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1937 Für Clara ist es ein Herzensbedürfnis, zu stehen, wenn sie ...

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<strong>1937</strong><strong>ein</strong>er Dokumentation von Macht und Ordnung. Im Empfangsraum d<strong>es</strong>Haus<strong>es</strong>, der wie die Ausstellungshallen selber s<strong>ein</strong> Licht von oben empfängt,sammelten sich bis zehn Uhr die Gäste: die g<strong>es</strong>amte Reichsregierung,Mitglieder d<strong>es</strong> Diplomatischen Korps, Reichs- und Gauleiter derNSDAP und andere führende Männer, sämtlich mit ihren Damen. In derersten Stuhlreihe gewahrte man auch die Witwe d<strong>es</strong> Erbauers, Frau Prof<strong>es</strong>sorTroost. In den Seitenschiffen der Halle, hinter <strong>ein</strong>er Kette vonMännern der SS, fand <strong>stehen</strong>d noch <strong>ein</strong>e Anzahl von Geladenen Platz.Die hier innen waren, vernahmen den Akt der Übergabe d<strong>es</strong> Haus<strong>es</strong>, dieWorte d<strong>es</strong> Münchner Gauleiters Wagner, d<strong>es</strong> Vorsitzenden der G<strong>es</strong>ellschaft»Haus der Deutschen Kunst«, Herrn von Finck, und den Dankd<strong>es</strong> Führers und Reichskanzlers nur durch Lautsprecher: di<strong>es</strong> vollzogsich vor dem Portal auf der Freitreppe.Dann betrat Adolf Hitler den feierlichen Raum, gefolgt von den genanntenHerren, ferner vom Reichskriegsmin<strong>ist</strong>er und Reichsluftfahrtmin<strong>ist</strong>er.Nach der Darbietung <strong>ein</strong><strong>es</strong> Weihechors (Städtischer Chor Augsburgunter Otto Jochum) erteilte Gauleiter Wagner sogleich dem Führer undReichskanzler das Wort.Es will fast überflüssig ersch<strong>ein</strong>en, hier s<strong>ein</strong>e Rede <strong>zu</strong> charakteri<strong>sie</strong>ren:<strong>sie</strong> war, obwohl verzweigt, deutlich und entschieden genug. Nicht überflüssigaber <strong>ist</strong> <strong>es</strong>, von der außerordentlichen inneren Anteilnahme d<strong>es</strong>Sprechenden an s<strong>ein</strong>em Gegenstand <strong>ein</strong>en Begriff <strong>zu</strong> geben, welcherallen Hörern spürbar werden musste, die eigenste Leidenschaft und denTon d<strong>es</strong> persönlichen Erlebens <strong>zu</strong> bezeichnen, welche hier <strong>ein</strong>drucksvollvernehmlich geworden sind.Auch denen, die di<strong>es</strong>e Rede nur l<strong>es</strong>en, wird <strong>es</strong> nicht entgehen können,dass <strong>sie</strong> <strong>ein</strong>e Abrechnung darstellt mit G<strong>es</strong>innungen und Theorien, diedas öffentliche Kunstleben der hinter uns liegenden Epoche b<strong>es</strong>timmten– <strong>ein</strong>e Abrechnung, die heute noch nicht beendet <strong>ist</strong>.Di<strong>es</strong>e Aus<strong>ein</strong>anderset<strong>zu</strong>ng, welche durch die Gleichzeitigkeit der GroßenDeutschen Kunstausstellung mit der bereits angekündigten Schaustellung»Entartete Kunst« (<strong>sie</strong> wird von morgen ab <strong>zu</strong>gänglich s<strong>ein</strong>) ebensoschlagend illustriert wird wie durch den Entschluss Adolf Hitlers,<strong>ein</strong>en unerbittlichen Säuberungskrieg im Bereich der Kunst <strong>zu</strong> führen –di<strong>es</strong>e Aus<strong>ein</strong>anderset<strong>zu</strong>ng wurde in der Rede <strong>zu</strong>gleich mit den Waffenscharfer Ironie wie mit den Mitteln philosophischer Erörterung geführt.“35 Es gibt nun noch k<strong>ein</strong>e Befragungsergebnisse, wie wer hier über35 Frankfurter Zeitung und Handelsblatt, 19. Juli <strong>1937</strong>, S. 115

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