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Die Saubermänner des schmutzigen Stroms - Sonnenzeitung

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Keine Versicherung<br />

mehr für Klimaverpester?<br />

Immer mehr Klimakatastrophen, immer höhere Schadenssummen - die Auswirkungen der Erderwärmung<br />

lassen die satten Geldbeutel der Versicherungen schrumpfen. Über die teils drastischen Konsequenzen<br />

sprechen zwei führende Versicherer aus Deutschland und Österreich im Interview mit Andreas Linhart.<br />

SONNENZEITUNG: Welche Konsequenzen hat<br />

der globale Klimawandel für die Versicherungswirtschaft?<br />

Höppe: Zusammen mit Prozessen wie Wertesteigerung<br />

und Urbanisierung bedeutet<br />

die Erderwärmung für die Versicherungswirtschaft<br />

ein extrem erhöhtes Risiko.<br />

Dadurch, dass Naturkatastrophen weiter<br />

dramatisch an Zahl und Ausmaß zunehmen,<br />

erreichen die Schadenpotenziale<br />

neue Größenordnungen.<br />

SONNENZEITUNG: Von welchen Größenordnungen<br />

sprechen wir hier?<br />

Höppe: Seit 1960 ist die Anzahl der Schäden<br />

um das Dreifache, die Schadenshöhe um<br />

das 6-fache und die versicherten Schäden<br />

gar um das 14-fache gestiegen. 2004<br />

war für die Versicherungswirtschaft ein<br />

negatives Rekordjahr: Obwohl die Tsunami-<br />

Tragödie mit mehr als 300.000 To<strong>des</strong>opfern<br />

an der Spitze der Naturkatastrophen-Statistiken<br />

liegt, dominierten im Vorjahr die<br />

atmosphärischen Extremereignisse – sowohl<br />

bei der Anzahl als auch bei den versicherten<br />

Schäden, die weltweit mehr als 35<br />

Mrd. US-Dollar kosteten. 95 Prozent davon<br />

SONNENZEITUNG 2/05<br />

© Münchner Rückversicherung<br />

Prof. Dr. Peter Höppe ist neuer Leiter der GeoRisiko-Forschung der Münchner Rückversicherung,<br />

dem weltweit größten Versicherer für Versicherungen.<br />

waren durch Wirbelstürme verursacht.<br />

Vier Wirbelstürme in Florida, zehn in Japan<br />

– das gab’s noch nie. Ein Novum war auch<br />

der erste Hurrikan im Südatlantik, im März<br />

2004 vor Brasilien. Allein der volkswirtschaftliche<br />

Schaden aus der Hurrikan-Saison<br />

2004 betrug rund 60 Mrd. Dollar.<br />

SONNENZEITUNG: Was bedeutet das für die<br />

Versicherungsprämien?<br />

Höppe: Geht es mit den Naturkatastrophen<br />

so weiter, werden Prämienerhöhungen<br />

zwischen drei und fünf Prozent pro Jahr<br />

notwendig sein, sofern nicht risikobegrenzende<br />

Maßnahmen wie Selbstbehalte<br />

uns Schadenprävention verstärkt werden.<br />

SONNENZEITUNG: Skeptiker weisen trotz<br />

allem darauf hin, dass die Klimaveränderungen<br />

noch im Rahmen der natürlichen<br />

Schwankungsbreite lägen.<br />

Höppe: Nein, das ist kein zufälliges<br />

Schwanken <strong>des</strong> Klimas mehr, sondern ein<br />

klarer statistischer Trend in Richtung einer<br />

weiteren Erwärmung. Noch nie in der<br />

Historie war die Kohlendioxidkonzentration<br />

höher als jetzt. <strong>Die</strong> extremen Wetter-<br />

ereignisse können in den nächsten Jahren<br />

zum Normalfall werden. Beispielsweise<br />

die Hitzewelle im Jahr 2003 – mit 35.000<br />

Toten eine der größten Naturkatastrophen<br />

in Europa. Bisher kam so etwas alle 450<br />

Jahre vor. Ab dem Jahr 2050 sind solche<br />

Hitzesommer alle drei bis fünf Jahre zu<br />

erwarten.<br />

SONNENZEITUNG: Wie können Versicherungen<br />

dieser Entwicklung gegensteuern?<br />

Höppe: <strong>Die</strong> Versicherungswirtschaft kann<br />

aktiv zu nachhaltigem Klimaschutz beitragen,<br />

indem sie ihren finanziellen und<br />

politischen Einfluss sowie ihre eigenen<br />

Umweltschutzpotenziale nutzt, um die<br />

Folgen <strong>des</strong> Klimawandels bestmöglich zu<br />

verringern – auch im eigenen Interesse.<br />

SONNENZEITUNG: Was verstehen Sie unter<br />

„finanziellem und politischem Einfluss“?<br />

Höppe: Bei der Münchner Rück gibt es derzeit<br />

ernsthafte Überlegungen, inwieweit<br />

in Zukunft mit Unternehmen, die dem<br />

Klimaschutz widersprechen, noch Versicherungsverträge<br />

abgeschlossen werden<br />

sollen.<br />

REPORTAGE<br />

31<br />

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