenlosGeissler bei <strong>der</strong> Zerschlagung antifaschistischer Gruppendes Sozialistischen Jugendverbandes (SAP), <strong>der</strong> »RotenWehr«, einer Nachfolgeorganisation des kommunistischenRot Frontkämpferbundes (RFB), des Kommunistischen Jugendverbandes(KJVD), <strong>der</strong> KPD und <strong>der</strong> SPD in Deutschlandvorging.Die Autoren schil<strong>der</strong>n Schicksale von Opfern Geisslers, dessenraffinierten und brutalen Verhörmethoden dazu führten,dass jene nach dem Sturz des NS-Regimes von ihren Mitstreiternzu Unrecht des Verrats beschuldigt wurden, wie zumBeispiel <strong>der</strong> Sozialist Horst Patzig sowie die JungkommunistinHelene Fischer.Ausführlich wird geschil<strong>der</strong>t, wie es Geissler gelang, V-Leutebzw. sich selbst in die Wi<strong>der</strong>standsgruppen einzuschleusen,um über ihre Pläne zuverlässige Informationen zu bekommenund sie letztlich zu zerschlagen.Im Teil II <strong>der</strong> Publikation erfahren die Leser, dass Geisslervom 15. März 1939 an zur Einsatzleitung <strong>der</strong> Gestapo in Praggehörte. Knapp und dennoch präzise schil<strong>der</strong>n die Autorendie Beteiligung des NS-Verbrechers bei <strong>der</strong> gnadenlosen Verfolgungvon Juden und deutschen Emigranten in <strong>der</strong> annektiertenTschechischen Republik. Nicht wenige von ihnen hattenvon <strong>der</strong> CSR aus Wi<strong>der</strong>standsaktionen in Deutschland zukoordinieren versucht; einige waren selbst illegal nach Nazideutschlandgereist, um Informationen und Materialien zuübergeben sowie gefährdete Kameraden über die »grüneGrenze« in die Tschechoslowakei zu bringen.Die Autoren schil<strong>der</strong>n im Teil III mit einer Fülle sorgsam recherchierterFakten das verbrecherische Wirken Geisslersals Kommandeur <strong>der</strong> Sicherheitspolizei und des SD in Vichy.Sie berichten, dass <strong>der</strong> Verbrecher beim Pétain-Regime dieAuslieferung <strong>der</strong> führenden Sozialdemokraten Rudolf Breitscheid(ehemals außenpolitischer Sprecher <strong>der</strong> SPD-Reichstagsfraktion)und Rudolf Hilferding (ehemals Reichsfinanzminister)an die Gestapo erzwang, die in den Kerkern desNS-Regimes umkamen.Unbarmherzig jagte Geissler die Kämpfer <strong>der</strong> Résistance, diein <strong>der</strong> Haft brutal misshandelt wurden, bevor sie ermordetwurden.Am 12. Juni 1944 erschossen französische Partisanen denMör<strong>der</strong>, als er das Rathaus <strong>der</strong> Stadt Murat verlassen wollte.Die deutschen Besatzer nahmen furchtbare Rache. Einhun<strong>der</strong>tvierEinwohner des Ortes wurden verhaftet und in dasKZ-Neuengamme deportiert, dreiundsiebzig kamen dort um.Die Autoren gehen auch auf die schwierige und lange inFrankreich beschwiegene Problematik <strong>der</strong> Kollaboration mitden faschistischen besatzern ein und stellen abschließendfest, dass ihre Dokumentation über den NS-Verbrecher Geisslerals Mahnung für die heutige Generation dienen möge.Eine Literaturauswahl zur Thematik <strong>der</strong> vorliegenden Publikationregt sicher zum weiteren Nachforschen an. Dem Bandsind viele aufmerksame Leser zu wünschen.Günter Wehner91

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