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Barock Renaissance - Germanisches Nationalmuseum

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Qualität etwa aus Böhmen nach Danzig<br />

importiert wurden. Die mit finanzieller Unterstützung<br />

der Abegg-Stiftung erworbenen<br />

Altartücher ergänzen den Bestand<br />

Danziger Paramente im Germanischen<br />

<strong>Nationalmuseum</strong>, dessen Grundstock<br />

1875 der Ankauf von 64 Gewebefragmenten<br />

legte. Mit liturgischen Seiden, einem<br />

Mittelstück und drei als Depositum<br />

der Union Evangelischer Kirchen in der<br />

Evangelischen Kirche Deutschland (EKD)<br />

überlassenen Kaseln ist er seit 2006 wieder<br />

in der Schausammlung präsent.<br />

Lit.: Walter Mannowsky: Der Danziger Paramentenschatz.<br />

Kirchliche Gewänder und Stickereien<br />

aus der Marienkirche, Bd. 4. Berlin 1933,<br />

Kat.Nr. 297–323, bes. 308 (Inv.Nr. Gew<br />

5125) und 312 (Inv.Nr. Gew 5126) sowie<br />

Ergänzungsband Neue Funde 1937. Leipzig<br />

1938, N.F. 16–N.F. 23. –Zuden Berliner Objekten<br />

vgl. Europäische Stickereien vom Mittelalter<br />

bis zum Jugendstil aus der Textilsammlung<br />

des Berliner Kunstgewerbemuseums. Bearb. von<br />

Eva Mühlbächer (= Bestandskatalog des Kunstgewerbemuseums,<br />

20). Berlin 1995, S. 29,<br />

Kat.Nr. 16–18. –Weiterführend vgl. Joseph<br />

Braun: Handbuch der Paramentik. Freiburg i.Br.<br />

1912, S. 238. –Evelin Wetter: Böhmische Bildstickerei<br />

um 1400. Die Stiftungen in Trient, Brandenburg<br />

und Danzig. Berlin 2001. –Evelin Wetter:<br />

Die Makulaturfunde unter Brandenburger<br />

Paramentenstickereien. In: Liturgische Gewänder<br />

und andere Paramente im Dom zu Brandenburg.<br />

Hrsg. von Helmuth Reihlen. Regensburg/Riggisberg<br />

2005, S. 79–88. –Jutta Zander-Seidel:<br />

Liturgische Gewänder und Insignien. In: Mittelalter.<br />

Kunst und Kultur von der Spätantike bis<br />

zum 15. Jahrhundert (= Die Schausammlungen<br />

des Germanischen <strong>Nationalmuseum</strong>s, 2). Nürnberg<br />

2007, S. 309–323, bes. S. 321–323. –<br />

Juliane von Fircks: Serienproduktion im Medium<br />

mittelalterlicher Stickerei. Holzschnitte als Vorlagenmaterial<br />

für eine Gruppe mittelrheinischer<br />

Kaselkreuze des 15. Jahrhunderts. In: Reiche<br />

Bilder. Aspekte zur Produktion und Funktion von<br />

Stickereien im Spätmittelalter. Hrsg. von Uta-<br />

Christiane Bergemann/Annemarie Stauffer.<br />

Regensburg 2010, S. 65–82.<br />

Erworben aus dem Kunsthandel<br />

Jutta Zander-Seidel/<br />

Ada Hinkel (technologische Angaben)<br />

Viola da gamba<br />

Inv.Nr. MI 959 (Abb. 39). Matthias Hummel,<br />

Nürnberg, 1714. Gestochener Zettel: »Matthias<br />

Hum[m]el//Lauten und Geigen=macher in Nürnberg/ANNO<br />

[hs.] 1714«. Decke Nadelholz,<br />

dreiteilig, Zargen geflammter Ahorn, Boden<br />

Ahorn, zweiteilig; dunkler, rotbrauner Lack;<br />

Innenkonstruktion größtenteils erneuert, Stimmbrett<br />

wahrscheinlich original, Zubehör modern.<br />

L. 113,0 cm, L. Korpus 67,8 cm, B. Korpus<br />

29,7/22,8/39,8 cm (Decke); H. Zarge<br />

12,3 cm, Deckenmensur 37,2 cm.<br />

Matthias Hummel (1640/50– ca. 1715)<br />

war ein zu seiner Zeit hoch geschätzter<br />

Lauten- und Geigenmacher. Orientiert an<br />

Modellen Jacob Stainers (1617–1683)<br />

baute er vor allem Geigen, Bratschen und<br />

Violoncelli, fertigte aber auch Violen da<br />

gamba. Mit seiner Tätigkeit legte Hummel<br />

den Grundstein für eine lange Werkstatttradition,<br />

in der sich bis ins frühe<br />

19. Jahrhundert hinein die namhaftesten<br />

Saiteninstrumentenmacher Nürnbergs<br />

aneinanderreihen.<br />

Die erworbene Viola da gamba von<br />

Hummel hat nicht zuletzt durch ihren Umbau<br />

zum Violoncello einige bauliche Eingriffe<br />

erlebt. Unter anderem wurden Hals<br />

und Schnecke ausgetauscht, und auch<br />

die Innenkonstruktion ist größtenteils jüngeren<br />

Datums. Durch seine originalen Bestandteile<br />

zieht das Instrument allerdings<br />

einige Aufmerksamkeit auf sich: Der originale<br />

Zettel –auf der Innenseite des Bodens<br />

angebrachter Herstellernachweis –<br />

mit der Jahresangabe 1714 weist das<br />

Instrument als sehr spätes Zeugnis<br />

Hummel’scher Arbeit aus. Die Schalllöcher<br />

in C-Form unterscheiden es von den<br />

meisten anderen bekannten Violen da<br />

gamba Hummels. Diese lehnten sich an<br />

dem Stainer’schen Modell an und sind<br />

dementsprechend meist mit F-Löchern<br />

versehen. Während die Instrumente mit<br />

F-Löchern die Frage aufwerfen, ob und<br />

inwieweit sich die Familien der Viola da<br />

gamba und der Viola da braccio im Bereich<br />

der größeren Instrumente eindeutig<br />

voneinander scheiden lassen, scheint es<br />

sich bei dem vorliegenden Instrument mit<br />

C-Löchern tatsächlich um eine Viola da<br />

gamba gehandelt zu haben.<br />

Das Germanische <strong>Nationalmuseum</strong><br />

besaß bisher drei Streichinstrumente von<br />

Hummel: eine Violine von 1681 (Inv.Nr.<br />

MI 419), eine Violine von 1690 (Inv.Nr.<br />

251<br />

Abb. 39 Matthias Hummel,<br />

Viola da gamba, Nürnberg, 1714<br />

MI 473) und eine Tanzmeistergeige von<br />

1698 (Inv.Nr. MIR 765). Das erworbene<br />

Instrument ist eine wichtige Ergänzungder<br />

bisherigen Bestände, da es das erste tiefe<br />

Instrument Hummels in der Sammlung des<br />

Museums ist. Die Anschaffung gewinnt zusätzlich<br />

dadurch an Bedeutung, dass nur<br />

eine kleine Zahl erhaltener Hummel’scher<br />

Violen da gamba bekannt ist.<br />

Lit.: Klaus Martius: Matthias Hummel und die<br />

Viola da gamba in Nürnberg. In: Leopold<br />

Widhalm und der Nürnberger Lauten- und<br />

Geigenbau im 18. Jahrhundert. Hrsg. von<br />

Klaus Martius. Frankfurt a.M. 1996, S. 48–57.<br />

–Klaus Martius: Abermals vermehrte Nachrichten<br />

von Nürnberger Geigenmachern. In: Leopold<br />

Widhalm 1996, S. 16–42, bes. S. 16–17. –<br />

Willibald Leo Freiherr von Lütgendorff: Die<br />

Geigen- und Lautenmacher vom Mittelalter bis<br />

zur Gegenwart, Bd. 2. Frankfurt a.M. 1922,<br />

S. 233–234 sowie Bd. 3: Ergänzungsband.<br />

Hrsg. von Thomas Drescher. Tutzing 1990, S. 281.<br />

Erworben aus Privatbesitz<br />

Katharine Leiska

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