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Historische Kühler
Wabe für Wabe
Heute ist es so einfach. Kühler sind preiswerte, industriell
gefertigte Massenbauteile. In der automobilen Frühzeit sah das
anders aus: Kühler waren groß und schwer. Sie entstanden bei
Spezialisten in aufwändiger Handarbeit. Das jedoch schützt sie
nicht vor Korrosion – ein Problem, das bei historischen Kühlern
häufig auftritt.
Als das Automobil laufen lernte, gab es
große Hürden zu überwinden. Mehr Leistung
war das Ziel, und dazu galt es, sich
auch Gedanken über ein leistungsfähiges
Kühlsystem zu machen. Dies gelang
erstmals Wilhelm Maybach, jenem genialen
Ingenieur und Weggefährten Gottlieb
Daimlers, der 1900 den ersten Mercedes
konstruiert hatte. Die Jahrhundertwende
war für den Automobilbau eine höchst
innovative Zeit. Das ist kaum zu glauben,
wenn man heute einen der großen Kühler
Hoffnungslos zerfressen: In diesem Zustand hilft nur noch eine Neufertigung
aus dieser Epoche sieht. Maybachs Idee
war, die zuvor üblichen, wenig effektiven
Rohrschlangenkühler durch eine neue
Konstruktion zu ersetzen. Tausende kurzer
Röhrchen hatte er so zu einem Paket
gepackt und verlötet, dass zwischen ihnen
etwas Raum blieb. Hier konnte das
Kühlwasser zirkulieren. Gleichzeitig
konnte der Fahrtwind die Röhrchen
durchströmen. Das Ergebnis war ein
Meilenstein: Maybachs Erfindung steigerte
die Leistung der Kühler enorm.
Bei Oldtimern vor dem Zweiten Weltkrieg
ist diese Bauart üblich. Für Besitzer solcher
Fahrzeuge ist heute ein Kühler in originaler
Bauart ein hoher Kostenfaktor bei
der Restaurierung. Zum einen sind erfahrene
Kühlerbauer selten geworden, zum
anderen belegen schon wenige Fakten
den hohen Aufwand: Große Röhrchenkühler,
wie sie beispielsweise ein Mercedes-Benz
770 (ab 1930) trägt, entstehen
aus rund anderthalb Kilometern eines
speziell für diesen Zweck gezogenen
Messingrohrs. Es muss zunächst exakt
auf Gehrung gesägt werden – über
13.200 kurze Röhrchen entstehen so in
Handarbeit. Das geordnete Zusammenfügen
dieser Unmengen an Röhrchen zu
Blöcken ist ebenfalls aufwändig. Hierbei
müssen die Neigungswinkel beachtet
werden, zudem werden passende
Drahteinlagen benötigt, aus denen sich
die definierten Abstände zwischen den
Röhrchen ergeben. Verstellbare Setzrahmen
helfen bei dieser Arbeit enorm, bei
der das Röhrchenpaket immer wieder
vermessen und justiert werden muss.
Selbst Profis benötigen für diese Arbeiten
einen Tag und mehr. Durch Eintauchen
in flüssiges Zinn wird das Paket zu
einem Block gefügt. Auch hier braucht es
Profis mit Feingefühl: Nur wenn das Lot
alle Röhrchen gut und dicht verbindet,
kann der Kühler später auf Dauer das
Wasser halten.
Ebenfalls aufwändig zu fertigen sind die
Wasserkästen, die den Block mit seinen
vielen tausend Röhrchen umfassen. Sie
bestehen oft aus mehr als zwei Dutzend
unterschiedlich geformten Messingblechen.
Im Unterschied zu den Blöcken
können diese Kästen häufig repariert und
wiederverwendet werden. Die dünnen
Röhrchen im Inneren sind jedoch nicht
selten zerfressen – was von außen nicht
ohne Weiteres zu erkennen ist. Darin liegt
auch die Gefahr für den Oldtimerbesitzer:
Ohne ein gut funktionierendes Kühlsystem
kapituliert jeder Motor früher oder
später. Doch diesen zu reparieren ist in
der Regel deutlich teurer als ein neuer
Röhrchenkühler.
Ansprechpartner
Kühlerbau Michael Schneider,
Telefon: (02256) 70 60
Fight the night!
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blinklicht 1/2012
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1.75 OSRAM AG, CRM MK AB, 81536 München
Die speziellen Messingröhrchen werden von
Hand auf Länge gesägt
Das Röhrchenpaket wird von jeder Seite erst in
ein Flussmittel, dann in flüssiges Zinn getaucht
Aus Messingblech werden die Wasserkästen gebaut.
Als Vorgabe dient das Original oder eine
Zeichnung
www.osram.de
In einem einstellbaren Setzrahmen werden die
vielen tausend Röhrchen exakt positioniert
Das Egalisieren der Oberflächen erfolgt mit einem
Bandschleifer
Der Stutzen wird aus mehreren Teilen gefertigt.
Das Gewinde entsteht auf der Drehbank
Drähte dienen als Abstandshalter. Durch diesen
Raum fließt später das Wasser
Auf speziellen Lehren werden die Blöcke zusammengefügt.
So enstehen die typischen Spitzkühler
Ein Kühler wie dieser wiegt rund 75 Kilogramm.
Zum Schluss wird er poliert, verkupfert und verchromt
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