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1937 Für Clara ist es ein Herzensbedürfnis, zu stehen, wenn sie ...

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<strong>1937</strong>ihn mit dem Schöpflöffel grün und blau <strong>zu</strong> schlagen. Doch das weiß ihrFührer <strong>zu</strong> verhindern.Ereignisreich <strong>ist</strong> der 8. November ’37. In München wird die Ausstellung„Der ewige Jude“ durch Reichspropagandamin<strong>ist</strong>er Dr. Joseph Goebbelsund Bayerns Gauleiter Julius Streicher eröffnet, die in den nächsten Monatendurch unsere Großstädte tingeln wird. Der Völkische Beobachternotiert: „Julius Streicher, der verdiente Vorkämpfer gegen die jüdischeWeltp<strong>es</strong>t, war, wie kaum <strong>ein</strong> zweiter, berufen, Sinn und Bedeutung di<strong>es</strong>erSchau <strong>zu</strong> umreißen.“ 61 Vielleicht <strong>ist</strong> ihm ja <strong>ein</strong>fach nicht aufgefallen,dass wir seit fünf Jahren dabei sind, im Rahmen der Hetze gegen JudenWissenschaftler und Künstler von Weltklasse ins Ausland <strong>zu</strong> schicken?Seit 1933 haben wir auch k<strong>ein</strong>en Nobelpre<strong>ist</strong>räger mehr und <strong>wenn</strong> mansich an<strong>sie</strong>ht, wie Babelsberg <strong>ein</strong>en Künstler nach dem anderen verliert,tut <strong>ein</strong>em der Bauch weh. Viele von ihnen gehen in die USA. Man kannnur hoffen, dass das ferne Hollywood dem großen Babelsberg nicht sehrbald den Rang abläuft bei der Produktion von Filmen der Sonderklasse.Wenn wir als Großmacht auftreten wollen, müssten wir di<strong>es</strong>e Leute hierhegen und pflegen anstatt <strong>sie</strong> <strong>zu</strong> verscheuchen. Können wir uns k<strong>ein</strong>ersinnvolleren Obs<strong>es</strong>sion als dem Judenhass widmen? Wie dusselig sindwir denn nur? In Berlin eröffnet der Gaupropagandaleiter Pg. Wächternoch so <strong>ein</strong>e wegweisende Ausstellung; <strong>sie</strong> heißt „Bolschewismus ohneMaske“. Ach ja, der Pg. Wächter. Der Nazi als solcher tendiert ja da<strong>zu</strong>,die herrliche Sprache Goeth<strong>es</strong> und Schillers mit tausenden Abkür<strong>zu</strong>ngenjämmerlich <strong>zu</strong> verhunzen – schafft damit aber auch viel Freiraum fürdie Interpretation. So kommen die Leute auf der Straße auf die wild<strong>es</strong>tenEinfälle. Aus Pg. wird nicht nur Partei-Gegner, sondern auch Partei-Genießer, Posten gefunden oder Prima Großmutter 62 in Anspielung aufdie heute zwingend erforderliche arische Frau im Stammbaum, will <strong>ein</strong>eFamilie für deutsch gehalten werden. Und noch etwas ereignet sich am8. November. Min<strong>ist</strong>erpräsident Generaloberst Göring fährt extra nachBraunschweig, wo er s<strong>ein</strong>em Hobby fröhnt und an der Reichs-Hubertus-Feier bei den Jägern teilnimmt, sowie <strong>ein</strong>en Adolf-Hitler-Platz <strong>ein</strong>weiht.Vor der Rede von Pg. Wächter hält „der Leiter der fasch<strong>ist</strong>ischen Kulturpropagandaim Ausland, General der Miliz Melchiori, <strong>ein</strong>e zündende61 Völkischer Beobachter, 9. November <strong>1937</strong>, S. 262 Hirche, S. 12326

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