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Vom Firmendienst zur Unternehmensberatung - Travel-One

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Was kann man tun gegen<br />

Kinderschänder, FRAU MAURER?<br />

Der Bundesverband der Deutschen Tourismuswirtschaft<br />

(BTW) hat den Code of Conduct<br />

gegen die sexuelle Ausbeutung von<br />

Kindern unterschrieben. Was bringt das?<br />

■ Das ist eine Absichtserklärung. Der BTW<br />

hat sich, wie schon der DRV, verpflichtet, bei<br />

seinen Mitgliedern aktiv zu werden und jedes<br />

Jahr einen Bericht über seine Aktivitäten abzugeben.<br />

Im Januar soll eine Arbeitsgruppe<br />

einen Maßnahmenplan erarbeiten.<br />

BTW und DRV sind Verbände. Entscheidungen<br />

fallen in Unternehmen.<br />

■ Die Arbeit mit Verbänden ist in der Tat zäher<br />

als mit einzelnen Unternehmen. In anderen<br />

Ländern unterschreiben Veranstalter und<br />

Hotels selbst. Sie bekennen sich damit öffentlich<br />

zum Kampf gegen die sexuelle Ausbeutung<br />

von Kindern und verpflichten sich, dies<br />

in ihrer täglichen Arbeit umzusetzen.<br />

Und in Deutschland?<br />

■ Die Veranstalter sträuben sich bisher, selbst<br />

Mitglied zu werden. Sie verweisen uns an den<br />

DRV und BTW. Wir hätten gerne TUI, Thomas<br />

Cook oder Rewe direkt. Es gibt innerhalb<br />

der Unternehmen zunehmend Druck von<br />

Mitarbeitern, sich dem Code of Conduct gegen<br />

die sexuelle Ausbeutung von Kindern zu<br />

verpflichten. Wir hoffen, dass dies etwas bewegt<br />

und dann an Reisen-<br />

de Informationen verteilt<br />

werden.<br />

Welches Ausmaß haben<br />

pädophile Urlauber?<br />

■ Es gibt keine Statistik.<br />

Nach einer Studie haben<br />

pro Jahr rund 400.000<br />

deutsche Touristen Sexkontakte<br />

zu Einheimischen.<br />

Schätzungen zufolge<br />

fünf bis zehn Prozent<br />

mit Kindern. Das wären<br />

40.000. Aber wir können<br />

diese Fälle nicht belegen.<br />

Werden die Täter ausreichend<br />

verfolgt?<br />

■ Nein, leider nicht mehr.<br />

FA C T S<br />

ECPAT schult<br />

Reisebüros<br />

■ ECPAT, »End Child Prostitution,<br />

Pornography and Trafficking<br />

of Children«, wird von<br />

der Königin von Schweden unterstützt.<br />

Der deutsche Ableger<br />

hat mit dem DRV das Faltblatt<br />

»Kleine Seelen, große Gefahr«<br />

aufgelegt. ECPAT bietet auch<br />

Schulungen für Reiseprofis an.<br />

Silikon-Armbänder »Stop Child<br />

Sex Tourism« für einen Euro unterstützen<br />

die Arbeit des Vereins.<br />

Schulungsmaterial und<br />

Infos unter www.epcat.de.<br />

Mechtild Maurer INTERVIEW DER WOCHE➤<br />

»Manche Reisebüros<br />

verdienen an<br />

Kinderprostitution«<br />

Mechtild Maurer (51) ist seit fünf Jahren<br />

Geschäftsführerin des<br />

ECPAT Deutschland e. V.,<br />

der Arbeitsgemeinschaft zum Schutz der<br />

Kinder vor sexueller Ausbeutung<br />

Wegen der Terrorbedrohung hat die Verfolgung<br />

von Pädo-Kriminellen leider keine Priorität.<br />

Die Polizei erhält nicht ausreichend Unterstützung<br />

durch Gerichte und die Politik.<br />

Was können Reisebüros tun?<br />

■ Druck muss von allen Seiten kommen.<br />

Auch Reisebüros können den Code of Conduct<br />

unterschreiben. Wenn<br />

sich Expedienten stolz<br />

dazu bekennen, dass sich<br />

ihr Unternehmen gegen<br />

die sexuelle Ausbeutung<br />

von Kindern engagiert,<br />

werden sich Täter hier<br />

nicht wohl fühlen. Alle anderen<br />

Menschen werden<br />

dies jedoch begrüßen.<br />

Das sind Selbstverständlichkeiten.<br />

■ Stimmt, aber manche<br />

Reisebüros verdienen noch<br />

an Kinderprostitution.<br />

Wie meinen Sie das?<br />

■ Bei Testbuchungen wurden<br />

jungen Männern ganz<br />

offen Sexkontakte angeboten, auch was »ganz<br />

Junges« zu vermitteln.<br />

Wie viele Reisebüros haben Sie besucht?<br />

■ Von 50 Reisebüros haben drei von sich aus<br />

entsprechende Angebote gemacht. Die Untersuchung<br />

ist natürlich nicht repräsentativ, aber<br />

das Ergebnis erschreckend. Einige Reisebüros<br />

bieten so genannte Visa für Ferienkinder an,<br />

die ihre Kunden aus den Urlaubsländern mitbringen<br />

wollen.<br />

Das müssen aber nicht alles Kinderschänder<br />

sein.<br />

■ Nein, aber keine staatliche Stelle kontrolliert,<br />

ob diese Kinder nach zwei Wochen wirklich<br />

wieder in ihre Heimat fliegen.<br />

Was tun Sie, wenn Sie davon erfahren?<br />

■ Wir melden das dem Bundeskriminalamt.<br />

Sexuelle Ausbeutung von Kindern ist ein offizielles<br />

Delikt. Die Polizei muss ermitteln, wenn<br />

es einen Verdacht gibt. Wir verfolgen das und<br />

treten wenn möglich als Nebenkläger auf.<br />

Das Interview führte Thomas Hartung<br />

Mailen Sie uns Ihre Meinung…<br />

t.hartung@travel-one.net<br />

14.12.2005 TRAVEL ONE 7

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