Zeitsparen mit System Zertifizierte „Planned Ma<strong>in</strong>tenance Systeme“ (PMS) s<strong>in</strong>d <strong>im</strong> Kommen. Zu Recht, sie verr<strong>in</strong>gern den Besichtigungsaufwand für Schiffe erheblich. Hafenstaatkontrolle, Klassenbesichtigungen, Inspektionen durch Versicherer und Charterer – nicht zu Unrecht bekommen Schiffsmanager <strong>im</strong>mer wieder den E<strong>in</strong>druck, dass das ganze Leben nur aus Kontrollen besteht. Zum<strong>in</strong>dest bei den Klassenbesichtigungen haben sie seit e<strong>in</strong>igen Jahren aber die Möglichkeit, die Anzahl der physischen Besichtigungen auf e<strong>in</strong> M<strong>in</strong><strong>im</strong>um zu beschränken. Der Schlüssel dazu ist die systematische Planung und Überwachung der Instandhaltungsarbeiten gemäß den Anforderungen der Hersteller und der Klassifikation. Bei e<strong>in</strong>em zertifizierten „Planned Ma<strong>in</strong>tenance System“ (PMS) werden die mit eigenem Personal durchgeführten Instandhaltungsarbeiten an Masch<strong>in</strong>enanlagen und Elektro<strong>in</strong>stallationen als periodische Besichtigungen des Germanischer Lloyd anerkannt. Ergebnis: Die rout<strong>in</strong>emäßigen Besichtigungen zum Klassenerhalt verkürzen sich erhebliche „Ausfälle, die eventuell e<strong>in</strong>e Bee<strong>in</strong>trächtigung der Klasse darstellen, sowie Apparate unter Druck, Getriebe, Ruderanlage, Propeller und -welle müssen wie bisher e<strong>in</strong>em Besichtiger der Klasse vorgestellt werden“, erläutert Dr. Ralf-Udo Greßmann, der be<strong>im</strong> Germanischen Lloyd für das PMS-Verfahren verantwortlich zeichnet. Durch e<strong>in</strong>e solche Rationalisierung der Instandhaltung und der Besichtigungen lasse sich der zeitliche Aufwand um bis zu 20 Prozent verr<strong>in</strong>gern. Zur Verdeutlichung: Im Rahmen e<strong>in</strong>es herkömmlichen Besichtigungsverfahrens s<strong>in</strong>d anlässlich der Klassenerneuerungsbesichtigung zahlreiche Checks notwendig, die durch das PMS-Verfahren auf die gesamte Klassenperiode verteilt und hauptsächlich von der Mannschaft an Bord selbst durchgeführt werden können – d. h. <strong>in</strong> Abwesenheit des Besichtigers. Die Tests und Inspektionen können statt nach festen Zeit<strong>in</strong>tervallen nun nach den vom Hersteller empfohlenen Betriebsstunden erfolgen. Den Vorteil bekommen die Reedereien <strong>in</strong> Euro und Cent zu spüren, da die Besichtigungen mittels PMS gegenüber den periodischen Besichtigungen kostenneutral s<strong>in</strong>d. Für die Entwicklung, E<strong>in</strong>führung und Zertifizierung des Systems müssen Reedereien laut Greßmann etwa e<strong>in</strong> bis anderthalb Jahre veranschlagen. „Danach hat man e<strong>in</strong> opt<strong>im</strong>iertes, anwenderfreundliches System“, so der Experte. Für die Planung und Dokumentation der Instandhaltung gibt es e<strong>in</strong>e Reihe gängiger Softwarelösungen. Der Germanische Lloyd selbst bietet mit <strong>GL</strong> ShipManager <strong>im</strong> Rahmen se<strong>in</strong>es Informationssystems „fleet onl<strong>in</strong>e“ e<strong>in</strong> Modul an, das neben der Instandhaltungsplanung auch die gesamte Informationsverarbeitung an Bord des Schiffs übernehmen kann. Es ist überschaubar und e<strong>in</strong>fach bedienbar: Per Mausklick gelangt der zuständige Mitarbeiter wie bei e<strong>in</strong>em herkömmlichen Dateiverwaltungssystem am PC über diverse Komponenten-Ordner zu allen E<strong>in</strong>zelteilen. Durch e<strong>in</strong> effektives Transfermodul können alle Wartungsarbeiten stets <strong>im</strong> Office mitverfolgt werden. 44 nonstop 3/2006 Die Nachfrage nach PMS-Zertifizierungen hat aus verschiedenen Gründen deutlich zugenommen. „Wir haben dieses Jahr schon genauso viele Reedereien <strong>im</strong> ersten Halbjahr wie <strong>im</strong> gesamten letzten Jahr zertifiziert. Die Anzahl der Schiffe mit e<strong>in</strong>em anerkannten PMS liegt be<strong>im</strong> Germanischer Lloyd heute bei 250“, sagt Greßmann. Zum e<strong>in</strong>en haben viele Gesellschaften ihre Instandhaltungsprogramme seit E<strong>in</strong>führung des ISM-Codes deutlich weiterentwickelt, so dass der Umstieg auf PMS e<strong>in</strong>igen Gesellschaften ke<strong>in</strong>e große Mühe mehr kostet. Zum anderen s<strong>in</strong>d die technischen Anlagen an Bord der Schiffe so kompliziert geworden, dass e<strong>in</strong> rationelles, computergestütztes Verfahren bei der Wartungsplanung nahezu unverzichtbar geworden sei, so Greßmann. ■ MPH Weitere Informationen: Dr. Ralf-Udo Greßmann, Berichtsprüfung u. Zeugnisse, Tel.: +49-40-36149-5554, ralf-udo.gressmann@gl-group.com IN DREI SCHRITTEN ZUM PMS Für die Zertifizierung e<strong>in</strong>es Planned Ma<strong>in</strong>tenance System (PMS) reicht der Reeder zunächst folgende Unterlagen be<strong>im</strong> Germanischen Lloyd e<strong>in</strong>: e<strong>in</strong>e Liste aller Komponenten der Masch<strong>in</strong>enanlage; Zeit<strong>in</strong>tervalle für die e<strong>in</strong>zelnen Instandhaltungsarbeiten; Arbeitsanweisungen für die Masch<strong>in</strong>enkomponenten; Organisationsanweisungen zum PMS (z. B. Dauer der Dokumentenspeicherung, Intervalle der Datensicherung etc.). Die Zulassung des PMS erfolgt dann <strong>in</strong> zwei weiteren Schritten: Nach erfolgreicher Überprüfung aller e<strong>in</strong>gereichten Unterlagen wird e<strong>in</strong> PMS-Zertifikat für den Eigentümer bzw. Betreiber ausgestellt. Zusätzlich führt der Germanische Lloyd nach m<strong>in</strong>destens sechsmonatigem E<strong>in</strong>satz des PMS e<strong>in</strong>e Implementationsbesichtigung an Bord des Schiffes durch. Zur Prüfung des Wartungszustandes muss jährlich e<strong>in</strong>e Besichtigung des PMS durchgeführt werden. „Die wird dann aber mit der periodischen Besichtigung durch die Klasse zusammen gelegt und harmonisiert, so dass sich der Aufwand für die Reederei nicht erhöht“, erklärt der PMS-Beauftragte be<strong>im</strong> Germanischer Lloyd, Dr. Ralf-Udo Greßmann.
PLANNED MAINTENANCE SYSTEME nonstop 3/2006 45