Die Verantwortung aber bleibt - GEW
Die Verantwortung aber bleibt - GEW
Die Verantwortung aber bleibt - GEW
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
<strong>Die</strong> Realisierung der Ziele<br />
Es soll eine Gemeinde gefunden werden, die noch<br />
nicht verewigt wurde, von der noch Überlebende vorhanden<br />
sind, die über die Geschehnisse aussagen können.<br />
Wir wählten die Gemeinde „Kleuschtzel“, weil<br />
unser erster Schuldirektor aus dieser Stadt stammt<br />
und schon die wenigen Überlebenden um sich versammelt<br />
hatte. Nun musste das vorhandene Material,<br />
Schriftdokumente, Bilder und andere Beweise gesammelt<br />
und gesichtet sowie Treffen mit den Überlebenden<br />
dieser Stadt organisiert werden, um ihre<br />
authentischen Berichte zu hören. Für die geplante<br />
Niederschrift wollten wir historisches Material zum<br />
besseren Verständnis sammeln. <strong>Die</strong>se wurde den Kindern<br />
auf verschiedenem Wege nahegebracht: Einsatz<br />
von Geschichtsbüchern, Erzählungen, Liedern und<br />
Gedichten, um die Schüler besser auf spätere Gespräche<br />
vorzubereiten. Besuch im Holocaust-Museum.<br />
Drucken, Illustrieren und Binden der schriftlichen<br />
Ergebnisse. Treffen mit Angestellten von Yad Vashem.<br />
Schlussfeier mit Aufführung eines Theaterstücks über<br />
die vernichtete Stadt.<br />
Durchführung der Lernschritte<br />
Vor allem wollten wir Überlebende der Stadt finden.<br />
Wir suchten Adressen und Telefonnummern und<br />
setzten uns mit ihnen in Verbindung. Wir erklärten<br />
ihnen unsere Absichten und baten sie um Mitarbeit.<br />
<strong>Die</strong> wenigen, die wir finden konnten, versprachen<br />
mitzumachen. Wir verabredeten eine Zusammenkunft<br />
und gingen gemeinsam mit den Schülern hin.<br />
Dort interviewten die Schüler einen nach dem anderen<br />
mit gut vorbereiteten Fragen zum Alltag im<br />
Schtetl, zur Stadt in der Zeit des Holocaust und zu<br />
den Vorschriften im Ghetto. <strong>Die</strong> Fragen wurden mit<br />
allem Ernst beantwortet. <strong>Die</strong> Kinder sammelten und<br />
verarbeiteten das Gehörte und schrieben Aufsätze<br />
darüber.<br />
Als die Kinder die Antworten auf die Verordnungen<br />
im Ghetto hörten, die nur dazu angetan waren, die<br />
Juden zu erniedrigen, zu beleidigen und ihren Geist<br />
zu brechen, waren sie tief erschüttert und konnten es<br />
nicht verstehen. Immer wieder kamen dieselben Fragen:<br />
„Warum – wieso – wie war das möglich – hat<br />
denn keiner geholfen?“ Darauf kam die Antwort: „Es<br />
gab auch gute Seelen bei den Christen, diese gehören<br />
zu den Gerechten der Welt. Es waren Menschen, die<br />
sich und ihre Familien in Gefahr brachten, um einen<br />
Juden zu retten.“ Es waren Erzählungen von Lebensrettern,<br />
die den Kindern Hoffnung und Licht gaben.<br />
Es hatte in dieser dunklen Zeit auch Menschen gegeben,<br />
die menschlich dachten und handelten.<br />
Nach den Interviews mit den Überlebenden, dem<br />
Sammeln von Unterlagen und Bildern fassten die<br />
Schüler gruppenweise das vorhandene Material zusammen.<br />
Beim Niederschreiben identifizierten sie<br />
sich voll und ganz mit dem Geschriebenen. Das war<br />
der Zeitpunkt für die Vorstellung des historischen<br />
Hintergrundes. <strong>Die</strong> Kinder erfuhren vom Aufstieg des<br />
Dritten Reiches, vom Programm der NSDAP, von der<br />
Person des Führers Adolf Hitler, von der Indoktrination<br />
unter der die deutsche Jugend aufwuchs. Sie lernten<br />
die Rassengesetze kennen und die Art, wie der<br />
Antisemitismus gepredigt wurde. Sie erfuhren von<br />
den verschiedenen Phasen der Judenvernichtung in<br />
Europa. So erschüttert die Kinder von den Berichten<br />
waren, der Besuch im Museum „Kämpfer der Ghettos“<br />
machte sie noch betroffener. Dort konnten sie<br />
anhand von authentischen Zeugnissen sehen und<br />
hören, was sich während des Holocaust zugetragen<br />
hatte. (Es folgt die Wiedergabe von Schülerreaktionen)<br />
Es wird deutlich, dass die Kinder jetzt tiefes Verständnis<br />
für diese Vorgänge aufbringen. Um dieses<br />
Verständnis noch zu stärken und die Kinder zu leichterer<br />
Artikulation all dessen zu befähigen, wurden<br />
jetzt Bücher eingesetzt, vor allem solche von Kindern<br />
oder über Kinder. „Das Tagebuch der Anne Frank“,<br />
„<strong>Die</strong> Zigarettenverkäufer“, „<strong>Die</strong> Kinder aus der Mapustraße“,<br />
das Buch von Sarah Nashmith und die Bücher<br />
von Janusz Korczak.<br />
47<br />
5<br />
Jüdischer Friedhof<br />
in Breslau