Die Saubermänner des schmutzigen Stroms - Sonnenzeitung
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COVERSTORY<br />
Deutsche Rebellenkraft<br />
Nicht nur wegen der sauberen Energie, sondern auch wegen der wettbewerbsfähigen<br />
Preise verlassen immer mehr Kunden ihre konventionellen Stromanbieter.<br />
<strong>Die</strong> meisten Anbieter von Ökostrom in<br />
Deutschland konnten in jüngster Zeit<br />
ihre Kundenzahlen stetig steigern. Der<br />
Ökostromhändler Lichtblick aus Hamburg<br />
versorgt inzwischen rund 155.000 private<br />
Kunden und verkauft nochmals die doppelte<br />
Strommenge an kommunale und gewerbliche<br />
Kunden. Mit einem Jahresabsatz<br />
von 1,3 Mrd. kWh steht Lichtblick unter<br />
rd. 900 bun<strong>des</strong>deutschen Stromanbietern<br />
inzwischen an 49. Stelle.<br />
<strong>Die</strong> Stromrebellen aus Schönau im<br />
Schwarzwald – unbestritten der deutsche<br />
Ökostromer mit der spannendsten Firmengeschichte<br />
(siehe dazu auch SZ I/05) – sind<br />
unter<strong>des</strong>sen bei 30.000 Kunden angelangt.<br />
Auch zahlreiche Gewerbekunden<br />
beziehen inzwischen die „Rebellenkraft”<br />
aus Südbaden. So werden die Elektrizitätswerke<br />
Schönau (EWS) in diesem Jahr<br />
etwa 145 Mio. kWh Ökostrom verkaufen.<br />
Den Bau von 482 Solaranlagen, 175<br />
Blockheizkraftwerken, 35 Biogasanlagen,<br />
drei Wasserkraft- und zwei Windkraftan-<br />
Saubere Stromanbieter in Deutschland<br />
Stromfirma Strommix 2003 in %<br />
Greenpeace energy eG<br />
Lichtblick<br />
Naturstrom AG<br />
Elektrizitätswerk Schönau<br />
lagen haben die EWS-Kunden mit ihrem<br />
Stromeinkauf bereits in ganz Deutschland<br />
gefördert. Jetzt steht das erste Projekt im<br />
Ausland an: Mit Unterstützung der EWS<br />
wird in einem indischen Dorf eine solare<br />
Stromversorgung aufgebaut.<br />
<strong>Die</strong> Hamburger Greenpeace energy hat als<br />
weiterer namhafter Stromanbieter soeben<br />
die Zahl von 25.000 Kunden erreicht. Das<br />
Unternehmen spricht von einem „starken<br />
Wachstum” der Kundenzahlen in jüngster<br />
Zeit, was auch damit zusammen hängen<br />
dürfte, dass Greenpeace energy bereits im<br />
dritten Jahr in Folge den Preis stabil halten<br />
konnte. Für heuer wird mit einem Absatz<br />
von 90 bis 100 Mio. kWh gerechnet.<br />
Der vierte unter den bun<strong>des</strong>weiten,<br />
unabhängigen Ökostrom-Anbietern ist<br />
schließlich die Naturstrom AG in Düsseldorf,<br />
die inzwischen 11.500 Kunden beliefert.<br />
Überwiegend handelt es sich dabei um Privatkunden,<br />
deren gesamte Nachfrage sich<br />
in diesem Jahr auf ca. 30 Mio. kWh beläuft.<br />
59,2 % Wasserkraft; 27,7 % Erdgas; 5,7 % Wind; 1,0 % Solar; 0,7 % Biomasse; 5,7 % EEG-Strom<br />
ca. 93 % Wasserkraft; 6 % Wind; 1,2 % Biomasse; 0,1 % Solar<br />
74 % Wind; 12 % Biomasse; 12 % Wasser; 2 % Solar<br />
79 % regenerative Energien (d.h. Neuanlagen, die max. 6 Jahre alt sind); 21 % Erdgas-Kraft-Wärme-Kopplung<br />
Wechsel ohne Mehrkosten<br />
Zur Zeit verzeichnen die Ökostromanbieter<br />
regelmäßig steigende Neukundenzahlen,<br />
sobald die ehemaligen Monopolisten ihre<br />
Preise erhöhen – und das war zuletzt mehrfach<br />
der Fall. Zwar müssen die Verkäufer<br />
sauberen <strong>Stroms</strong> häufig mitziehen (schließlich<br />
sind auch sie vom allgemeinen Strompreisniveau<br />
nicht abgekoppelt), trotzdem<br />
wirken die Preiserhöhungen positiv: „<strong>Die</strong><br />
Menschen beginnen wieder stärker, sich<br />
mit dem Thema Strom zu beschäftigen”,<br />
sagt ein Sprecher der Naturstrom AG, „und<br />
immer, wenn über Strom gesprochen wird,<br />
beflügelt das den Stromwechsel”. Zumal<br />
dieser in einigen Fällen sogar ohne Mehrkosten<br />
möglich ist. So liegt der allgemeine<br />
Haushaltstarif <strong>des</strong> Atomkonzerns Energie<br />
Baden-Württemberg, EnBW, inzwischen<br />
sowohl im Grundpreis als auch im Kilowattstundenpreis<br />
höher als das Lichtblick-Angebot.<br />
Auch der Strom der Stromrebellen<br />
ist – außer für Großverbraucher unter<br />
den Haushalten – längst günstiger als das<br />
EnBW-Angebot.<br />
www.greenpeace-energy.de<br />
www.lichtblick.de<br />
www.naturstrom.de<br />
www.ews-schoenau.de<br />
1. Welches Energieunternehmen (Stromkennzeichnung s. S. 20/21) beliefert Ihren Privathaushalt?<br />
2. Wie hoch schätzen Sie den Anteil erneuerbarer Energien (Wind, Wasser, Sonne, Biomasse) Ihres Stromanbieters ein?<br />
3. Welche Kriterien sind für Sie beim Strombezug entscheidend?<br />
4. Würden Sie für sauberen Strom einen Mehrpreis in Kauf nehmen?<br />
© Bigi Alt<br />
Joachim Lohse<br />
Franz Alt<br />
Fritz Vahrenholt<br />
Hans-Josef Fell<br />
Geschäftsführer Öko-Institut Freiburg<br />
Journalist<br />
Vorstandsvorsitzender Windkraftanlagenbau<br />
Energieexperte; Bündnis 90/<strong>Die</strong> Grünen<br />
1: Lichtblick<br />
1: Elektrizitätswerke Schönau<br />
REpower Systems AG, Hamburg<br />
1: Naturstrom AG<br />
2: 80 %<br />
3: der Preis/frei von Atomstrom<br />
und fossilen Energieträgern<br />
4: bis 20,– pro Jahr<br />
24<br />
2: 100 %<br />
3: frei von Atomstrom und<br />
fossilen Energieträgern<br />
4: bis zu 50,– pro Jahr<br />
1: Hamburger Electricitäts-Werke<br />
2: 1 %<br />
3: der Preis<br />
4: bis 20,– pro Jahr<br />
2: 100 %<br />
3: frei von Atomstrom<br />
4: Ich habe bisher alle Preise bezahlt,<br />
um 100 % sauberen Strom<br />
zu erhalten<br />
SONNENZEITUNG 2/05<br />
© REpower<br />
© Dt. Bun<strong>des</strong>tag/bildTeam Berlin, H. Barrientos