00 Im Raum des Geistes 91 pag - SSpS

1 SAkrALbAu IST „gEbAuTE SpIrITuALITäT”
in der sakralen architektur liegt eine Symbolik, die Wirklichkeitserfahrung
zum ausdruck bringt und gleichzeitig die Realität der Welt
deutet. es geht beim Sakralbau darum, einen abgegrenzten Raum zu
schaffen, der den menschen in Beziehung zur göttlichen dimension
setzt. Gelungener Sakralbau ist gleichsam der Scheitelpunkt zwischen
Jenseits und diesseits, zwischen Himmel und erde.
um diese Symbolik ging es dem heiligen arnold Janssen, Gründer
der Steyler Ordensfamilie, bei der Gestaltung der Kirchen und
Kapellen, die er für seine Gründungen bauen ließ. er wollte Räume
schaffen, in denen man den Geist Gottes atmen kann. und nicht
nur den Geist Gottes im allgemeinen, sondern den Geist, wie er in
der Spiritualität des Steyler missionswerkes Gestalt angenommen
hat.
in der hebräischen Sprache heißt Raum „rewach” und wird geschrieben
wie „ruach”, „Geist Gottes” oder „Windhauch”. im Sakralbau
verbindet sich der Raum mit Gottes Geist, der wie der Wind
ständig in Bewegung ist. im Sakralbau befinden wir uns also im
„Raum des Heiligen Geistes”, wir atmen in besonderer Weise seine
Gegenwart. Gott ist gegenwärtig, doch er ist nicht festzuhalten oder
mit Händen zu greifen. Heiligtümer sind Übergänge zu einer „anderen
Welt”.
man sagt von arnold Janssen, dass diese „andere Welt”, die Welt
des Glaubens, sein natürliches Zuhause war, in dem er sich beständig
bewegte, in welchem er dachte und handelte, von dem aus er die
Wirklichkeit sah und sie beurteilte, Pläne entwarf und entscheidungen
traf, auf die hin sein ganzes Leben ausgerichtet und von der
er durchdrungen war. durch die Gestaltung seiner Kirchen und Kapellen
wollte er Räume schaffen, in denen auch seine Söhne und
töchter diesen Geist atmen, diese atmosphäre des Glaubens erfahren
konnten.
der Geist Gottes ist Leben, dynamik, ständige Bewegung, bringt
ununterbrochen neues Leben hervor. das ist in der entwicklung der
Spiritualität des Steyler Ordensgründers zu spüren, die sich auch in
9