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Schriftleitung - Wandervogelhof Reinstorf

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machen. All ihr Sinnen und Trachten geht nur aufs Geldverdienen aus; trotz<br />

ihrer sehr sauren Arbeit waren sie ohne Ausnahme mit ihren Leben vollauf<br />

zufrieden.<br />

Die Ernährungsfrage machte uns auf dem Schiffe keine großen Sorgen. An<br />

einem Mittage konnte ich als Koch meinen hungrigen Gästen sogar in der<br />

Kombüse gekochten Hecht servieren. Montagabend legte der Dampfer in<br />

Verden an. Wir liefen noch in der Stadt rum, um allerhand einzukaufen. Zum<br />

letzten Male suchten wir unsere uns liebgewonnene Lagerstätte auf: In einem<br />

Kohlenbunker war durch uns seit Jahren vielleicht einmal aufgeräumt. An der<br />

Wand nach dem Kessel zu hatte der Heizer einen großen Berg Putzwolle ausgebreitet,<br />

worüber wir dann noch ein großes Schutzlaken (gegen Regen für<br />

leicht gefährdete Sachen) zogen. Wenn wir dann uns in den Zeltbahnen und<br />

Schlafsachen verkrochen hatten, lagen wir wie in Abrahams Schoß.“<br />

Heinrich Meyerholz hingegen schreibt kurz und knapp aus dem Feld:<br />

„Meine große Fahrt nach Frankreich hat nach 8 Monaten ihren vorläufigen<br />

Abschluß gefunden. Vor Verdun erhielt ich Granatsplitter an den Kopf und bin<br />

so [...] ins Uelzener Lazarett gekommen. Heil u. Sieg! Euer H. Meyerholz.“<br />

Die Jahreswende 1915/16 wird von den wenigen Verbliebenen wie üblich<br />

in Neumühle verbracht:<br />

„Dann kam die zweite Neujahrsfeier.<br />

Es war Hochbetrieb im<br />

Landheim: fünf Mann aus Uelzen.<br />

Jürgen, Beck, Hermes, Börn<br />

und dessen Freund Ebel, sechs<br />

Mann aus Celle: Schirmer, Klatt,<br />

Rummel, Engelhardt, Deyer und<br />

Brehing waren da. Am Sylvester<br />

gab es natürlich Sauerkohl, am<br />

Abend Griesbrei. Der Ofen heizte<br />

blendend. Das war gut, denn es<br />

Neumühle im Winter<br />

war ziemlich kalt. Oben beim Schlafen spürten wir das freilich nicht, denn<br />

mit unseren 11 Mann mußten wir hochkant pennen: auf jeden entfielen 33<br />

cm. Als wir dann morgens aus den Schlafsäcken krochen, waren wir direkt<br />

in Dampfwolken eingehüllt. In der Nacht zwischen 12 und 1 waren wir in<br />

die Köhlerhütte gegangen und hatten dort gesungen. Es war stockduster,<br />

daß man kaum den Weg finden konnte. Um die Lampe herum hatten wir zu<br />

diesem Neujahr einen Kranz aus Kieferzweigen, nicht wie früher aus Fichtenzweigen<br />

gebunden. Der hielt länger, wenigstens einige Monate und sah<br />

mindestens ebenso fein aus. Sonst sind wir am Neujahrstage fein in der Gegend<br />

herum gelaufen, haben mit Föhrenäppeln Schlachten geschlagen und<br />

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