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zweitwohnungen in toblach

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Schattenseiten (und mögliche Gefahren) im Überblick:<br />

DER LANDWIRTSCHAFTLICHE UND LANDSCHAFTLICHE ASPEKT<br />

• Grundressourcen im ländlich alp<strong>in</strong>en Raum werden knapper, die Grundstückspreise steigen<br />

• Agrarfläche schw<strong>in</strong>det, der Nahrungsmittel produzierende regionale Kreislauf wird geschwächt<br />

• Zersiedelung<br />

• das Ortsbild verliert mehr und mehr an Authentizität<br />

DER ÖKONOMISCHE ASPEKT:<br />

• hohe Nachfrage treibt Preise von Grund und Immobilien <strong>in</strong> astronomische Höhen<br />

• unerschw<strong>in</strong>gliche Wohnungs- und Grundstückspreise für junge Familien<br />

• ger<strong>in</strong>ge Wertschöpfung aus Zweitwohnungen<br />

• unter Umständen Gästerückgang <strong>in</strong> Beherbergungsbetrieben<br />

• e<strong>in</strong>mal veräußerte Wohnungen fallen sehr selten an Ortsansässige zurück<br />

• Auswirkungen auf die Erbteilung<br />

DER SOZIALE ASPEKT<br />

• zunehmende Abwanderung (bes. junger Menschen)<br />

• Zweitwohnungsbesitzer haben (wenn der Hauptwohnsitz verlegt wird) dieselben Ansprüche auf<br />

Sozialleistungen wie Ortsansässige (Altersheim, Pflegegeld, Wahlrecht usw.)<br />

• schw<strong>in</strong>dendes Dorf- und Vere<strong>in</strong>sleben<br />

Interview mit Vizebürgermeister Bernhard Mair<br />

Bernhard Mair, Vizebürgermeister, befasst sich<br />

seit se<strong>in</strong>em E<strong>in</strong>stieg <strong>in</strong> die Politik mit der Thematik<br />

„Zweitwohnungen“. Er kennt die Situation <strong>in</strong> Toblach<br />

sehr genau und hat sich immer wieder auch<br />

medial dazu geäußert.<br />

Herr Mair, Sie verfolgen die Thematik „Zweitwohnungen“<br />

seit ihrem E<strong>in</strong>stieg <strong>in</strong> die Politik.<br />

Welche Entwicklungen ließen sich <strong>in</strong> den letzten<br />

Jahrzehnten <strong>in</strong> Toblach beobachten?<br />

Vizebm. MAIR: Die Thematik „Zweitwohnungen“ ist<br />

sicher wie jede Wirtschaftstätigkeit von der Marktsituation<br />

abhängig. Es hat im Laufe der Jahrzehnte<br />

immer wieder Veränderungen gegeben, auch weil<br />

die Landesgesetzgebung auf die Problematik auf<br />

H<strong>in</strong>weis der betroffenen Geme<strong>in</strong>den reagiert hat.<br />

In der Zwischenzeit ist der Zweitwohnungsbau<br />

ganz <strong>in</strong> der Hand e<strong>in</strong>iger e<strong>in</strong>heimischer Südtiroler<br />

Unternehmer.<br />

F<strong>in</strong>anziell profitieren Geme<strong>in</strong>de und Bürger<br />

von Zweitwohnungen, da teilweise recht<br />

hohe Abgaben entrichtet werden (ICI/IMU,<br />

Aufenthaltssteuer, Müllgebühren, Wasser<br />

etc.), die dann wieder allen zugutekommen.<br />

Die Kehrseite der Medaille ist jedoch auch zu<br />

erwähnen ...<br />

Vizebm. MAIR: Da müssen wir differenzieren, da ja<br />

jede Steuer und Gebühr nur auf Grund gesetzlicher<br />

Grundlagen e<strong>in</strong>gehoben werden kann. Auch wenn<br />

wir immer wieder versucht haben, die Belastungen<br />

für unsere Geme<strong>in</strong>de durch die Zweitwohnungen<br />

durch Steuern abzufedern, ist dies nur zum Teil<br />

möglich. Von „profitieren“ kann überhaupt ke<strong>in</strong>e<br />

Rede se<strong>in</strong>, immerh<strong>in</strong> müssen wir die Infrastrukturen,<br />

die teilweise nur für wenige Wochen im Jahr<br />

voll genützt werden, das ganze Jahr <strong>in</strong>standhalten<br />

und dies wird von den Zweitwohnungseigentümern<br />

auch e<strong>in</strong>gefordert. Für unsere Geme<strong>in</strong>de und unsere<br />

Bürger überwiegen e<strong>in</strong>deutig die Nachteile.<br />

Bei den Zweitwohnungen kann man auch von<br />

energetischem Wahns<strong>in</strong>n sprechen. Aufgrund<br />

der Temperaturen, die <strong>in</strong> Toblach w<strong>in</strong>ters<br />

herrschen, müssen die Wohnungen auch beheizt<br />

werden, obwohl sie gar nicht bewohnt<br />

werden ...<br />

Vizebm. MAIR: Das wird sicher notwendig se<strong>in</strong>. Nebenbei<br />

s<strong>in</strong>d diese Gebäude sehr oft auch energetisch<br />

schlecht gebaut, besonders jene, die <strong>in</strong> den<br />

Siebzigerjahren errichtet worden s<strong>in</strong>d.<br />

Mit dem Problem „Zweitwohnungen“ kämpfen<br />

auch andere alp<strong>in</strong>e Gebiete, etwa die<br />

Schweiz und Nordtirol. In Nordtirol verbietet<br />

e<strong>in</strong> Gesetz, dass mehr als 8% Zweitwohnungen<br />

gemeldet s<strong>in</strong>d. Warum wurde e<strong>in</strong>e derartige<br />

Beschränkung nicht längst auch <strong>in</strong> Südtirol<br />

e<strong>in</strong>geführt?<br />

Vizebm. MAIR: Das kann ich leider nicht sagen. Es<br />

ist immer wieder gesagt worden, dass die Nordtiroler<br />

Regelung EU-widrig sei. Es ist nun höchste Zeit,<br />

dass diese Frage endgültig von den Fachleuten<br />

geklärt wird, wobei die Me<strong>in</strong>ungen unterschiedlich<br />

s<strong>in</strong>d, um e<strong>in</strong>e ähnliche Regelung auch <strong>in</strong> Südtirol<br />

e<strong>in</strong>zuführen.<br />

Indem man e<strong>in</strong>en Großteil der neu errichteten<br />

Wohnungen konventioniert, d.h. den<br />

E<strong>in</strong>heimischen vorbehält, versuchte man das<br />

Problem <strong>in</strong> den Griff zu bekommen. Was nützt<br />

eigentlich die Konventionierung, wenn die<br />

Wohnungspreise für die E<strong>in</strong>heimischen trotzdem<br />

nahezu unerschw<strong>in</strong>glich bleiben?<br />

TEMA DI APERTURA 5

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