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Werkstattpraxis ¦ Titelthema<br />
Interview mit Werkstatttrainer Elmar Wenzel<br />
„Nicht auf Tests<br />
vorbereiten, son<strong>de</strong>rn<br />
auf <strong>de</strong>n Alltag!“<br />
Elmar Wenzel, Geschäftsführer <strong>de</strong>r ATR-Aka<strong>de</strong>mie, erklärt im blinklicht-Interview, wie wichtig<br />
Routinen im Werkstattalltag sind und warum Kfz-Betriebe unbedingt auf aktuelle technische<br />
Daten setzen sollten.<br />
blinklicht: Herr Wenzel, arbeiten Sie<br />
nach Checklisten?<br />
Elmar Wenzel: Ja, selbstverständlich!<br />
Ich bin ein großer Fan von Checklisten.<br />
Sie helfen mir dabei, an alles Wichtige zu<br />
<strong>de</strong>nken. Außer<strong>de</strong>m kann ich damit prima<br />
Prioritäten setzen – strukturiertes Arbei-<br />
ten ohne Checklisten ist meiner Meinung<br />
nach gar nicht möglich.<br />
Wie wichtig sind Checklisten für die<br />
Werkstatt?<br />
Werkstätten müssen heute Vieles im<br />
Blick behalten. Bei <strong>de</strong>r Reparatur geht’s<br />
darum, Schritt für Schritt vorzugehen, bei<br />
Wartungen darum, nichts zu vergessen.<br />
Deshalb sind Routinen im Werkstattalltag<br />
unglaublich wichtig. Checklisten sind natürlich<br />
ein gutes Mittel, um diese Routinen<br />
zu etablieren. Man kann sie <strong>de</strong>m Mechaniker<br />
einfach gemeinsam mit <strong>de</strong>m<br />
Wartungs- o<strong>de</strong>r Reparaturauftrag ins<br />
Klemmbrett legen und ihn abhaken und<br />
unterschreiben lassen. Grundsätzlich gilt<br />
natürlich: Routinen sind in je<strong>de</strong>r Werkstatt<br />
unterschiedlich und müssen <strong>de</strong>shalb<br />
individuell entwickelt und ständig<br />
geprüft wer<strong>de</strong>n.<br />
Wie sehen solche Routinen aus?<br />
In je<strong>de</strong>m Kfz-Betrieb gibt es wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong><br />
Aufgaben. Nehmen wir das<br />
einfache Beispiel Wartung. Welcher Mechaniker<br />
kümmert sich um einen neu eingetroffenen<br />
Wagen? An welcher Hebebühne?<br />
Wer druckt <strong>de</strong>n passen<strong>de</strong>n Wartungsplan<br />
wann aus? Was wird geprüft,<br />
wenn <strong>de</strong>r Wagen auf <strong>de</strong>r Hebebühne<br />
steht? Was geschieht, wenn ein Defekt<br />
erkannt wird? In vielen Werkstätten gibt<br />
es auf diese Fragen keine klare Antwort<br />
– sie arbeiten in <strong>de</strong>n Tag hinein. Kommen<br />
zwei Kun<strong>de</strong>n gleichzeitig, wird’s meist<br />
schon hektisch. Wer hier allerdings Routinen<br />
entwickelt, umschifft diese Hektik.<br />
Hinzu kommt, dass auch sonst unbeachtetes<br />
Reparaturpotenzial erkannt wird –<br />
das ist bares Geld für die Werkstätten.<br />
Von wie viel Geld re<strong>de</strong>n wir hier?<br />
Es geht um Tausen<strong>de</strong> von Euro jährlich.<br />
Wir von <strong>de</strong>r ATR-Aka<strong>de</strong>mie schlagen<br />
je<strong>de</strong>s Jahr unsere Hän<strong>de</strong> über <strong>de</strong>m Kopf<br />
zusammen, wenn wir die Ergebnisse unserer<br />
Prüftage bekommen. Dabei nehmen<br />
wir Fahrzeuge unter die Lupe, die<br />
eben eine Werkstatt verlassen haben.<br />
2010 hatten 96,4 Prozent aller geprüften<br />
Fahrzeuge noch Reparaturpotenzial – sei<br />
es bei Bremsen, Stoßdämpfern o<strong>de</strong>r Abgasanlagen.<br />
Selbst wenn nur <strong>de</strong>r Scheibenwischer<br />
sprö<strong>de</strong> ist: Wer genauer prüft<br />
und mehr Fehler fin<strong>de</strong>t, kann schlichtweg<br />
mehr Stun<strong>de</strong>n und Teile verkaufen.<br />
Welche Rolle spielen aktuelle technische<br />
Daten dabei?<br />
Aktuelle technische Daten sind heute<br />
wichtiger <strong>de</strong>nn je, ganz einfach, weil die<br />
Fahrzeuge voller Elektronik stecken. Je<strong>de</strong>s<br />
Auto ist an<strong>de</strong>rs. Heute gibt es jedoch<br />
viele gute Programme, die technische<br />
Daten liefern – und glücklicherweise haben<br />
die meisten Werkstattinhaber erkannt,<br />
dass ohne diese Software schlichtweg<br />
nichts geht im Kfz-Betrieb. Die Software<br />
kostet zwischen 3.000 und 5.000<br />
Euro im Jahr – überschaubar, wie ich fin<strong>de</strong>.<br />
Immerhin investiert die Werkstatt damit<br />
in ihre Wettbewerbsfähigkeit.<br />
Welche Fehler machen Werkstätten im<br />
Umgang mit technischen Daten?<br />
Werkstattpraxis ¦ Titelthema<br />
Während wir früher Probleme hatten,<br />
überhaupt an technische Daten zu kommen,<br />
wer<strong>de</strong>n Werkstätten heute gera<strong>de</strong>zu<br />
davon überschwemmt. Sei es bei <strong>de</strong>n<br />
Plänen für die Wartung, sei es bei <strong>de</strong>n<br />
Fahrzeugdaten für die Fehlerdiagnose.<br />
Es ist schwierig, <strong>de</strong>n Überblick zu behalten.<br />
Die Suche nach <strong>de</strong>n richtigen Daten<br />
und das anschließen<strong>de</strong> Einlesen in die<br />
Anleitungen sind zeitaufwendig. Und es<br />
geschieht allzu oft zwischen Tür und Angel.<br />
Das muss strukturierter gehen.<br />
Mit einer Routine …<br />
Genau (lacht). Im Grun<strong>de</strong> ist es wie immer<br />
im Leben, wenn man etwas gut machen<br />
möchte.<br />
Wie kann die Werkstatt prüfen, ob ihre<br />
Routinen funktionieren?<br />
Intern gibt es die Möglichkeit, mit seinen<br />
Mitarbeitern zu re<strong>de</strong>n und die Routinen<br />
gemeinsam durchzuspielen. Dabei<br />
wird schnell klar, an welcher Stelle es<br />
klemmt. Diese internen Checks sollten<br />
regelmäßig geschehen. Denn schleicht<br />
sich einmal ein Fehler ein, wird dieser<br />
schnell zur Routine. Natürlich gibt es<br />
auch die Möglichkeit, seine Werkstattabläufe<br />
mit einem unangekündigten Werkstatttest<br />
prüfen zu lassen. Dabei wird<br />
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© Illustration: VW