Barock Renaissance - Germanisches Nationalmuseum
Barock Renaissance - Germanisches Nationalmuseum
Barock Renaissance - Germanisches Nationalmuseum
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Xylophon<br />
Inv.Nr. MI 960 (Abb. 75). Otto Seele, Leipzig,<br />
um 1900. Schlagstempel auf einem der Klangstäbe<br />
»O. Seele/Leipzig«. Tonumfang zwei Oktaven<br />
und eine Sexte e–c. Tropenholz (Palisander?),<br />
Holz, Schnur, Metall, Stroh, mit Koffer.<br />
L. 62,0 cm, B. 97,0 cm, Stab L. 35,6–13,3 cm,<br />
Stab B. 2,9 cm, größte Stabstärke 2,0 cm.<br />
Das Xylophon, dessen Ursprung in Asien<br />
und Afrika liegt, ist in Europa bereits seit<br />
dem 16. Jahrhundert unter den Namen<br />
»hölzernes Gelächter« und »Strohfiedel«<br />
nachgewiesen. Im Lauf des 19. Jahrhunderts<br />
fand es Eingang in europäische Orchesterwerke.<br />
Es wurde teilweise als<br />
klangliche Kuriosität eingesetzt, wie in<br />
Camille Saint-Saëns’ »Le carnaval des<br />
animaux«, in dem der prominente Einsatz<br />
des Xylophons im Auftritt der »Fossiles«<br />
begründet liegt. Die Einbindung des Xylophons<br />
in Werke europäischer Orchestermusik<br />
ist aber auch im Zusammenhang<br />
mit einer allmählichen Erweiterung und<br />
Aufwertung des Schlagwerks zu Beginn<br />
des 20. Jahrhunderts zu sehen.<br />
Heutige Orchester-Xylophone sind in der<br />
Regel einer Klaviatur entsprechend angeordnet:<br />
Sie sind zweireihig aufgebaut, wobei<br />
die vordere Reihe den weißen und die<br />
hintere Reihe den schwarzen Tasten der<br />
Klaviatur entspricht. Die Klangstäbe zeigen<br />
mit der kurzen Seite zum Spieler. Bis weit<br />
ins 20. Jahrhundert hinein war jedoch die<br />
Form des hier vorliegenden Instruments in<br />
Gebrauch, bei dem die Stäbe in vier miteinander<br />
verzahnten Reihen gruppiert und<br />
auf umwickelte Strohrollen gelegt werden.<br />
Hier sind die Klangstäbe mit der breiten<br />
Seite zum Spieler ausgerichtet. Die beiden<br />
mittleren Reihen der mit Tonbuchstaben bezeichneten<br />
Stäbe bilden im Wesentlichen<br />
eine G-Dur-Tonleiter, die anderen Stäbe er-<br />
gänzen die G-Dur-Skala chromatisch. Einige<br />
Töne sind doppelt vertreten, um ein einfacheres<br />
Spiel zu ermöglichen.<br />
Ein ähnliches Instrument (Inv.Nr. MIR<br />
514) befindet sich bereits in der Sammlung<br />
Rück im Germanischen <strong>Nationalmuseum</strong>.<br />
Jenes ist allerdings aus Fichte gefertigt<br />
und stammt aus dem Zillertal. Das neu<br />
erworbene Instrument aus Leipzig zeugt<br />
vom geografisch weit verbreiteten Gebrauch<br />
des Instrumententyps. Überdies<br />
stammt es mit Otto Seele (tätig um 1900)<br />
von einem Instrumentenbauer, der sich mit<br />
einer »Schule für Xylophon« und einem<br />
»Album für Xylophon« um und nach<br />
1900 für dieses Instrument einsetzte.<br />
Lit.: David P. Eyler: Early Development of the Xylophone<br />
in Western Music. In: Percussive Notes,<br />
41, 2003, H. 6, S. 42–44. –Avgerinos Gerassimos:<br />
Handbuch der Schlag- und Effektinstrumente.<br />
Ein Wegweiser für Komponisten, Dirigenten,<br />
Musiker und Instrumentenbauer. Frankfurt a.M.<br />
1967, S. 205. –Lois Ann Andersson u.a.: Xylophone.<br />
In: New Grove Dictionary of music and<br />
musicians, Bd. 27. Hrsg. von Stanley Sadie.<br />
2. Aufl. London/New York 2001, S. 618–629.<br />
–Gerhard Kubik/Gretel Schwörer-Kohl: Xylophon.<br />
In: Die Musik in Geschichte und Gegenwart,<br />
Sachteil, Bd. 9. Hrsg. von Ludwig Finscher.<br />
2. Aufl. Kassel/Weimar u.a. 1998, Sp. 2099–<br />
2122, bes. Sp. 2099–2100.<br />
Erworben aus Privatbesitz<br />
Katharine Leiska<br />
Lebkuchendose<br />
Inv.Nr. VK 4263 (Abb. 76). Fa. Felix Lasse,<br />
Leipzig, um 1900. Weißblech, Lithographie,<br />
geprägt. H. 12,5 cm, Dm. 12,0 cm.<br />
In der Sammlung Volkskunde des Germanischen<br />
<strong>Nationalmuseum</strong>s befinden sich<br />
zahlreiche Dosen Nürnberger Lebkuchen-<br />
266<br />
Abb. 75<br />
Xylophon, Leipzig,<br />
um 1900<br />
Abb. 76 Lebkuchendose, Fa. Felix Lasse,<br />
Leipzig, um 1900<br />
fabrikanten. Darauf sind in erster Linie<br />
Motive mit Nürnberg-Bezug zu sehen, so<br />
etwa historische Persönlichkeiten oder<br />
Stadtansichten. Die hier vorgestellte Lebkuchendose<br />
der Firma F.G. Metzger zeigt<br />
jedoch Motive aus Oberbayern. Die runde<br />
Schmuckdose ist mit Prägungen und<br />
Lithographien verziert. Auf dem Deckel<br />
sind Goldmedaillen der Bayerischen<br />
Landes-Gewerbe-Ausstellungen in Nürnberg<br />
von 1882 und 1896 wiedergegeben.<br />
Im Jahr 1906 fand eine weitere Schau<br />
statt, bei der die Metzger’schen Lebkuchen<br />
erneut prämiert wurden. Folglich kann die<br />
Dose auf die Zeit um 1900 datiert werden.<br />
Sie weist ein florales Dekor auf, bestehend<br />
aus Edelweiß und Alpenröschen<br />
sowie einem dunklen Gehölz auf beigefarbenem<br />
Grund. Die Pflanzen fassen<br />
jeweils vier Illustrationen ein, von denen<br />
jede eine Bildunterschrift in Form eines<br />
geschwungenen Banners besitzt.<br />
Die Dose zeigt vier Darstellungen: den<br />
Blick über Berchtesgaden mit dem Watzmann,<br />
den Königssee, eine Sennerin und<br />
einen Lederhosen tragenden Mann mit<br />
der Aufschrift »Juchhe! wieder auf der<br />
Alm«. Der Stülpdeckel trägt den Schriftzug<br />
der Firma F.G. Metzger und die<br />
Fabrikmarken, die als Gütezeichen die<br />
Echtheit des Inhaltes zertifizieren.<br />
Um die Mitte des 19. Jahrhunderts nahm<br />
die Industrialisierung in der Nürnberger<br />
Lebkuchenherstellung einen Aufschwung.