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zweitwohnungen in toblach

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Es gilt als offenes Geheimnis, dass die Baubranche<br />

e<strong>in</strong>e sehr mächtige Lobby bildet, die<br />

ihren E<strong>in</strong>fluss auch <strong>in</strong> der Gesetzgebung geltend<br />

zu machen versteht. Muss man konstatieren,<br />

dass die Politik vor dieser kapituliert<br />

hat und nicht imstande oder nicht gewillt ist/<br />

war, das Allgeme<strong>in</strong>wohl vor die Interessen<br />

der Lobby zu stellen?<br />

Dr. ORTNER: Den E<strong>in</strong>heimischen, <strong>in</strong>sbesondere den<br />

Jugendlichen, wird die Zukunft <strong>in</strong> ihrer Heimat regelrecht<br />

verbaut. Der Kauf von Wohnungen ist für<br />

E<strong>in</strong>heimische junge Familien oft unerschw<strong>in</strong>glich.<br />

In der Bevölkerung macht sich über diese Entwicklung<br />

immer mehr Unbehagen breit. Die Inhaber<br />

von Ferienwohnungen halten sich nur für e<strong>in</strong>ige<br />

Wochen auf.<br />

Sie fordern <strong>in</strong> Ihrer Resolution von den politisch<br />

Verantwortlichen e<strong>in</strong>e Neufassung des<br />

Raumordnungsgesetzes. Hat man <strong>in</strong> ihren<br />

Augen das Problem erkannt? Gibt es Anzeichen,<br />

dass man tatsächlich etwas verändern<br />

will?<br />

Dr. ORTNER: Wir fordern, dass die Anzahl der Freizeitwohnsitze<br />

wie im Tiroler Raumordnungsgesetz<br />

auf maximal 8 Prozent je Geme<strong>in</strong>de festgelegt<br />

wird. Erforderlich ist auch e<strong>in</strong>e Festschreibung der<br />

dauernden Konventionierung geförderter Wohnungen<br />

und der gastgewerblichen Zweckb<strong>in</strong>dungen<br />

von Hotelkubaturen. Die Wohnungen s<strong>in</strong>d den E<strong>in</strong>heimischen<br />

vorzubehalten. Erforderlich ist nicht<br />

zuletzt der E<strong>in</strong>bau von Hürden für die Ansässigkeit<br />

und e<strong>in</strong>e höhere Besteuerung von Ferienwohnungen.<br />

Nur e<strong>in</strong>e transparente Raumordnung kann<br />

den Spekulanten E<strong>in</strong>halt gebieten.<br />

Die neue Zweitwohnung entsteht eigentlich<br />

immer dann, wenn sich der Ortsansässige<br />

entschließt, se<strong>in</strong>en Besitz zu verkaufen. Politik,<br />

Verwaltung, Spekulanten s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der Ket-<br />

te nachgeordnete Glieder, wobei freilich die<br />

Entscheidung zum Verkauf durch gesetzliche<br />

Vorgaben und Marktpreise massiv mitbestimmt<br />

wird ...<br />

Dr. ORTNER: Die Politik ist gefordert, Maßnahmen<br />

zu setzen, um e<strong>in</strong> Verscherbeln der Zweitwohnungen<br />

zu verh<strong>in</strong>dern und die E<strong>in</strong>heimischen nicht<br />

auszugrenzen.<br />

Als Argument führen Sie auch <strong>in</strong>s Feld, dass<br />

Zweitwohnungen E<strong>in</strong>bußen bei Buchungen <strong>in</strong><br />

Hotels mit sich br<strong>in</strong>gen. Dem ließe sich entgegenhalten,<br />

dass andere Branchen (Handel,<br />

Restaurants ...) u.U. profitieren und dass es<br />

von dieser Seite ke<strong>in</strong>e offizielle Stellungnahme<br />

gibt ...<br />

Dr. ORTNER: In der Bevölkerung macht sich zunehmend<br />

e<strong>in</strong> Unbehagen über diese Entwicklung<br />

breit. Mit dem Ausverkauf der Heimat werden die<br />

Ortschaften auch <strong>in</strong> ihrer landschaftlichen, sozialen,<br />

kulturellen und wirtschaftlichen Struktur verändert.<br />

Im Zusammenhang mit der Problematik<br />

der Zweitwohnungen ist viel die Rede von<br />

Werten wie Tradition und Heimatverbundenheit.<br />

Könnte es se<strong>in</strong>, dass im Zuge e<strong>in</strong>es<br />

tiefgreifenden gesellschaftlichen Wandels<br />

derartigen Werten nicht mehr die Bedeutung<br />

beigemessen wird, die man ihnen e<strong>in</strong>st beimaß?<br />

Dr. ORTNER: Die Fortentwicklung unserer Tradition,<br />

die Entwicklung des Tourismus, die Solidargeme<strong>in</strong>schaft<br />

unserer Wohnorte, unser unverwechselbares<br />

Natur- und Kulturerbe stehen auf dem<br />

Spiel. Handeln wir im öffentlichen Interesse und<br />

überlassen wir auch unseren K<strong>in</strong>dern e<strong>in</strong>e Heimat<br />

mit Zukunft, die lebens- und liebenswert ist. Heimat<br />

ist e<strong>in</strong> verpflichtendes und nicht e<strong>in</strong> belastendes<br />

Erbe.<br />

Interview: W. Strobl<br />

TEMA DI APERTURA 7

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