Barock Renaissance - Germanisches Nationalmuseum
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1960. –Jung nach ’45. Kunst in Nürnberg –<br />
Ein Jahrzehnt und seine Generation. Bearb. von<br />
Lucius Grisebach in Zusammenarbeit mit Susanne<br />
Aschka/Günter Braunsberg/Joachim Haller.<br />
Ausst.Kat. Kunsthalle Nürnberg. Nürnberg<br />
1995, S. 160–161 (Kruck: Über meine Liebe<br />
zur Lithographie), S. 163–175 und S. 259–<br />
260. –Weiterführend vgl. Monika Wagner:<br />
Ton. In: Lexikon des künstlerischen Materials.<br />
Werkstoffe der modernen Kunst von Abfall bis<br />
Zinn. Hrsg. von Monika Wagner/Dietmar Rübel/<br />
Sebastian Hackenschmidt. München 2002,<br />
S. 224–231.<br />
Geschenk von Barbara Mammel, Nürnberg,<br />
aus der Sammlung Gerhard Mammel<br />
Ursula Peters<br />
Drei Keramik-Objekte<br />
a. Kugelobjekt<br />
Inv.Nr. Ke 5622 (Abb. 96). Max Söllner,<br />
1967/68. Signatur auf Unterseite frei eingeschnitten<br />
»M. Söllner«. Roter Ton, frei geformt,<br />
glasiert, auf weißem Fond Dekor in Blau,<br />
Grün, Violett, Schwarz und Silber. H. 14,0 cm,<br />
Dm. 14,0 cm.<br />
b. Tonquader mit Nägeln<br />
Inv.Nr. Ke 5621 (Abb. 97). Max Söllner, 1969.<br />
Signatur »Max Söllner 69«. Roter schamottierter<br />
Ton, grüne Glasur, in den weichen Ton eingedrückte<br />
Eisennägel, zum Teil überglasiert, Zinn<br />
nach dem Brand aufgeschmolzen, gefeilt.<br />
H. 13,3 cm, B. 8,2 cm, T. max. 7,8 cm.<br />
c. Schwarz-weißer Kegel<br />
Inv.Nr. Ke 5620 (Abb. 98). Max Söllner, nach<br />
1972. Weißes Feinsteinzeug, dunkelblau bemalt,<br />
Mattglasur, auf Standfläche dünne Eisenplatte.<br />
H. 8,5 cm, B. 7,2 cm, T. 7,2 cm.<br />
Max Söllner (1929–2003), vier Jahre jünger<br />
als der zuvor genannte Christian Kruck,<br />
vergegenwärtigt den Übergangder »art informel«<br />
zur Konzeptkunst. Er hatte 1943<br />
als 14-Jähriger in seiner Heimatstadt eine<br />
Lehre als Dekorationsmaler begonnen.<br />
Nach der Gesellenprüfung 1947 strebte er<br />
eine künstlerische Laufbahn an. Bis 1949<br />
studierte er an der Nürnberger Fachschule<br />
für angewandte Grafik, dann bis 1956 an<br />
der Münchner Kunstakademie Malerei, Radierung,<br />
plastische Anatomie sowie Keramik,<br />
in diesem Fach in der Klasse von Franz<br />
Eska (1910–1986). Zuletzt war er Meisterschüler<br />
des architekturverbundene Malerei<br />
lehrenden Hermann Kaspar (1904–1986);<br />
Söllner entwarf später zahlreiche keramische<br />
Arbeiten für öffentliche Bauten.<br />
Abb. 96 Max Söllner, Kugelobjekt,<br />
1967/1968<br />
Hatte Kaspar in der NS-Zeit als Protegé<br />
German Bestelmeyers (1874–1942)<br />
und Albert Speers (1905–1981) bekanntlich<br />
eine auf Einordnung gerichtete<br />
Kunstanschauung verkündet, so ließ er<br />
nunmehr seinen Schülern freien Lauf. Söllners<br />
Inspirationsquelle während des Studiums<br />
war die Auffassung von Künstlern<br />
wie James Ensor (1860–1949) oder Paul<br />
Klee (1879–1940). Er entwickelte über<br />
Informel und freie Assoziation individualistische<br />
Perspektiven und fand bald Beachtung.<br />
1956 erhielt er eine Auszeichnung<br />
beim Kunstpreis »Junger Westen« in<br />
Abb. 97 Max Söllner,<br />
Tonquader mit Nägeln, 1969<br />
282<br />
Recklinghausen, 1956/57 ein Italien-<br />
Stipendium des DAAD, 1958 den Förderpreis<br />
der Stadt Nürnberg und seit den<br />
1960er Jahren zahlreiche Einladungen<br />
zu internationalen Keramikwettbewerben.<br />
Die Biennale de Céramique d’Art in Vallauris<br />
zeichnete ihn 1972 und 1978 mit<br />
dem Diplôme d’Honneur aus. 1963 gründete<br />
er in Nürnberg mit Toni Burghart<br />
(1928–2008), Egon Eppich (1927–<br />
1982), Arnold Leissler (geb. 1939),<br />
Franz Vornberger (1919–2008) und<br />
Gerhard Wendland (1910–1986) die<br />
Künstlergruppe »N«.<br />
Söllner schuf mit seinem breiten Spektrum<br />
künstlerischer Techniken ein nuanciertes<br />
Werk als Collage- und Objektkünstler.<br />
1974 widmete ihm die Albrecht Dürer<br />
Gesellschaft eine Ausstellung, in deren Katalog<br />
ihn Heinz Neidel als »Poet mit Pinsel,<br />
Leimtopf und Radiernadel, mit Bleistift<br />
und Ton« charakterisierte. Gerhard Mammel<br />
bemerkte zu Söllners keramischen<br />
Objekten, ihr Grundwert sei die Tastbarkeit;<br />
sie entwickelten sich parallel zu den<br />
frühen Collagen und besäßen neben<br />
ihrem taktilen Volumen meist auch eine<br />
kostbare, auf Schönheit bedachte Haut<br />
(Glasur). Dies trifft auf die in den 1960er<br />
Jahren entstandenenKeramikkugeln zu. In<br />
dem Exemplar der Sammlung Mammel<br />
verbindet sich deren glattes handschmeichlerisches<br />
Rund im Dekor mit dem<br />
Grenzenlosen informeller Formauffassung,<br />
Abb. 98 Max Söllner,<br />
Schwarz-weißer Kegel, 1972