1937 Für Clara ist es ein Herzensbedürfnis, zu stehen, wenn sie ...

1937England nicht auf seine Speisekarte setzt. Der andere Teil des Planes istnicht derart friedlich. Das offizielle London hofft auf einen militärischenZusammenstoß zwischen dem Deutschen Reich und der Sowjetunion, inder die Zustände auch immer schlimmer werden. Sollen sich die beidenVerrückten in Europa doch ihre Hörner aneinander abstoßen! Natürlichmuss für diesen Teil des Planes noch eine Hürde genommen werden; dastört noch dieser wolhynische Krautsalat zwischen Deutschland und derRäterepublik: da gibt es die Kaschuben und die Slowaken, die Zigeuner,die Ukrainer, die Juden, die Weißrussen, die Tschechen, die Polen, dieRuthenen, und an Deutschen mangelt es auch in keinem dieser Länder.Es interessiert in London am Rand, wer wo in der Mehrheit oder in derMinderheit ist. Die Führung in London hofft darauf, dass das DeutscheReich die Tschechoslowakei und Polen in seine breiten Arme nimmt, umBeinfreiheit zu bekommen für die große Schlacht im Osten. Die soll es jaum Gottes willen nicht gewinnen, aber es soll derart geschwächt werden,dass die Engländer dann gefahrlos auf dem Kontinent für Ruhe sorgenkönnen. Die Kolonien hat England letztlich auch nicht durch eine übergroßeFriedfertigkeit erlangt. Das ist Politik made in London. Unlogischsind die Gedankenspiele allemal. Manche der Politiker hoffen im Ernst,dass sich Hitler die Teile nimmt, bei denen er es für richtig hält, dass eraber Rumpfstaaten von Polen und der Tschechoslowakei übrig lässt. Aufkeinen Fall sollen diese Länder Gegengewichte zu Deutschland bilden –trotz ihrer militärischen Möglichkeiten, da das Moskau zur Schutzmachtfür diese Länder aufwerten würde. Es wird sogar erwogen, eine WiedervereinigungDeutschlands mit Österreich zu ermöglichen, damit sich dasReich etwas länger gegen die sowjetische Übermacht behaupten kann. 34In Deutschland dreht sich diesen Sommer fast alles um die Künste. Wieman weiß, gehört der Führer ja selbst zu den unverstandenen Genies, sodass es nicht erstaunt, dass er das neue „Haus der Deutschen Kunst“ imbayerischen München höchstpersönlich eröffnet. Markus ist auf jedenFall schwer beeindruckt. Nicht nur die Frankfurter Zeitung bringt dasmonumentale Ereignis am 19. Juli auf der Titelseite: „Die weite Säulenreihedes neuen Hauses, die rot und goldenen Standarten dazwischen,die geschlossenen Abteilungen von Wehrmacht und uniformierten Gliederungender NSDAP, welche die Prinzregentenstraße säumten – all dasvereinigte sich an diesem Sonntagmorgen, bei aufgeklärtem Himmel, zu34 Quigley, Appeasement, Die britische Mitschuld am Zweiten Weltkrieg, S. 9 und 3814