<strong>Erfahrung</strong> <strong>zählt</strong>!Maschine wird beispielsweise die Anzeigeauf dem Bildschirm mit den tatsächlichenAbläufen in der Maschine in Verbindunggebracht. Kenntnisse, die durch konkretepraktische Tätigkeiten auf einer Anlageerworben wurden, prägen sich dabei besondersins Gedächtnis ein, wodurch sichein visuelles, akustisches und motorischesGedächtnis ausbildet, das bei der Beurteilungder aktuellen Situation durch assoziativesDenken – das Herstellen vonZusammenhängen – aktiviert wird. BeimAuftreten von Situationen, die sich nichtnach standardisierten Vorschriften lösenlassen, sondern Improvisationsgeschickerfordern, hat diese Vorgehensweise beispielsweisebesonderen Wert.<strong>Erfahrung</strong>sgeleitetes Arbeiten impliziertsoziales <strong>Erfahrung</strong>swissen, das heißt einGespür für soziale Beziehungen in unmittelbarerArbeitsumgebung, für Unterschiedezwischen Personen und Arbeitsrollen,für betriebliche Milieus und Subkulturen,Normen, Traditionen, kulturelle Werte inbestimmten Abteilungen/Gruppen undeinen flexiblen und effizienten Umgangmit Zielkonflikten.<strong>Erfahrung</strong>sgeleitetes Arbeitenals Erfolgsfaktor?Die Beschleunigung von Abläufen im betrieblichenAlltag erfordert eine höhereReaktionsgeschwindigkeit und Entscheidungssicherheit.Qualitäts-, Zeit-, Flexibilitäts-und Kostenziele werden nur dann erreichbarsein, wenn <strong>Erfahrung</strong>swissen zumTragen kommt. Auch für hochautomatisierteProduktionssysteme lässt sich nachweisen,dass deren Nutzungsgrad wesentlich vonder Qualifikation und dem <strong>Erfahrung</strong>swissender Operateure abhängt. 4 Wird <strong>Erfahrung</strong>swissenausgeblendet, schränkt dies dieLeistungsfähigkeit der MitarbeiterInnen unddie Voraussetzungen für die Steuerung vonArbeitsvollzügen massiv ein. Dies gilt auchfür die Fehlerfrüherkennung. Die Qualität derFrüherkennung von Fehlern besteht unteranderem darin, dass durch rechtzeitigesEingreifen Störungen verhindert oder Auswirkungengemildert werden können. Fähigkeiten,die für erfahrungsgeleitetes Arbeitennotwendig sind, decken wichtige Aspekteder vieldiskutierten Schlüsselqualifikationenab. 5 Erfahrene ArbeitnehmerInnen sindExpertInnen im Umgang mit unvorhergesehenenSituationen. Sie lassen sich vonIhrem Gefühl leiten und tasten sich explorativan die richtige Vorgehensweise heran,wobei Reaktionen abgewartet werden, umdann wiederum darauf reagieren zu können.Die Wissenschaft stellt der älteren Arbeitspersonein gutes Zeugnis aus: In den meistenberuflichen Bereichen wirkt sich der invielen „Laboruntersuchungen“ beobachtete„kognitive und physiologische Abbau“ nichtaus, da diese für die berufliche Leistungnicht entscheidend sind. Es gibt viele Berufsbereichein denen <strong>Erfahrung</strong> und Übungwichtiger sind. 6 Vor allem höheres Engagementund Zufriedenheit zeichnen ältereArbeitnehmerInnen aus. Die Anpassungan neue Anforderungen dauert zwar etwaslänger, das Lebensalter stellt jedoch keinwesentliches Kriterium für die beruflicheLeistungsfähigkeit dar. 7Zu einem Wachstum der geistigen Fähigkeitenkommt es in Bezug auf folgendeMerkmale: stärkeres Engagement bei derArbeit, höheres Vertrauen in Arbeitgeberbzw. Vorgesetzte, weniger Fehlzeitenbei der Arbeit, größere Arbeitserfahrung,höhere Motivation zu lernen, scharfeAuffassungsgabe, die Fähigkeit, über eineAngelegenheit sorgfältig nachzudenken,logisches Denkvermögen, die Fähigkeit,komplexe Zusammenhänge zu verstehen,bessere Ausdrucksfähigkeit bei der Gestaltungvon Arbeitsanweisungen, bessere14
Kontrolle der eigenen Lebenssituation,Lebenserfahrung und die Fähigkeit, in einerbestimmten Problemsituation die wichtigstenAspekte aufzuspüren, festzuhalten,sie wertend einzuordnen und dann einen„guten“ Vorschlag zu entwickeln, wie diesezu lösen wäre. 8, 9In Anbetracht der demographischen Entwicklung(Kippen der Alterspyramide) zeichnetsich ein neuer Trend bereits ab: der „MegatrendReife“ 10 . Politik, Bildungswesen undGesellschaft können es sich künftig nichtmehr leisten, das <strong>Erfahrung</strong>swissen reiferMenschen links liegen zu lassen. Angesichtseiner rückläufigen und alternden Erwerbsbevölkerungwird schon in wenigen Jahrenein Mangel an Fachkräften deutlich sichtbarwerden. Nicht zuletzt sind Menschen in derzweiten Lebenshälfte eine wichtige Konsumentengruppe.Potenziale für neue Angeboteergeben sich in den Bereichen Medizin,Gesundheit, geistige Leistungsfähigkeit,Finanzdienstleistungen, Versicherungen,Technologie, Bildung, Reisen, Kultur,Unterhaltung/Information, Körperpflege,Handel, Fahrzeuge, Mode, Wohnen,Haushaltsausstattung, Unterhaltungselektronik,Gartenbedarf usw. 11Neue Arbeitsformen und älter werdendeBeschäftigte sind durchaus kein Gegensatz.Nach einer Analyse wesentlicher Aspektefür die Arbeitsanforderungen der Zukunftkönnen gerade die Stärken älter werdenderArbeitnehmerInnen wie Weisheit, Urteilsfähigkeit,Motivation, Bedächtigkeit, dieFähigkeit <strong>zur</strong> verbindenden und Ziel führendenKommunikation die Verknüpfung vonArbeits- und Lebenserfahrung, Arbeitsethik,Loyalität und Verantwortung sowie Stabilitätdazu beitragen, den Erfordernissen modernerArbeitswelten gerecht zu werden. 12 DieChancen der Älteren am Arbeitsmarkt werdendort gesehen, wo „ …es um die Qualitätder Prozesse, um die Stabilität der Kundenbeziehungund der Teams geht. Älteresenken Stress bei jungen MitarbeiterInnen“. 13Ältere MitarbeiterInnen mit Berufs- undLebenserfahrung „geben jungen UnternehmenReife“. Altersgemischte Belegschaftenwirken sich günstig auf Effektivitätund Effizienz aus. 14 Mittlerweile gibt es bereitsviele Unternehmen, welche die ArbeitspotenzialeÄlterer wieder gezielt aufgreifen. 15Literatur1 Lehr, U. (2003) Psychologie des Alterns. Quelle & Meyer VerlagWiebelsheim.2 Böhle & Rose, (1992) Technik und <strong>Erfahrung</strong> – Arbeit in hochautomatisiertenSystemen, Frankfurt/New York.3 Krenn, M. (2000) Wissen für die technisierte Arbeitswelt – erfahrungsgeleitetesArbeiten als Erfolgsfaktor. Verlag Dr. Kovac inHamburg, Krenn, M. (2001) <strong>Erfahrung</strong>swissen als Ressource füraltersgerechten Personaleinsatz. Neue Wege zu höherer Beschäftigungssicherheitfür ältere ArbeitnehmerInnen. FOBRA-Forschungsbericht4/2001. Studie im Auftrag der Kammer für Arbeiter undAngestellte Wien.4 Ulich E., (2001) Arbeitspsychologie, Schäffer-Böschl, VDF.5 Krenn, M. (2000) Wissen für die technisierte Arbeitswelt – erfahrungsgeleitetesArbeiten als Erfolgsfaktor. Verlag Dr. Kovac inHamburg.6 Dittmann-Kohli F. & Von der Heijden, B. (1996) Leistungsfähigkeitälterer Arbeitnehmer – interne und externe Faktoren.Zeitschrift für Gerontologie 29, 323-327.7 Schooler, C., Caplan L.& Oates, G. (1998) Aging and work: anoverview. In: K.W. Schaie & C. Schooler (Hrsg) Impact of work onolder adults (S. 1-19). New York: Springer Publ.8 Baltes & Smith 1990, Ruoppila & Suutama 1994, Ruoppila 1996,zitiert nach Illmarinen J., Tempel J. (2002) Arbeitsfähigkeit 2010. Waskönnen wir tun, damit Sie gesund bleiben? Hrsg: M. Giesert,VSA-Verlag Hamburg.9 Ruoppila & Suutama 1994, zitiert aus Illmarinen, J. (1999), AgeingWorkers in the European Union-Status and promotion of work ability,employability and employment. Helsinki, Finnish Institute of OccupationalHealth, Ministry of Labour.10 Giger, A. (2003) Megatrend Reife. Verlag für die DeutscheWirtschaft.11 Hock, E & Bader B. (2001/3) „Kauf- und Konsumverhalten der55plus-Generation“ (Thexis, Fachbericht für Marketing 2001/3,Universität St. Gallen).12 Maintz G. (2000) Neue Arbeitsformen und älterwerdende Beschäftigte:Ein Gegensatz? Sicherheitsingenieur 8/2000, S. 34-38.13 Karazmann R. in „<strong>Erfahrung</strong> <strong>zählt</strong>“ Kopf.J., Vogt I. März 2003update Focus, ESF. am 11.3.2004http://www.esf.at/downloads/update/productive_ageing_2.pdf.14 Gloger, A. (2002) Die alten Meister sind wieder gefragt. FinancialTimes. 22.11.2002.15 Adenauer Sibylle (2002a) Die Älteren und Ihre Stärken – Unternehmenhandeln. In Angewandte Arbeitswissenschaft, Nr.174, S36-52Brümmer R. & Szoga Ch. 2004 Gesucht: Erfahrene Mitarbeiter mit„drive“. http://bwhw.de/t11-3235.pdf 10.03.2004.David Ch. Durchstarten mit Vierzig.http://www.akwien.at/1741-6335.htm 10.06.2003.Müller Fabrice (2003) <strong>Erfahrung</strong> <strong>zählt</strong> wieder etwas.http://www.skv.ch/sw1665.asp am 15.09.2003.15