«Faire Lösung» «Adieu spitze Feder ... - Die Schweizerische Post
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www.post.ch/personalzeitung<br />
Leute 23<br />
<strong>Die</strong> <strong>Post</strong> Nr. 9/2006<br />
dialog<br />
mein Ziel erreicht, mein<br />
Vom Berufstraum<br />
zum Survivor<br />
Mit 25 Jahren hatte ich<br />
einen Berufstraum und<br />
ein Karriereziel. Ich wollte<br />
eine «grosse» <strong>Post</strong>stelle<br />
leiten, mit einem Kadermitarbeiterstab<br />
eine Führungstätigkeit<br />
ausüben. 22<br />
Jahre später hatte ich<br />
Berufstraum ging in Erfüllung.<br />
Ich war führungsverantwortlich für ca.<br />
130 Mitarbeitende. Es waren Frauen und<br />
Männer, die für den Verkauf aller <strong>Post</strong>dienstleistungen<br />
bei den Privat- und Grosskunden<br />
zuständig waren: Zustellbeamte, Leute die<br />
im Bahnpost- Transport- und Umladwesen<br />
tätig waren, Mitarbeitende im Hausdienst<br />
und weitere Spezialisten.<br />
Als mit dem Umbau des Unternehmens<br />
<strong>Post</strong> begonnen wurde, glaubte ich, als Leiter<br />
einer «grossen» <strong>Post</strong>stelle die vielseitigen,<br />
herausfordernden und anspruchsvollen<br />
Funktionen mit gewissen Veränderungen<br />
weiter ausüben zu können.<br />
Heute beträgt mein Personalbestand noch<br />
knapp 20 Mitarbeitende. Mein Zuständigkeitsbereich<br />
umfasst nur noch den Verkauf<br />
bei den Privatkunden und KMU. <strong>Die</strong> Führungsarbeit<br />
ist marginal, meine (neuen)<br />
Aufgaben umfassen wieder – wie zu Beginn<br />
meiner postalischen Laufbahn – Arbeiten im<br />
<strong>Post</strong>betrieb. Sie sind weder unangenehm<br />
noch despektierlich, auch schätze ich das<br />
Teamwork. Aber, Hand aufs Herz, sie entsprechen<br />
keineswegs mehr dem vor mehreren<br />
Jahren erreichten Berufstraum und meinem<br />
Karriereziel. Für ein Weichenstellen<br />
bzw. das Erlangen eines Eidg. Fähigkeitsausweises,<br />
um auf dem postinternen und dem<br />
sen, denn als autoritätsgläubig<br />
will der kritische<br />
Geist nicht gelten. «Wenn<br />
ich nur etwas mehr Zeit<br />
gehabt hätte, mich vorzubereiten»,<br />
meint er denn<br />
auch. «So hätte ich den<br />
Herren Gygi und Strodel noch manches mehr<br />
zu sagen gewusst.»<br />
Lieber <strong>Post</strong>halter als Verkäufer<br />
Am 30. September 2006 tritt Frehner, der<br />
mit seiner Frau in der Wohnung über der <strong>Post</strong>stelle<br />
logiert und dort auch nach der Pensionierung<br />
verbleiben wird, zum letzten Mal sei-<br />
externen Arbeitsmarkt die Chance für eine<br />
neue berufliche Herausforderung zu erhalten,<br />
war es für mich objektiv und realistisch<br />
gesehen zu spät.<br />
Will die <strong>Post</strong> im heutigen lebendigen<br />
Markt eine erfolgreiche Unternehmung und<br />
eine attraktive Arbeitgeberin bleiben, muss<br />
sie sich ständig bewegen, sich fit halten und<br />
sich den neuen Marktverhältnissen anpassen.<br />
Das gilt natürlich für alle ihre Mitarbeitenden,<br />
so auch für mich. Träume, Visionen<br />
Berufs- und Lebensziele müssen manchmal<br />
einer Entwicklung und Realität weichen, die<br />
man nicht voraussehen kann. Wolken können<br />
Menschen in ihrem beruflichen Alltag<br />
die Stimmung verdunkeln. Wir wissen aber:<br />
<strong>Die</strong> Sonne kommt ja immer wieder.<br />
Walter Wüthrich<br />
Tel.-Nr. 0848 888 888<br />
In der Aprilnummer<br />
dieser Zeitung wurde der<br />
erste Geburtstag der «Gelben<br />
Stimme», des Kundendienstes<br />
der <strong>Post</strong>,<br />
gefeiert. Alles wunderbar,<br />
Schalmeienklänge auf der<br />
ganzen Linie! Ich mag<br />
nicht so recht in dieses<br />
Loblied einstimmen.<br />
Dass nun die Telefonnummern der einzelnen<br />
<strong>Post</strong>stellen nicht mehr allgemein<br />
zugänglich sind – also nicht mehr in den<br />
Telefonverzeichnissen stehen – finde ich<br />
völlig daneben. Was bei grossen <strong>Post</strong>stellen<br />
vielleicht noch Sinn macht, ist bei mittleren<br />
und kleineren <strong>Post</strong>stellen ein Blödsinn.<br />
nen <strong>Die</strong>nst an. <strong>Die</strong>nst ist das<br />
korrekte Wort für einen wie<br />
ihn, der sich doch nie so ganz<br />
zum Verkäufer hat mausern<br />
wollen.<br />
So hat er jüngst an einem<br />
internen Anlass der Region<br />
Ost erklärt, dass ihm die Berufsbezeichnung<br />
<strong>Post</strong>halter, im Sinne von Zusammenhalten<br />
viel eher entsprochen habe. Halten meint er<br />
aber auch im Sinne von Festhalten an Werten.<br />
«Ich will nicht bei allem, was ich für meine<br />
Kunden tue, nachrechnen ob es sich denn<br />
finanziell lohnt.» Doch vergisst er nicht zu<br />
erwähnen, dass seine <strong>Post</strong>stelle mit zwei<br />
Wieso soll man die eigene <strong>Post</strong>stelle nicht<br />
auch weiterhin direkt anrufen können?<br />
Wozu der Umweg über die 0848?<br />
Wir kennen unsere Kundschaft, und die<br />
Kundinnen und Kunden kennen uns. Wir<br />
sind die «Gelbe Stimme» der <strong>Post</strong> und nicht<br />
die «Callcenter-Agentin», die in Freiburg<br />
oder Schaffhausen am Bildschirm sitzt. Wie<br />
direkt, einfach und kundenfreundlich können<br />
doch die meisten Anfragen, die die eigene<br />
<strong>Post</strong>stelle betreffen, kurz und bündig<br />
beantwortet werden. Da geht es oft um Fragen<br />
im Zusammenhang mit der Zustellung –<br />
der Kunde wollte nur schnell fragen, weshalb<br />
die Zeitung noch nicht im Briefkasten<br />
liegt. Stattdessen gerät er in die Mühle eines<br />
Callcenters und muss lang und breit erklären,<br />
worum es geht. Ja, da wird es für den<br />
Kunden nicht gerade einfacher, mit der <strong>Post</strong><br />
auch nur ein kleines Geschäft zu machen!<br />
<strong>Die</strong> Rückfrage des Kundendienstes bei der<br />
<strong>Post</strong>stelle lässt nicht lange auf sich warten.<br />
Wenn wir nicht spätestens nach dreimaligem<br />
Läuten den Hörer abnehmen, werden<br />
wir mit einem E-Mail bedient. Also sitzen<br />
wir am Bildschirm, üben uns im DSP und<br />
brauchen bei weitem mehr Zeit für die<br />
Beantwortung. Umso fadenscheiniger ist<br />
das Argument, man wolle uns von administrativen<br />
Aufgaben entlasten. Ich halte nämlich<br />
die direkte Beantwortung einer Kundenanfrage<br />
am Telefon nicht für eine administrative<br />
Aufgabe. Administrativ sind für<br />
mich die sich laufend vermehrenden<br />
Anwendungen am Bildschirm. Doch wir<br />
sind ja so PC-gläubig und tummeln uns<br />
gerne in den immer raffinierteren Tools, die<br />
uns die Arbeit erleichtern sollten. Tun sie es<br />
wirklich? Albert Frehner, Azmoos<br />
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Zustellerinnen im Teilzeitpensum wirtschaftlich<br />
gut läuft.<br />
Vorbei mit der Leserbriefschreiberei<br />
In der vierten Generation hat Frehner die<br />
<strong>Post</strong>stelle geführt, und die Dynastie stirbt nicht<br />
aus. Am 1. Oktober tritt Sohn Christian die<br />
Stelle an. «Geplant war diese Nachfolge nicht»,<br />
meint er, «es hat sich so ergeben. Vielleicht<br />
liegts in unserer Familie eben doch im Blut.» Ab<br />
dem 1. Oktober ist es für Frehner auch vorbei<br />
mit der Leserbriefschreiberei: «Ich will mir nicht<br />
den Vorwurf machen lassen, stets meinen Senf<br />
dazu geben zu müssen, während ich nicht mehr<br />
im Geschäft bin», sagt er mit Nachdruck.