Vom Firmendienst zur Unternehmensberatung - Travel-One

Weitere Magazine

Empfehlungen

Info

➤ PRODUKT Technik im Reisebüro Gefahr oder Chance? Bislang konnten sich die Expedienten darauf verlassen, dass der erste auf dem Display eines Buchungssystems angezeigte Flug auch der mit den günstigsten Flugzeiten ist. Pessimisten sehen diesen Zustand bald beendet, wenn die Europäische Union sich entschließen sollte, den Code of Conduct für die CRS abzuschaffen. Nach dem Code sind alle Fluggesellschaften, die an einem CRS beteiligt sind, verpflichtet, ihre Tarife allen Buchungssystemen zur gleichen Zeit und im gleichen Umfang zur Verfügung zu stellen (Mandatory Participation Rule). Sollte diese Regel fallen, könnte ein Flug der Airline an der Spitze der Maske auftauchen, die am meisten an das CRS bezahlt hat oder aber die Flüge von Fluggesellschaften, die Anteilseigner des CRS sind. Die ersten Reaktionen der vier CRS-Betreiber auf die Pläne der EU sind identisch. Alle begrüßen die geplante Abschaffung. »Amadeus unterstützt die Pläne der EU, und wir wünschen uns das gleiche System in den USA und Europa«, sagt Amadeus-Manager Edward Ross. »Wir fordern ein Regelwerk, das die CRS und ihre Kunden mit mehr Verhandlungsspielraum ausstattet.« Eine Haltung, die auch die drei Mitbewerber Sabre, Galileo und Worldspan unterstützen, doch sie lehnen eine vollständige Abschaffung ab. »Solange Fluggesellschaften immer noch Anteile in einem der Mitchell: Reisebüros werden zu Händlern Korts: Vorerst keine totale Deregulierung Reservierungssysteme ■ Im nächsten Jahr will die EU entscheiden, ob der Code of Conduct für die neutrale Angebotsdarstellung in den CRS abgeschafft wird. dominierenden CRS, nämlich Amadeus, halten, müssen bestimmte Teile der Regeln beibehalten werden«, stellt Galileo-Manager Julian Cacchioli klar. »Wir glauben daran, dass die Regeln beibehalten werden sollten, solange Fluggesellschaften ein direktes oder indirektes Interesse an einem CRS haben«, pflichtet ihm Hans-Guenter Korts, Deutschland-Chef von Worldspan bei. Vollständige Abschaffung wird abgelehnt Knackpunkt für Sabre, Galileo und Worldspan sind die Märkte in Deutschland, Spanien und Frankreich. »In diesen Ländern könnte es zu einem Problem kommen, denn Air France/ KLM, Iberia und Lufthansa besitzen immer noch 46 Prozent der Stimmrechte an Amadeus.« Dadurch sieht Anne Rösener, Geschäftsführerin von Sabre in Deutschland, hier eine Chancengleichheit innerhalb der CRS nicht gegeben, denn die Fluggesellschaften könnten Einfluss darauf nehmen, dass ihre günstigsten Tarife nur von Amadeus oder früher als in anderen Systemen angeboten werden. »Hier ist die EU gefordert, denn sie muss für eine Gleichbehandlung aller Anbieter sorgen«, fordert Rösener Klarheit von der Politik. Unterstützung findet sie beim CDU-Europaparlamentarier Dr. FA C T S Der Code of Conduct Der so genannte Code of Conduct besteht aus verschiedenen Regeln. ■ Mandatory Participation Rule: Jede Fluggesellschaft, die mehr als fünf Prozent eines CRS besitzt, muss die Tarife allen Systemen in der gleichen Form und zur gleichen Zeit zur Verfügung stellen. ■ Neutraliät: CRS sind bei der Darstellung in den Displays zur Neutralität verpflichtet, das heißt keine Airline darf bevorzugt werden. Die CRS dürfen eigene Kriterien zur Darstellung entwickeln, müssen diese aber auf alle gleich anwenden. ■ Preise: Die Tarifstruktur der CRS muss für alle Airlines gleich sein. Ein neutrales Display soll es auch nach der Abschaffung Georg Jarzembowski: »Meines Erachtens bedarf die Verordnung zwar der Überarbeitung, doch keineswegs der ersatzlosen Streichung.« Er hat sich bereits Ende November diesbezüglich an die EU-Kommission gewandt. In den USA sind die entsprechenden CRS- Regeln bereits seit dem 1. August 2004 Vergangenheit. Da in den Staaten keine der dort beheimateten Airlines mehr über eine Beteiligung an einem CRS verfügt, ging die Entwicklung relativ geräuschlos über die Bühne und wurde von den vier Anbietern auch einhellig begrüßt. »Die Entscheidung der US-Regierung basiert in besonderem Maße auf diesem Tatbestand«, erläutert Cacchioli. »Die Revolution in den USA ist ausgeblieben«, berichtet Rösener, »die Entscheidung war eine gute, denn nun entscheiden die Marktkräfte.« Und Korts ergänzt: »Die Deregulierung hat er- 8 TRAVEL ONE 14.12.2005
der CRS-Regeln geben folgreich zur Gestaltung eines fairen und wettbewerbsfähigen Marktes geführt.« Für Europa erwarten die Beteiligten nur geringe Auswirkungen, wenn die Regelung mit entsprechenden Ausnahmen versehen wird. »Für uns als CRS ist die Abschaffung vorteilhaft, denn wir können nun mit den Fluggesellschaften individuelle Abkommen treffen«, blickt Rösener nach vorn. In den USA ist beispielsweise die Lowcost-Gesellschaft Southwest nur bei Sabre vertreten. Ein Schritt, der für kleinere Airlines auch in Europa durchaus möglich erscheint. Die großen werden sich ein solches Vorgehen nicht erlauben können. Die Gefahr, dass eine Airline bei einem Exklusivvertrag mit einem CRS von den Konkurrenten in einem anderen Markt aus dem System geworfen wird, ist zu groß. Daher erwartet Rösener für die Reisebüros in Deutschland keine negativen Auswirkungen und auch keine Reaktionen. Amadeus blickt Zukunft gelassen entgegen Auch Amadeus-Mann Ross sieht der Zukunft gelassen entgegen. »Wie wir in den USA beobachten konnten, sind die Konsequenzen der Deregulierung minimal. Der Markt reguliert »Die EU muss für eine Gleichbehandlung aller Anbieter sorgen« Anne Rösener Geschäftsführerin Sabre Deutschland selbst, denn die Reisebüros verlangen für ihre Produkte Transparenz und Neutralität.« Cacchioli glaubt die Technologieanbieter noch stärker in Fragen der Inhalte gefordert. »Reisebüros müssen ihren Kunden den größtmöglichen Content anbieten, um ihren Kunden, die nach einer immer breiteren Palette an Informationen und Dienstleistungen nachfragen, einen guten Service zu bieten. Ein ‚Closed Shop‘, bei dem die Agenturen die volle Bandbreite der Tarife von Air France, Iberia und Lufthansa nur über Amadeus erhalten, würde zu einer Schwächung der Reisebüros bei Verhandlungen führen.« Dies meint auch Jarzembowski: »Gerade Reisebüros sind der Auffassung, dass eine Verordnung in den drei Ländern weiterhin im Sinne fairer Wettbewerbsbedingungen ist.« Eine völlige Freigabe lehnt auch Worldspan ab, da weder Endverbraucher noch Reisebüros davon profitierten. Rudolf von Bünau vom Reisecentrum am Rathaus in Linden betrachtet die Entwicklung differenziert. Einerseits buchten immer mehr Privatnutzer verstärkt direkt und ein Großteil der Buchungen lasse sich mittlerweile über das Extranet abwickeln. »Diese Buchungen können aber im CRS nicht dargestellt werden.« Viele Airlines gingen bereits heute an den CRS vorbei und die Allianzen entwickelten eigene Buchungsplattformen. »Ryanair und andere Lowcost-Anbieter leben ja sehr gut ohne eine CRS-Anbindung und machen es den anderen vor.« Allerdings komme ein Vollreisebüro, besonders eines mit Schwerpunkt Flug, auch in absehbarer Zeit nicht an einem CRS vorbei, so von Bünau. CRS geben keinen Überblick mehr Dies sieht Volk Wüst vom Reisebüro Wüst in Ransbach-Baumbach anders: »Die CRS schaffen heute nicht mehr den Überblick. Die Angaben zu den Lowcost-Anbietern sind meist nicht mehr auf dem richtigen Stand.« Die Frage sei dabei vielmehr, wer am Markt am innovativsten ist. »Systeme wie Interes, Lowfare oder Infosys könnten dann zu den Playern der Zukunft werden.« Zwingend sei dabei aber neben dem Content auch ein Kalkulationsmodell, das bei den CRS noch fehle. »Wenn die völlige Deregulierung kommt, sind die Reisebüros die Verlierer, denn unsere Kosten werden durch den fehlenden Überblick für den Vertrieb steigen. Ich glaube, dass es zu einer Aufteilung des Marktes kommen könnte. Die Touristikbüros erhalten die Daten von den Consolidator, die Flugreisebüros von ihren Ketten- oder Franchisezentralen.« Mit einer modifizierten Regelung könnte Wüst aber durchaus leben. Diese könnte so aussehen, dass es in allen Märkten, in denen Fluggesellschaften den Markt dominieren, die an einem CRS beteiligt sind, Ausnahmen gibt. Die Ausnahmen sollen dann solange gelten, wie eine Fluggesellschaft im entsprechenden Markt eine Beteiligung vorweisen kann. Solange es in Europa Einflussmöglichkeiten von Airlines auf ein CRS gebe, sei die Mandatory Participation Rule als Schutz gegen wettbewerbsschädigendes Verhalten notwendig, sagt Cacchioli. Auch die Business Travel Coalition, ein US-Geschäftsreiseverband, fordert Sicherheiten. »Ohne diese Absicherungen ist es sehr wahrscheinlich, dass eine vollständige Deregulierung in Europa CRS und Reisebüros zu einfachen Händlern für die dominierenden Airlines machen würde«, erklärt Chairman Kevin Mitchell. Eine vernünftige Regulierung könne vielmehr den Wettbewerb fördern und die Verbraucher schützen. Wolfram Marx 14.12.2005 TRAVEL ONE 9
Seite 1 und 2: SOMMERKATALOGE 2006 24 Seiten Extra
Seite 3 und 4: ➤ ➤ PULS News, Facts & Trends .
Seite 5 und 6: Air Berlin ■ Zusammen mit der wei
Seite 7: Was kann man tun gegen Kinderschän
Seite 11 und 12: Leinen los in Saarbrücken Crown Bl
Seite 13 und 14: Lust auf eine Weltreise? Entdecken
Seite 15 und 16: deln mit Auto-Herstellern über Lea
Seite 17 und 18: en ihr gut gefallen. Birgit Kolodse
Seite 19 und 20: Touristik auf Sparflamme In den Rei
Seite 21 und 22: Museum für Moderne Kunst, das Sint
Seite 23 und 24: Ja, ich bestelle Exemplar(e) des TR
Seite 25 und 26: TO 48 TO 49 TO 50 TO 51-52 Die Stra
Seite 27 und 28: T V - T I P P S SAMSTAG, 17.12. l F
Seite 29 und 30: Lützenrath steuert Cook Neuzugang
Seite 31 und 32: Machen Sie mit - präsentieren auch

Vom Firmendienst zur Unternehmensberatung - Travel-One

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Template löschen?

Als Template speichern?