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Vinz! Ausgabe 6 - Evangelische Kirchengemeinde Harpen

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Gottesdienstkann so nicht länger leben und wie wir wissen,wollte er das auch nicht so.“ Oft ist demschon ein längeres Gespräch zwischen Angehörigenund zuständigem Arzt vorausgegangen.Patienten- und Vorsorgevollmacht,die immer mehr Menschen haben, kommenins Gespräch. Schließlich biete ich den Angehörigenan, eine Andacht zu halten. Daswird oft gern angenommen. Ich sprecheeinen Psalm, ein Gebet, manchmal frei, ander Situation orientiert, manches Mal auchaus einer Textsammlung. Wir beten gemeinsamdas Vaterunser, ich lege dem Menschendie Hände auf und spreche ihm den Segenzu. Ähnlich geschieht das bei Verstorbenen.Manches Mal ist die Atmosphäre ganz feierlichtrotz all der Medizintechnik um unsherum. Durch unser Da-Sein und Mit-Seinentsteht vielleicht sogar das vage Gefühloder das Vertrauen bei den Angehörigen,dass Gott da ist - auch in dieser traurigenSituation. Manches Mal sind die Angehörigendann trotz der Sorge oder der Trauer umihren Angehörigen irgendwie erleichtert.Allerdings gibt es auch solche schlimmenSituationen, wo meine Aufgabe als Seelsorgerdarin besteht, mit dem Patienten und/oder mit den Angehörigen diese Situationauszuhalten, wo Worte im Moment nichtankommen. Da geht es darum, dabei zubleiben, sich nicht schnell wieder zu verabschieden.Diese Aufgabe ist eine höchstaktive. Sie fordert die ganze seelsorgerischePräsenz, das Wahrnehmen dessen, was jetzt,in dieser Situation hilfreich sein kann - auchohne Worte. Das kann z.B. das vorsichtigeAuflegen der Hand auf die Schulter oder dasHalten der Hand des Patienten sein. Das willvermitteln: Ich halte deine Ängste, deineSchmerzen, deine Trauer aus. Ich bin da, dubist nicht allein.Nun ist das in der Tat keine leichte Aufgabe.Doch als Seelsorger müssen wir die sogenannte „professionelle Distanz“ waren.Wenn wir uns zu sehr mit in die Angst, dieTrauer, den Schmerz hineinziehen lassen,können wir nicht mehr unsere Aufgabeerfüllen. Das gilt natürlich auch für dasPflegepersonal und die Ärzte. Doch nurSeelsorgerinnen und Seelsorger sind nichtim Diagnose- und Behandlungsablauf desKrankenhauses verplant, an keinen festenOrt gebunden und nicht vom Krankenhausangestellt. Wir als Seelsorger kommen nurmit uns selbst. Wir bieten Menschen imKrankenhaus an, mit ihnen über das zu sprechen,was sie gerade bewegt.Doch manches Mal gehen uns das Leidender Menschen oder die Trauer der Angehörigenschon sehr nahe, z.B., wenn ein Kindvor der Geburt verstirbt und wir dann zu derMutter auf die Station gehen, ihre traurigeGeschichte hören, oder auch ihre abgrundtiefe,trostlose Sprachlosigkeit erleben.Natürlich gibt es auch immer wieder schöneanrührende Erlebnisse. Vor einigen Wochenhatten mich Eltern gebeten, ihr viel zu frühgeborenes Kind zu taufen. Dieses Kind lagauf der Station für frühgeborene Kinder(Neonatologie) im St.-Elisabeth-Hospital.Dort werden diese kleinen Kinder im so genanntenInkubator („Wärmebettchen“) versorgt,bis sie selbstständig lebensfähig sind.Diese Station ist im Grunde genommen eineIntensivstation. Die Sicherheits- und Hygienevorschriftensind dort verständlicherweisesehr hoch. Daher dürfen z.B. keine Kerzenentzündet werden wie wir das bei der Taufegewöhnt sind. Die Schwestern unterstütztenuns einfühlsam bei der Gestaltung einesimprovisierten Taufaltars.Wegen der Überwachungs- und Versorgungsgerätekonnte ich das Kind natürlichauch nicht über ein Taufbecken halten. Alsomusste ich mit der Hand durch eine Öffnungdes Inkubators die Brust des Kindes mitTropfen des Taufwassers berühren und es20

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