Fast jedes Schiff e<strong>in</strong> bisschen 20 nonstop 3/2006
„made <strong>in</strong> Germany“ FOTOS: MICHAEL HOLLMANN Dass die Deutschen leidenschaftlich gern meckern und an allem herummäkeln, ist h<strong>in</strong>länglich bekannt. Da bilden auch Manager ke<strong>in</strong>e Ausnahme. Die bleierne Trägheit der Bürokratie und die Überregulierung durch den Staat z. B. s<strong>in</strong>d <strong>im</strong>mer wieder beliebte Themen. Oder handelt es sich nur um e<strong>in</strong> Vorurteil? Peter Breidenich jedenfalls passt so gar nicht <strong>in</strong> die Rolle des Meckerers. Der frühere Chef<strong>in</strong>genieur an Bord e<strong>in</strong>es Zerstörers ist Geschäftsfeldleiter des Mar<strong>in</strong>e-Bereichs bei der Saacke GmbH & Co. KG <strong>in</strong> Bremen, e<strong>in</strong>em der weltweit führenden Hersteller von Brennersystemen, und die Frage, wie man se<strong>in</strong>er Ansicht nach die Rahmenbed<strong>in</strong>gungen <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> verbessern könne, löst bei ihm nur ausgedehntes Schweigen aus. „Wir halten die Rahmenbed<strong>in</strong>gungen eigentlich für sehr gut“, antwortet er etwas zögerlich. „<strong>Deutschland</strong> ist für uns überaus wichtig, weil hier <strong>im</strong>mer noch die anspruchsvolleren Schiffe gebaut werden. Da haben wir als Zulieferer voll den Daumen am Puls der Zeit und können sehen, was technologisch auf uns zukommt.“ Die Firma, die mit weltweit rund 800 Mitarbeitern mehr als 130 Mio. Euro Umsatz pro Jahr erwirtschaftet (davon 25 Prozent <strong>im</strong> <strong>Schiffbau</strong>), hat es mit viel Scharfs<strong>in</strong>n und F<strong>in</strong>gerspitzengefühl geschafft, sich vom Unterlieferanten zum Systemlieferanten zu mausern. Brenner und Kessel werden für quasi jeden Schiffstyp benötigt, sei es für Heißwasser, die Beheizung der Unterkünfte oder die Aufwärmung des Brennstoffs <strong>in</strong> den Bunker- und Tagestanks, um den zähen Schweröl-Treibstoff flüssig genug für die Verbrennung zu machen. Bis vor e<strong>in</strong>igen Jahren funktionierte die Arbeitsteilung folgendermaßen: Saacke lieferte die Brenner an die SCHIFFBAU IN DEUTSCHLAND · WERFTEN IM WANDEL Den deutschen <strong>Schiffbau</strong>- und Offshore-Zulieferern g<strong>in</strong>g es wohl nie so gut wie heute. Viele Unternehmen haben sich stark <strong>in</strong>ternationalisiert, bleiben aber fest <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> verwurzelt. Ihre He<strong>im</strong>at ist für sie e<strong>in</strong> wichtiger Absatzmarkt und zugleich Exper<strong>im</strong>entierfeld für neue Technologien. Impressionen (siehe auch nächste Seite): Produktion von Brennern bei Saacke Mar<strong>in</strong>e <strong>in</strong> Bremen. Peter Breidenich, Geschäftsfeldleiter Mar<strong>in</strong>e bei Saacke <strong>in</strong> Bremen „<strong>Deutschland</strong> ist für uns überaus wichtig!“ Kesselhersteller, die alle Komponenten bündelten und dann als komplette Anlage an die <strong>Werften</strong> verkauften. Als aber gegen Ende der 90er Jahre e<strong>in</strong>e Konzentration unter den Kesselherstellern e<strong>in</strong>setzte und mehrere Partner, mit denen die Bremer zusammenarbeiteten, geschluckt oder vom Markt gedrängt wurden, stand die Zukunft des Geschäfts plötzlich auf der Kippe. Die Firma entschied sich für die Flucht nach vorn: Um fortan eigenständig mit kompletten Systemen an die europäischen <strong>Werften</strong> herantreten zu können, rang sich das mittelständische Unternehmen zur Übernahme e<strong>in</strong>es Kesselherstellers <strong>in</strong> Kroatien durch. 2003 folgte die Gründung e<strong>in</strong>er eigenen Fabrik <strong>in</strong> Ch<strong>in</strong>a, um den asiatischen Markt besser bedienen zu können. Während der Stahlbau <strong>im</strong> Ausland erfolgt, wird die Feuerungs- und Regelungstechnik nach wie vor aus Bremen geliefert und auf den <strong>Werften</strong> mit den jeweiligen Kesseln aus Ch<strong>in</strong>a oder Kroatien komb<strong>in</strong>iert. „Wir haben die globale Vernetzung für uns voll realisiert“, so Breidenichs Fazit. Durch die Präsenz <strong>in</strong> sämtlichen wichtigen <strong>Schiffbau</strong>märkten bekommt Saacke Mar<strong>in</strong>e den aktuellen Bau- Boom <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er ganzen Breite mit. Dieses Jahr sollen rund 160 Anlagen ausgeliefert, der Umsatz von zuletzt gut 30 Mio. Euro um 15 Prozent gesteigert werden. Die Renner <strong>im</strong> Sort<strong>im</strong>ent s<strong>in</strong>d Verfeuerungsanlagen für LNG-Carrier, mit denen die durch Schiffsbewegung und Sonnene<strong>in</strong>strahlung ausdampfenden Teile der Gasladung sicher abgefackelt werden. „Das explosive Gas wird dadurch <strong>in</strong> CO 2 verwandelt, was für die Atmosphäre <strong>im</strong>mer noch vorteilhafter als Methan ist“, erklärt Breidenich. Diese so genannten Gas Combustion Units haben es <strong>in</strong> sich: Bei der Verbrennung wird e<strong>in</strong>e Leistung von bis zu 80 MW freigesetzt. nonstop 3/2006 21