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Die Saubermänner des schmutzigen Stroms - Sonnenzeitung

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SONNENZEITUNG 2/05<br />

MAX DEML<br />

Ökoinvest; oeko-invest@teleweb.at<br />

<strong>Die</strong> Branche verzeichnet nach wie vor weit überdurchschnittliche<br />

Wachstumsraten bei Umsatz und Ertrag. Solar-Silizium ist zwar weltweit<br />

knapp geworden, doch es werden neue Kapazitäten aufgebaut, sodass<br />

die derzeit starke Nachfrage nach Solarzellen und -modulen im Lauf der<br />

nächsten beiden Jahre wieder großteils gedeckt werden kann und sich<br />

die Lieferzeiten auf ein normales Maß einpendeln werden. Solarworld<br />

baut ja gerade eine eigene Siliziumproduktion auf, die ersten Kristallisationsöfen<br />

sind schon in Betrieb.<br />

Langfristige Entwicklung<br />

© Tobias Deml<br />

Insgesamt befinden wir uns erst am Anfang einer langfristigen Entwicklung,<br />

und mit jedem technologischen Fortschritt bzw. mit der weiteren<br />

Forcierung der Massenproduktion wird Solarenergie zunehmend attraktiver,<br />

ganz zu schweigen von kommenden Zeiten, in denen der Ölpreis<br />

auf 100 US-Dollar und mehr steigen wird. Langfristig ist nach wie vor<br />

SolarWorld als integrierter Konzern mit intakten Expansionsstrategien<br />

zu empfehlen. Wir haben zwar kürzlich eine teilweise Gewinnrealisierung<br />

(2.000 % seit Ende 2002 beim Kaufkurs von 5,50 €) empfohlen,<br />

aber die verbliebene SolarWorld-Position sollte man noch Jahrzehnte,<br />

am besten zum Vererben, halten. Mittelfristig ist auch Phönix Sonnenstrom<br />

aussichtsreich – die einzige Aktie, die derzeit noch unter dem<br />

Kurszielkorridor der ÖKO-INVEST-Solaraktien-Studie (13,30 bis 14,88 €)<br />

liegt. Sie könnte prozentuell bis Jahresende sogar am besten von allen<br />

deutschen Solartiteln abschneiden.<br />

HERMANN SCHEER<br />

Es geht ans Eingemachte<br />

Wie die Quotenregelung unabhängige Anbieter<br />

von Strom aus erneuerbaren Energien aushebeln soll<br />

Was wie eine technokratische Fachdiskussion erscheint,<br />

ist in Wahrheit ein handfestes Kontrastprogramm:<br />

Der Gegensatz zwischen garantierter Einspeisung<br />

von Strom aus erneuerbaren Energien mit einer<br />

kostendeckenden Einspeisevergütung einerseits und<br />

andererseits politisch vorgeschriebenen Einführungsquoten,<br />

zu deren Erfüllung eine wettbewerbliche<br />

Ausschreibung oder ein Handel mit Erneuerbare-Energie-Zertifikaten<br />

praktiziert wird. Wo immer ersteres<br />

– allem voran in Deutschland – praktiziert wird, kommt<br />

es nach einer Anlaufphase zur dynamischen Entfaltung<br />

erneuerbarer Energien. Wo die „Quoten“ praktiziert<br />

werden, geht es nur im Schneckentempo voran.<br />

<strong>Die</strong> etablierte Stromwirtschaft hat sich jahrelang gegen<br />

gezielte politische Förderung der erneuerbaren Energien<br />

gesträubt – es sei denn, es ging um große Wasserkraftwerke.<br />

Da sie den totalen Widerstand nicht mehr<br />

aufrechterhalten kann, setzt sie nun europaweit auf<br />

die „Quote“. Darauf hat sie sich EU-weit im Rahmen<br />

ihrer Interessenorganisation EURELECTRIC eingestellt.<br />

Hierbei handelt es sich um eine abgestimmte Strategie,<br />

um die Investitionskontrolle über erneuerbare<br />

Energien zu gewinnen, also über das Ausmaß <strong>des</strong> Zubaus<br />

erneuerbarer Energien zu bestimmen und dezentrale,<br />

unabhängige Betreiber vom Anbietermarkt zu<br />

verdrängen oder sie gar nicht erst zum Zuge kommen<br />

zu lassen. Mit anderen Worten: So wenig erneuerbare<br />

Energien wie nur möglich zuzulassen – also nur die<br />

gesetzlich zwingend vorgesehene Menge.<br />

Mit ihren gewachsenen Einflüssen auf politische Institutionen<br />

hoffen die Stromkonzerne, die gesetzlichen<br />

Quoten so niedrig halten zu können, dass sie die erneuerbaren<br />

Energien in Nischen verfrachten können.<br />

Es ist jedenfalls kein Zufall, dass sich alle Gegner von erneuerbarer<br />

Energie für die Quotenregelungen aussprechen.<br />

<strong>Die</strong>se sollen die Stromwirtschaft vor unabhängigen<br />

Betreibern schützen. Das wichtigste Exerzierfeld<br />

dieses Konflikts ist Deutschland. Seit dem Jahr 2000<br />

sind im Rahmen <strong>des</strong> Erneuerbare-Energie-Gesetzes<br />

Kapazitäten von 14.000 Megawatt installiert worden,<br />

im Jahresdurchschnitt etwa 3.000 MW. Neunzig Prozent<br />

davon sind in der Hand unabhängiger Betreiber.<br />

Wenn es der Stromwirtschaft nicht gelingt, das EEG zu<br />

kippen, werden bei gleich bleibender Einführungsrate<br />

alle zehn Jahre 30.000 MW neu hinzukommen. Das<br />

aber bedeutet: <strong>Die</strong> Pläne der deutschen Stromkonzerne,<br />

40.000 MW neue fossile Großkraftwerke zu bauen,<br />

können dann nicht mehr realisiert werden, wenn<br />

das EEG erhalten bleibt. Damit wird die Konfliktdimension<br />

deutlich, um die es tatsächlich geht.<br />

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