00 Im Raum des Geistes 91 pag - SSpS
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auch wir sind berufen, uns selbst nicht nur im Leben, sondern<br />
auch im Sterben hinzugeben. als töchter und Söhne Gottes, als von<br />
Christus erlöste, können auch wir unseren tod zur Gabe machen.<br />
auch in unserm Sterben wird unsere Hingabe an Gott und die menschen,<br />
die wir unzählige male in unserm Leben vollzogen haben,<br />
end-gültig, gelangt zu ihrer letztmöglichen Fülle und Reife.<br />
es ist das eingehen in die Liebesgemeinschaft <strong>des</strong> dreifaltigen<br />
Gottes, auf die unser ganzes Leben ausgerichtet ist, die unserm Leben<br />
immer wieder Sinn und Orientierung gibt.<br />
Vor seinem tod sagte Jesus zu seinen Jüngern: „es ist gut, dass ich<br />
von euch gehe, denn wenn ich nicht von euch gehe, kann ich euch<br />
nicht meinen Geist senden“ (Joh 16,7). erst als Jesus seine Jünger verlassen<br />
hatte, waren sie fähig, die ganze Bedeutung seines Lebens zu<br />
begreifen, seine Worte und taten, was er wirklich für sie bedeutete.<br />
trifft das nicht zu auf alle, die in Liebe sterben? das Sterben von menschen,<br />
die wir lieben und die uns lieben, gibt uns die möglichkeit einer<br />
neuen Kommunikation, einer neuen intimität und Gemeinschaft, wie<br />
sie vorher nicht vorhanden oder auch nicht möglich war. erst wenn<br />
wir gestorben sind, kann sich unser Geist vollständig offenbaren,<br />
kann offenbar werden, wer wir wirklich sind und was wir waren. 29<br />
das trifft in besonderer Weise zu auf unsere Seligen und Heiligen,<br />
auf unsere Schwestern, die hier gelebt und geliebt, gebetet und<br />
gelitten haben und die hier gestorben sind, die hier in diesem Hause<br />
die Hingabe ihres Lebens vollendet haben. Während ihres irdischen<br />
Lebens mit all seinen Begrenzungen war ihre Liebesfähigkeit eingeschränkt.<br />
Jetzt, nachdem sie gestorben sind, werden sie von ihren<br />
Grenzen nicht mehr daran gehindert, sich uns ganz zu schenken und<br />
hinzugeben. Jetzt können sie uns ihren Geist senden, und wir können<br />
in einer neuen Kommunion mit ihnen leben.<br />
an uns ist es, diesen Geist, die atmosphäre der Liebe und <strong>des</strong> Gebetes<br />
zu erspüren, wenn wir die Stille dieses geheiligten <strong>Raum</strong>es auf<br />
uns wirken lassen. dann kann sie uns zu einer Quelle geistlicher<br />
29 Nouwen, Henri J.m.: du bist der geliebte mensch. Religiös leben in einer säkularen Welt. -<br />
Freiburg, 1993, S. 1<strong>00</strong> -102<br />
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