Die Saubermänner des schmutzigen Stroms - Sonnenzeitung
Die Saubermänner des schmutzigen Stroms - Sonnenzeitung
Die Saubermänner des schmutzigen Stroms - Sonnenzeitung
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
SONNENZEITUNG 2/05<br />
© Österr. Hagelversicherung<br />
Dr. Kurt Weinberger ist Vorstandsvorsitzender der Österreichischen Hagelversicherung,<br />
die über eine Million Hektar landwirtschaftliche Kulturen gegen Hagel, Trockenheit, Frost,<br />
Überschwemmung, Sturm u.a. versichert.<br />
SONNENZEITUNG: In der Versicherungsbranche<br />
werden immer mehr warnende Stimmen<br />
bezüglich der finanziellen Folgen <strong>des</strong> weltweiten<br />
Klimawandels laut. Welche konkreten<br />
Auswirkungen sind für die Österreichische<br />
Hagelversicherung bereits spürbar?<br />
Weinberger: Richtig ist, dass der Klimawandel<br />
infolge der Erderwärmung<br />
stattfindet. Das bestätigt die Wissenschaft<br />
weltweit. Faktum ist auch, dass die Anzahl<br />
der Schäden in den letzten fünfzig Jahren<br />
weltweit um das Dreifache gestiegen ist.<br />
Und diese dramatische Entwicklung spiegelt<br />
sich auch in den Statistiken unseres<br />
Hauses als Naturkatastrophenversicherer<br />
wider. Unsere Partner, also die Bauern,<br />
sind von den zunehmenden Wetterkapriolen<br />
zuerst und am stärksten betroffen.<br />
SONNENZEITUNG: Welche klimatische Entwicklung<br />
erwarten Sie in den kommenden Jahren?<br />
Weinberger: Erst kürzlich hat der ehemalige<br />
britische Verkehrsminister bei der<br />
Präsentation einer internationalen Studie<br />
gesagt, dass durch die Erderwärmung<br />
infolge der Verbrennung fossiler Energie<br />
eine ökologische Bombe tickt. <strong>Die</strong><br />
Erderwärmung könnte in nur zehn Jahren<br />
bereits unumkehrbar sein und dann katastrophale<br />
Folgen haben. Dazu gehören<br />
nach Befürchtungen von Wissenschaftern<br />
auch lange Dürreperioden, Missernten<br />
und ein Anstieg <strong>des</strong> Meeresspiegels.<br />
SONNENZEITUNG: Bedeutet das, dass auch<br />
die Österreichische Hagelversicherung um<br />
Prämienerhöhungen nicht herumkommen<br />
wird?<br />
Weinberger: Unsere Strategie ist es nicht,<br />
Prämien infolge der Zunahme von Schäden<br />
zu erhöhen, sondern unsere Antwort<br />
auf diese Entwicklung ist, mehr zu<br />
versichern, um letztendlich einen besseren<br />
Risikoausgleich zu bekommen. <strong>Die</strong>ser Weg<br />
führte bereits in den letzten Jahren dazu,<br />
dass wir trotz einer deutlichen Zunahme<br />
von Schäden durch den besseren Risikoausgleich<br />
die Prämien gesenkt haben.<br />
<strong>Die</strong>se Strategie wollen wir auch in Zukunft<br />
konsequent fortsetzen.<br />
SONNENZEITUNG: Bei der Münchner Rück<br />
wird derzeit sogar diskutiert, ob man<br />
mit Unternehmen, die dem Klimaschutz<br />
widersprechen – etwa Betreiber von<br />
Kohlekraftwerken – in Zukunft überhaupt<br />
noch Versicherungsverträge abschließen<br />
soll. Sind in der österreichischen Versicherungswirtschaft<br />
ähnliche Überlegungen<br />
im Gange?<br />
Weinberger: Tatsache ist, dass der Klimawandel<br />
für uns als ausschließlicher Naturkatastrophenversicherer<br />
eine ökonomische<br />
Größe darstellt. Durch den permanenten<br />
Anstieg an Schäden insbesondere im<br />
Agrarsektor haben wir daher als Versicherer<br />
ein existenzielles Interesse an allen<br />
Klimaschutzmaßnahmen. So setzen auch<br />
wir von unserer Seite verschiedene Zeichen<br />
für mehr Klimaschutz: Wir stiften jährlich<br />
einen Klimaschutzpreis für Wissenschafter<br />
und Journalisten, sind selbst ein Klimabünd-<br />
nisbetrieb und starteten im Vorjahr eine<br />
breit angelegte Klimaschutz-Werbekampagne<br />
unter dem Motto „Halte unser Klima<br />
rein – kauf Produkte unsrer Bauern ein“.<br />
<strong>Die</strong>se Klimakampagne setzten wir auch<br />
heuer fort mit dem Slogan „Ich kaufe<br />
Lebensmittel aus Österreich, weil ich für<br />
unsere Bauern und mehr Klimaschutz<br />
bin.“ Wir wollen damit aufzeigen, dass<br />
mit dem Kauf von Lebensmitteln aus der<br />
Region, die also nicht um die halbe Welt<br />
gereist sind, jeder seinen Beitrag für mehr<br />
Klimaschutz leisten kann.<br />
SONNENZEITUNG: Wird insgesamt genug<br />
getan für den Klimaschutz?<br />
Weinberger: Ich denke, Klimaschutz<br />
muss eine Bewegung werden. Und dazu<br />
brauchen wir eine Vernetzung von Politik,<br />
Wirtschaft, Konsumenten und Medien.<br />
Denn eines sollte uns allen noch stärker<br />
bewusst werden, wie André Heller einmal<br />
sehr treffend sagte: <strong>Die</strong> Welt ist uns geliehen<br />
und es ist unsere verantwortungsvolle<br />
Aufgabe, sie an unsere Kinder und Kin<strong>des</strong>kinder<br />
in einem ordentlichen Zustand<br />
zurückzugeben.<br />
www.hagel.at<br />
www.munichre.com<br />
www.european-climate-forum.net/games<br />
REPORTAGE<br />
33