«Faire Lösung» «Adieu spitze Feder ... - Die Schweizerische Post
«Faire Lösung» «Adieu spitze Feder ... - Die Schweizerische Post
«Faire Lösung» «Adieu spitze Feder ... - Die Schweizerische Post
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
www.post.ch/personalzeitung<br />
Arbeitszeitregelung<br />
heute und morgen<br />
<strong>Die</strong> Arbeitszeit des Zustellpersonals<br />
zu berechnen, war noch nie eine einfache,<br />
unumstrittene Angelegenheit. Das<br />
war schon zu PTT-Zeiten so, als die<br />
Boten auf ihrer Zustelltour an einzelnen<br />
Tagen von einem Kontrolleur mit der<br />
Stoppuhr begleitet wurden. Auch seit die<br />
<strong>Post</strong> ein eigenständiges und zunehmend<br />
im Wettbewerb stehendes Unternehmen<br />
ist, versucht sie, die Arbeitszeiten im<br />
Zustelldienst möglichst realistisch,<br />
gerecht und transparent zu erfassen. Das<br />
mit den Gewerkschaften ausgehandelte<br />
neue Arbeitszeitmodell «Move-it» mit<br />
Vollzeiterfassung wird hier entscheidende<br />
Verbesserungen bringen.<br />
Heute werden aufgrund von 24 Stichtagen,<br />
an denen das Zustellpersonal alle<br />
Sendungen von Hand zählt, Mengendaten<br />
ermittelt und mit sogenannten SOP-<br />
Werten (Zeitwerte, die für die einzelnen<br />
Sendungsarten wie A-<strong>Post</strong> und B-<strong>Post</strong><br />
zur Verfügung stehen) multipliziert. Das<br />
Resultat auf das Jahr hochgerechnet<br />
ergibt die für das gesamte Jahr gültige<br />
Arbeitszeit. Mit Move-it wird die effektiv<br />
geleistete Arbeitszeit gescannt und auf<br />
ein Jahresarbeitskonto gutgeschrieben.<br />
Damit kann viel genauer und transparenter<br />
als heute erfasst werden, wer für<br />
welche Aufgabe wie viel Zeit vergütet<br />
erhält.<br />
Mit dem Modell, wie es heute besteht,<br />
wird die Arbeit innerhalb einer Briefzustellregion<br />
(BZR) auf die einzelnen<br />
Zustellboten verteilt. Den Boten wird für<br />
eine ihnen zugeteilte Arbeit eine<br />
bestimmte Zeit gutgeschrieben, egal ob<br />
die Zusteller ihre Arbeit schneller oder<br />
langsamer erledigen. Mit dem neuen<br />
Arbeitszeitmodell leisten alle, auf ein<br />
Jahr bezogen, genau die vertraglich festgelegte<br />
Arbeitszeit.<br />
ten können der Führung in den Briefzustellregionen<br />
aber wertvolle Prognosewerte liefern<br />
und so die Planung vereinfachen. Zudem lassen<br />
sich die elektronisch erhobenen Daten mit<br />
den effektiven Arbeitszeiten eines Teams vergleichen,<br />
wodurch die Leistung eines ganzen<br />
Teams – die Teamperformance – bewertet werden<br />
kann. «Damit fördert das Projekt auch die<br />
Teamarbeit gemäss der Gruppenbildung im<br />
Zustelldienst», nennt der Leiter Zustellung<br />
einen weiteren erfreulichen Effekt von Move-it.<br />
In der Praxis soll das neue Arbeitszeitmodell<br />
mit einem im Oktober beginnenden Pilotversuch<br />
weiter getestet werden.<br />
Nachgefragt<br />
Wie charakterisieren Sie kurz das neue<br />
Arbeitszeitmodell im Zustelldienst?<br />
Das neue Arbeitszeitberechnungsmodell<br />
ist eine Lösung, hinter der wir zusammen mit<br />
den Mitarbeitenden stehen. Denn, dass das<br />
Modell auch von den Mitarbeitenden getragen<br />
wird, ist mir besonders wichtig. Gleich-<br />
Briefzustellung Hintergrund 13<br />
<strong>Die</strong> <strong>Post</strong> Nr. 9/2006<br />
■ bei Thomas Baur, Leiter Zustellung <strong>Post</strong>Mail<br />
Sind die Gewerkschaften mit dem neuen<br />
Move-it-Modell zufrieden?<br />
Ja, das Zustellpersonal hat das Modell<br />
angenommen und ist damit zufrieden. <strong>Die</strong><br />
Mehrheit der Mitarbeitenden wollte nicht<br />
mehr, dass die Arbeitszeitberechnung auf<br />
den Leistungsstandards und auf BESTAD<br />
basiert. Ob Move-it akzeptiert wird, hängt<br />
davon ab, wie das Modell in der Praxis<br />
umgesetzt wird. <strong>Die</strong> paritätischen Steuerungsgruppen<br />
müssen das Projekt begleiten.<br />
Welches waren die zentralen Forderungen<br />
der Gewerkschaften?<br />
Wir wollten zunächst alle Move-it-Teile<br />
aushandeln, die den GAV betreffen. Wir<br />
forderten hauptsächlich, dass die Teamleistungen<br />
nicht an Focus gebunden sind und<br />
bei der Jahresarbeitszeit die Bestimmungen<br />
des GAV <strong>Post</strong> eingehalten werden. Arbeit auf<br />
Abruf ist unzulässig, die Einschränkungen<br />
bezüglich der Anstellung von Personal mit<br />
Beschäftigungsrahmen sind klar geregelt. Das<br />
Stücklohnsystem wird klar abgelehnt. Move-it<br />
muss für das gesamte Zustellpersonal gelten<br />
(PM und PV). Es werden zentral wie in den<br />
Regionen (Zustellzonen) paritätische Steuerungsgruppen<br />
gebildet.<br />
zeitig ist das neue Arbeitszeitmodell ein<br />
Vertrauensbeweis von <strong>Post</strong>Mail gegenüber<br />
den Zustellerinnen und Zustellern.<br />
Was sind die wichtigsten Vor- und<br />
Nachteile dieses Modells für das Zustellpersonal?<br />
Der Vorteil ist, dass die Boten nun ihre<br />
effektiv geleistete Arbeitszeit erfassen<br />
und diese ihnen gutgeschrieben wird.<br />
Mit Move-it können wir so die unterschiedliche<br />
Leistungsfähigkeit der Mitarbeitenden<br />
berücksichtigen. Eine effektive<br />
Zeiterfassung bedingt aber auch, dass die<br />
Arbeitsabläufe klarer geregelt werden.<br />
Auf der Tour müssen beispielsweise die<br />
Pausenzeiten einheitlich festgelegt werden,<br />
was die Freiheiten auf dem Zustellgang<br />
einschränken kann.<br />
Muss das Modell mit der Einführung der<br />
neuen Briefzentren noch angepasst werden?<br />
Nein, die Zahlen zu den Sendungsmengen<br />
werden künftig noch genauer, und dies vereinfacht<br />
die Einsatzplanung des Personals.<br />
■ bei Robert Métrailler, Regionalsekretär<br />
bei der Gewerkschaft transfair<br />
Wo liegen die Vorteile des neu ausgehandelten<br />
Modells aus Ihrer Sicht?<br />
Dank Move-it können individuelle Aspekte<br />
(Gesundheitszustand, Alter der Mitarbeitenden<br />
usw.) sowie lokale Besonderheiten (geografische<br />
Lage, klimatische Bedingungen)<br />
berücksichtigt werden. Der Lohn basiert auf<br />
der effektiven Arbeitszeit. Move-it ist ein transparentes<br />
System auf Vertrauensbasis. <strong>Die</strong> Verantwortung<br />
der Teamleader wird zunehmen.