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Schiffbau in Deutschland – Werften im Wandel - GL Group

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Dr. Manfred Feyer leitet<br />

das neue Prüflabor<br />

<strong>in</strong> Hamburg Harburg.<br />

die Sicherheit ist die Werkstoffqualität e<strong>in</strong> entscheidender<br />

Parameter“, sagt Feyer über die die Bedeutung se<strong>in</strong>er<br />

Dienstleistung. Letztlich gehe es <strong>im</strong>mer darum, dem Kunden<br />

auf der f<strong>in</strong>anziellen Seite zu helfen, fährt er fort, denn<br />

durch die Arbeit des <strong>GL</strong>P werden Schäden vermieden,<br />

Verantwortlichkeiten geklärt und Konstruktionen sowie<br />

Fertigungsverfahren opt<strong>im</strong>iert. Kurz: Kosten gespart.<br />

Spezialisten s<strong>in</strong>d gefragt<br />

„Wir s<strong>in</strong>d<br />

so etwas wie<br />

technische<br />

Pathologen“<br />

Feyer hat e<strong>in</strong> Beispiel aus se<strong>in</strong>er beruflichen Praxis parat:<br />

die Zyl<strong>in</strong>derkopfschraube e<strong>in</strong>er 1500-kW-Hauptmasch<strong>in</strong>e<br />

e<strong>in</strong>es Conta<strong>in</strong>erschiffes. Die 550 mm lange Hochleistungsschraube<br />

aus e<strong>in</strong>em vergüteten Chrom-Molybdän-Stahl war<br />

<strong>in</strong> Höhe des ersten Gew<strong>in</strong>deganges abgerissen, wie e<strong>in</strong>e<br />

Revision <strong>im</strong> laufenden Betrieb ergab. E<strong>in</strong> Schaden, der durch<br />

Werft- und damit verbundene Ausfallzeiten enorme Kosten<br />

verursachte. E<strong>in</strong> Prüfauftrag an das <strong>GL</strong>P sollte Schadensursache<br />

und -verantwortung klären. Am Anfang der Untersuchung<br />

steht nicht unbed<strong>in</strong>gt gleich aufwändige Prüftechnik.<br />

Bevor nämlich e<strong>in</strong> Schaden se<strong>in</strong>e Laborkarriere<br />

beg<strong>in</strong>nt, sammelt Feyer möglichst viele Informationen zu den<br />

Randbed<strong>in</strong>gungen des Schadensfalles. „Wie lange gibt es den<br />

Ziehen, bis es kracht. Die Spannung, bei der die Proben reißen,<br />

lässt Rückschlüsse auf das verwendete Material zu.<br />

MODERNE SCHADENSANALYSE<br />

Motor? Gab es Unregelmäßigkeiten <strong>im</strong> Betrieb? Tauchte dieser<br />

Schaden bereits früher e<strong>in</strong>mal auf? Die Daten könnten<br />

e<strong>in</strong>en H<strong>in</strong>weis auf e<strong>in</strong>en systematischen Fehler geben“, sagt<br />

Feyer. In dieser Phase arbeitet das <strong>GL</strong>P eng mit der <strong>GL</strong>-<br />

Abteilung „Zentrales Schadens- und Reparaturmanagement“<br />

zusammen, die am Hauptsitz des <strong>GL</strong> <strong>in</strong> Hamburg über e<strong>in</strong>e<br />

der größten Schadensfall-Datenbanken weltweit verfügt. „Das<br />

s<strong>in</strong>d die Kollegen mit dem betriebstechnischen Know-how,<br />

das wir <strong>im</strong> <strong>GL</strong>P als Fachleute für den labortechnischen Teil<br />

der Schadensanalyse nicht haben. Bei der Bearbeitung von<br />

Schadensfällen <strong>in</strong> der Schiffsbetriebstechnik arbeiten wir<br />

Hand <strong>in</strong> Hand“, sagt Feyer.<br />

Ke<strong>in</strong> s<strong>in</strong>guläres Ergebnis<br />

Zurück zu unserer Zyl<strong>in</strong>derkopfschraube: Hier ergab<br />

der Check der Betriebsbed<strong>in</strong>gungen ke<strong>in</strong>e Auffälligkeiten.<br />

Jetzt kamen die Analysemöglichkeiten des <strong>GL</strong>P zum Zuge.<br />

Die makroskopische Untersuchung der Bruchstelle ergab<br />

e<strong>in</strong>en ersten wichtigen Befund: Es handelte sich um e<strong>in</strong>en<br />

Schw<strong>in</strong>gbruch, ausgehend von e<strong>in</strong>em Riss <strong>im</strong> Gew<strong>in</strong>degrund<br />

des ersten Gew<strong>in</strong>deganges. E<strong>in</strong> Schw<strong>in</strong>gbruch ist <strong>im</strong> Vergleich<br />

zum Gewaltbruch ke<strong>in</strong> s<strong>in</strong>guläres Ereignis, das das Bauteil<br />

schlagartig versagen lässt. Vielmehr entwickelt sich e<strong>in</strong><br />

Schw<strong>in</strong>gbruch durch Rissfortschritt über e<strong>in</strong>en längeren<br />

Zeitraum. Irgendwann kommt es dann natürlich zu e<strong>in</strong>em<br />

Rest-Gewaltbruch und dem Totalversagen des Bauteils. „E<strong>in</strong><br />

Schw<strong>in</strong>gbruch ist <strong>in</strong> den meisten Fällen schon mit bloßem<br />

Auge oder mit e<strong>in</strong>er Lupe zu erkennen“, sagt Feyer. „Die<br />

Bruchoberfläche weist bei e<strong>in</strong>em Schw<strong>in</strong>gbruch typische<br />

Rastl<strong>in</strong>ien auf.“ Die Rastl<strong>in</strong>ien e<strong>in</strong>er Schw<strong>in</strong>gbruchfläche<br />

geben Aufschluss über das Wachstum des Risses. Genauer:<br />

die „Stillstandsperioden“, <strong>in</strong> denen der Riss sich nicht oder<br />

nur sehr langsam fortsetzte – beispielsweise aufgrund von<br />

Masch<strong>in</strong>enstillstand oder veränderten Betriebsbed<strong>in</strong>gungen.<br />

Also erste Diagnose: Schw<strong>in</strong>gbruch. Normalerweise kann e<strong>in</strong><br />

derartiger Schaden bei der Verwendung des spezifizierten<br />

Materials, regelgerechtem E<strong>in</strong>bau und Betrieb sowie fachkundiger<br />

Wartung ausgeschlossen werden. Was war also passiert?<br />

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