Barock Renaissance - Germanisches Nationalmuseum
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schen Stadtkerns von Werdau, Gedächtnisplatz/Ecke<br />
Uhlandstraße, wurde<br />
1921/22 errichtet. Die Firma, Produktionsstätte<br />
von Spinnereimaschinen, später<br />
auch Nähmaschinen, war der größte Maschinenbauer<br />
am Ort. Unter dem Konkurrenzdruck<br />
im wiedervereinten Deutschland<br />
musste die 1849 gegründete, nach<br />
Demontage der Produktionsmittel durch<br />
die sowjetische Besatzungsmacht<br />
1945/46 revitalisierte sowie nach Enteignung<br />
der Inhaber 1952 in die volkseigene<br />
WERMAFA (Werdauer Maschinenfabrik)<br />
überführte Firma im Jahr 1993 die<br />
Produktion einstellen –der Gebäudekomplex<br />
verfiel. Für die Errichtung eines Fachmarktzentrums<br />
wurden im Frühjahr 2009<br />
große Teile der Bausubstanz auf dem verwaisten<br />
Fabrikareal, darunter auch Teile<br />
des denkmalgeschützten roten, von Gesimsen<br />
und Wasserschlägen aus grün glasierten<br />
Sichtbacksteinen sowie grauen<br />
Putzblenden kontrastreich strukturierten<br />
Klinkergebäudes, abgerissen. In der Bauteilesammlung<br />
des Museums repräsentieren<br />
die beiden aus dem Abbruchmaterial<br />
geborgenen Elemente, die mit Sicherheit<br />
in einer der im 19. und frühen 20. Jahrhundert<br />
zahlreichen Werdauer Ziegeleien<br />
entstanden sind, den frühen maschinell<br />
produzierten Hohlziegel. Darüber hinaus<br />
sind sie Zeugen der sächsischen Industriearchitektur<br />
der Zwischenkriegszeit.<br />
Lit.: Frank Matthias Kammel: Bausteine der Geschichte.<br />
Historische Ziegel aus Westpreußen.<br />
Berlin, Wien und Werdau. In: KulturGut. Aus der<br />
Forschung des Germanischen <strong>Nationalmuseum</strong>s,<br />
2011, H. 31, S. 6–12.<br />
Geschenk von Helene Kammel, Werdau<br />
Frank Matthias Kammel<br />
Grabmal mit auferstandenem<br />
Christus<br />
Inv.Nr. Gd 369 (Abb. 83). Eduard Bechteler,<br />
Immenstadt, 1927. Unten rechts signiert und datiert.<br />
Weißer Marmor, zwei Blöcke. Basis mit Inschriftenplatte<br />
verloren. H. 137,0 cm, B. 105,0<br />
cm, T. 20,0 cm.<br />
Das in Form eines Taukreuzes gestaltete<br />
Grabmal trägt eine stilisierte, von scharfer<br />
Kontur umrissene Relieffigur des auferstandenen<br />
Christus. Der Körper der frontal<br />
gezeigten, schwebenden Gestalt ist<br />
von einer eng anliegenden Toga umhüllt.<br />
Herbe Züge des schmalen und knochigen<br />
Gesichts mit hoher Stirn und dem streng<br />
gescheitelten, seitlich gerade auf die<br />
Schultern herabfallenden Haar kennzeichnen<br />
das von einem kreisrunden Nimbus<br />
hinterfangene Haupt. Die Hand des<br />
angewinkelten rechten Arms ist zu einem<br />
himmelwärts weisenden Zeigegestus geformt,<br />
die Linke nach unten gestreckt. Die<br />
Gestik symbolisiert den christlichen Glauben,<br />
dass der vergängliche, der Erde<br />
anvertraute Leib des Verstorbenen zur<br />
Auferstehung bestimmt ist. Eine stilisierte<br />
Sonne in der oberen rechten Ecke des<br />
Querblocks steht gleichzeitig für den<br />
Glanz des Ostertags wie das himmlische<br />
Licht, das dem Toten im ewigen Leben<br />
leuchten wird. Schließlich symbolisiert<br />
die Kombination von Kreuzform und Auferstandenem<br />
die christliche Verheißung,<br />
durch den Tod zum himmlischen Leben zu<br />
gelangen.<br />
Das Denkmal entstand 1927 im Atelier<br />
des damals in Immenstadt im Allgäu täti-<br />
Abb. 83<br />
Eduard Bechteler,<br />
Grabmal mit der<br />
Figur des auferstandenen<br />
Christus,<br />
Immenstadt, 1927<br />
271<br />
gen Malers und Bildhauers Eduard Bechteler<br />
(1890–1980), der seine Ausbildung<br />
1920 bis 1924 an der Münchner Kunstakademie<br />
bei dem Graphiker Peter Halm<br />
(1854–1923), den Malern Max Doerner<br />
(1870–1939) und Angelo Jank (1868–<br />
1940) sowie dem Tierbildhauer Wilhelm<br />
von Zügel (1876–1950) erhalten hatte.<br />
Neben expressionistischen Landschaften<br />
schuf er in den 1920er Jahren, bevor er<br />
1932 die schwedische Künstlerin Ruth<br />
Zachrisson (1890–1949) heiratete und<br />
im Folgejahr in deren Heimat auswanderte,<br />
nicht zuletzt aus wirtschaftlichen Gründen<br />
auch eine Reihe von plastischen<br />
Auftragsarbeiten für die Gemeinde<br />
Immenstadt, lokale Vereine sowie Privatleute.<br />
Zunächst entstanden mehrere Gedenktafeln<br />
und der Gedenkstein für die<br />
Gefallenen der dortigen Hanfwerke,<br />
dann ein Brunnen für Sonthofen, außerdem<br />
Porträtbüsten und dekorative Tierskulptur<br />
aus Holz.Während letztere Arbeiten<br />
eher naturalistische Züge und damit