Schiffbau in Deutschland â Werften im Wandel - GL Group
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Wie sagt man die Risiken über die<br />
Es werden fortschrittliche Analyseverfahren e<strong>in</strong>gesetzt, um alle möglichen Risiken be<strong>im</strong><br />
Betrieb von Öl- und Gas-Pipel<strong>in</strong>es zu bewerten und die Inspektion von Pipel<strong>in</strong>e-Systemen<br />
möglichst kosteneffizient zu gestalten.<br />
Öl- und Gas-Pipel<strong>in</strong>es s<strong>in</strong>d weltweit die Haupttransportwege<br />
für Energieträger. Pipel<strong>in</strong>es transportieren nicht<br />
nur den Großteil des <strong>in</strong>ternational gehandelten Öls und<br />
Gases, sie spielen auch e<strong>in</strong>e zentrale Rolle bei der Förderung<br />
aus dem Bohrloch und der Verteilung des Produkts über lokale<br />
Netze bis zum Endkunden.<br />
Wie <strong>in</strong> vielen anderen Branchen bereits geschehen, werden<br />
sich jetzt auch Pipel<strong>in</strong>e-Betreiber über die Vorteile von<br />
risikobasierten Bewertungsverfahren gegenüber traditionellen<br />
determ<strong>in</strong>istischen Ansätzen zur Untersuchung der E<strong>in</strong>trittswahrsche<strong>in</strong>lichkeit<br />
und der Auswirkungen von Schäden<br />
und zur Durchführung möglichst kosteneffizienter Abhilfemaßnahmen<br />
bewusst. Wegen der Risiken von Korrosion und<br />
Ermüdungsbrüchen, die durch die zyklische Belastung über<br />
die lange Lebensdauer entstehen, ist dies besonders wichtig<br />
für alternde Pipel<strong>in</strong>es. Pipel<strong>in</strong>e-Schäden sowie Brände und<br />
Explosionen, bei denen Öl oder Gas austritt, können für die<br />
Umwelt verheerende Auswirkungen haben.<br />
Vorfälle der jüngsten Zeit<br />
Darüber h<strong>in</strong>aus stellen Öl- und Gas-Pipel<strong>in</strong>es aus kaufmännischer<br />
Sicht e<strong>in</strong>en kapital<strong>in</strong>tensiven Transportweg für<br />
Energieträger dar. Das Schließen e<strong>in</strong>er Pipel<strong>in</strong>e kann weitreichende<br />
Auswirkungen auf den Markt haben. Angebot und<br />
Nachfrage s<strong>in</strong>d auf dem weltweiten Energiemarkt heutzutage<br />
sehr ausgewogen, so dass e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>ziger Vorfall schwere Auswirkungen<br />
auf die Produktströme und die Preise haben kann.<br />
Dies zeigte sich <strong>im</strong> August 2006 bei der Entscheidung, e<strong>in</strong>en<br />
Teil des von BP betriebenen Alaskan-North-Slope-Rohöl-<br />
Pipel<strong>in</strong>e-Systems (ANS) zu schließen, um Reparaturen an<br />
e<strong>in</strong>er Reihe von korrodierten Sammelleitungen zu ermöglichen.<br />
Durch den ANS-Vorfall hat sich die Fördermenge von<br />
400.000 Barrel pro Tag (bpd) aus den Prudhoe-Bay-Ölfeldern<br />
<strong>in</strong> Nordalaska halbiert, und es wird mehrere Monate dauern,<br />
bis die Reparaturen abgeschlossen s<strong>in</strong>d. Die Entscheidung,<br />
den Betrieb e<strong>in</strong>zuschränken, wurde getroffen, nachdem Korrosion<br />
<strong>im</strong> Inneren e<strong>in</strong>er Pipel<strong>in</strong>e von e<strong>in</strong>er Ölverarbeitungsanlage<br />
<strong>im</strong> östlichen Teil des Feldes entdeckt worden war.<br />
Im März 2006 wurde wegen e<strong>in</strong>es Lecks <strong>im</strong> westlichen Teil<br />
des Prudhoe-Bay-Netzes, das durch Korrosion <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Öl-<br />
Transit-Pipel<strong>in</strong>e entstanden war, der Betrieb unterbrochen.<br />
Das ANS-Pipel<strong>in</strong>e-System ist jetzt 29 Jahre alt. E<strong>in</strong>e weitere<br />
bedeutende Pipel<strong>in</strong>e wurde <strong>im</strong> August 2006 wegen e<strong>in</strong>es Korrosionsvorfalls<br />
geschlossen. Die 42 Jahre alte Druz¨ba-1-Pipel<strong>in</strong>e,<br />
die pro Tag etwa 250.000 Barrel russisches Rohöl zur MaÏeikiai-Raff<strong>in</strong>erie<br />
und zum Būt<strong>in</strong>ge˙-Ölterm<strong>in</strong>al <strong>in</strong> Litauen<br />
beförderte, wurde geschlossen, nachdem der russische Pipel<strong>in</strong>e-Betreiber<br />
Transneft <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Leitung e<strong>in</strong> Leck entdeckte.<br />
58 nonstop 3/2006<br />
Es gibt Zweifel daran, dass die Druz¨ba-1-Pipel<strong>in</strong>e wieder<br />
geöffnet wird.<br />
Ganzheitliches Herangehen an Risiken<br />
In se<strong>in</strong>en Bestrebungen, fortschrittliche Analyseverfahren<br />
zur Verbesserung der Pipel<strong>in</strong>e-Sicherheit e<strong>in</strong>zusetzen, hat der<br />
Germanische Lloyd (<strong>GL</strong>) risikobasierte Bewertungsmethoden<br />
für Pipel<strong>in</strong>es entwickelt, um Pipel<strong>in</strong>e-Betreibern e<strong>in</strong>en Überblick<br />
über die Integrität und die Sicherheit ihrer bestehenden<br />
Netze zu liefern und ihnen zu helfen, die Inspektionen zu<br />
opt<strong>im</strong>ieren. Darüber h<strong>in</strong>aus bietet Germanischer Lloyd Öl<br />
und Gas (<strong>GL</strong>O) Zertifizierungsdienstleistungen für die Pipel<strong>in</strong>e-Industrie.<br />
Die Referenzliste des Unternehmens umfasst<br />
Onshore-Projekte <strong>in</strong> Nordafrika, Mexiko und <strong>Deutschland</strong><br />
sowie Offshore-Pipel<strong>in</strong>e-Systeme <strong>in</strong> der Nordsee, <strong>im</strong> Mittelmeer,<br />
<strong>in</strong> Nordafrika, <strong>in</strong> Westafrika, <strong>in</strong> der Golfregion <strong>im</strong> Nahen<br />
Osten, <strong>in</strong> Südostasien und <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong>. Die Entwicklung<br />
e<strong>in</strong>es Programms zur risikobasierten Bewertung und Inspektion<br />
(RBI) für Onshore- und für Offshore-Pipel<strong>in</strong>e-Systeme<br />
begann <strong>im</strong> Jahre 2001 und umfasste e<strong>in</strong>e Reihe von Projekten.<br />
Im Frühjahr 2004 führte die <strong>GL</strong>O-Niederlassung <strong>in</strong> Kuala<br />
Lumpur e<strong>in</strong> RBI-Datenbanksystem mit e<strong>in</strong>er benutzerfreundlichen<br />
Oberfläche namens GALIOM e<strong>in</strong>, das bislang für Verarbeitungs-<br />
und Gasanlagen gedacht war. Nach der E<strong>in</strong>führung<br />
der Datenbank wurden spezielle Methoden für Pipel<strong>in</strong>es<br />
e<strong>in</strong>schließlich e<strong>in</strong>er Spezifikation für die Programmierung<br />
entwickelt.<br />
Semiquantitative Bewertung<br />
Das mit e<strong>in</strong>em System oder Prozess verbundene Risiko<br />
wird <strong>im</strong> Allgeme<strong>in</strong>en def<strong>in</strong>iert als das Produkt aus der E<strong>in</strong>trittswahrsche<strong>in</strong>lichkeit<br />
e<strong>in</strong>es Schadens und den Auswirkungen<br />
des Schadens. Bei der E<strong>in</strong>führung e<strong>in</strong>es ganzheitlichen<br />
Ansatzes zur Bewertung von Pipel<strong>in</strong>e-Risiken war sich der <strong>GL</strong><br />
darüber bewusst, dass die Methoden die E<strong>in</strong>trittswahrsche<strong>in</strong>lichkeit<br />
und die Auswirkungen e<strong>in</strong>es Schadens korrekt beurteilen<br />
und e<strong>in</strong>e genaue E<strong>in</strong>schätzung der Risikostufe geben<br />
müssen, damit gewährleistet ist, dass die empfohlenen Abhilfemaßnahmen<br />
die geeignetste Reaktion darstellen. Zur<br />
Bewertung der Risiken <strong>im</strong> Zusammenhang mit bestehenden<br />
Pipel<strong>in</strong>e-Netzen wurde e<strong>in</strong>e semiquantitative Methode als die<br />
angemessenste ausgewählt. E<strong>in</strong>e quantitative Analyse ist aufwändiger<br />
als e<strong>in</strong> qualitativer Ansatz, führt jedoch zu genaueren<br />
Ergebnissen. Wenn die Kosten-Nutzen-Faktoren der Risikobewertung<br />
berücksichtigt werden, kann die quantitative<br />
Risikoanalyse auf die wichtigsten Untersysteme ausgerichtet<br />
werden, um die Parameter zu ermitteln, die für das Risiko