Schiffbau in Deutschland â Werften im Wandel - GL Group
Schiffbau in Deutschland â Werften im Wandel - GL Group
Schiffbau in Deutschland â Werften im Wandel - GL Group
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
des Gesamtsystems entscheidend s<strong>in</strong>d. Für e<strong>in</strong>e solche<br />
Analyse haben sich semiquantitative Methoden als geeignet<br />
erwiesen.<br />
<strong>GL</strong>-Methoden<br />
Das zu bewertende Pipel<strong>in</strong>e-System teilt die <strong>GL</strong>-Methoden<br />
<strong>in</strong> unterschiedliche Abschnitte auf, die als TAGs bezeichnet<br />
werden. Für jeden TAG wird angenommen, dass das Risiko<br />
relativ konstant ist, da die physikalischen Eigenschaften<br />
des Abschnitts und se<strong>in</strong>er Umgebung unverändert bleiben.<br />
Dabei führt jedoch beispielsweise jede Änderung der Wandstärke<br />
der Pipel<strong>in</strong>e oder e<strong>in</strong> bekannter Schaden oder e<strong>in</strong>e<br />
Änderung der Wassertiefe e<strong>in</strong>er Offshore-Pipel<strong>in</strong>e zu e<strong>in</strong>er<br />
Unterteilung <strong>in</strong> unterschiedliche TAGs. Darüber h<strong>in</strong>aus richtet<br />
sich die Unterteilung <strong>in</strong> TAGs auch nach Faktoren, die mit<br />
den möglichen Auswirkungen e<strong>in</strong>es Schadens zusammenhängen.<br />
Zu solchen Faktoren gehören der Standort der Pipel<strong>in</strong>e,<br />
die transportierte Menge und das transportierte Produkt.<br />
Bei Land-Pipel<strong>in</strong>es würde der Standortfaktor Aspekte wie<br />
Bevölkerungsdichte, Straßenüberquerungen und die Nähe<br />
von Gebäuden für e<strong>in</strong>en best<strong>im</strong>mten Bereich entlang der<br />
Route berücksichtigen. Zusätzlich muss die Risikobewertung<br />
angepasst werden können, wenn sich <strong>im</strong> Laufe der Zeit Änderungen<br />
ergeben wie beispielsweise neue Gebäude <strong>in</strong> der<br />
Nähe der Pipel<strong>in</strong>e.<br />
Die <strong>GL</strong>-Methoden nutzen auch e<strong>in</strong>en <strong>in</strong>dexbasierten<br />
Ansatz zur Risikobewertung. Das Risiko wird mit e<strong>in</strong>er Risikomatrix<br />
dargestellt, die e<strong>in</strong>en deutlichen Überblick über die<br />
relativen Anteile der E<strong>in</strong>trittswahrsche<strong>in</strong>lichkeit e<strong>in</strong>es Schadens<br />
(Probability of Failure (PoF)) und der Auswirkungen<br />
e<strong>in</strong>es Schadens (Consequence of Failure (CoF)) gibt. Das E<strong>in</strong>schätzen<br />
des PoF-Faktors ist sehr aufwändig. Bei der Analyse<br />
werden Kriterien wie Konstruktion, Betrieb, Fremde<strong>in</strong>wirkungen<br />
und Korrosion abgewogen. Zu den Auswirkungen, die bei<br />
der Best<strong>im</strong>mung des CoF-Faktors berücksichtigt werden,<br />
gehören Sicherheit für den Menschen, Folgen für die Umwelt,<br />
wirtschaftliche Auswirkungen, Rufschädigung und politische<br />
Folgen. Die PoF- und CoF-Faktoren gehen <strong>in</strong> den <strong>GL</strong>-Index<br />
e<strong>in</strong>, der die relative Höhe des Risikos angibt. Das höchste Risiko<br />
besteht, wenn sowohl der PoF- als auch der CoF-Faktor<br />
hoch s<strong>in</strong>d. Risikoakzeptanzkriterien s<strong>in</strong>d die Grenzwerte, bei<br />
deren Überschreiten der Betreiber das Risiko für die Anlage<br />
nicht länger toleriert.<br />
Opt<strong>im</strong>ierung der Pipel<strong>in</strong>e-Inspektionen<br />
Risikoakzeptanzkriterien werden auch verwendet, um die<br />
geeignetste Art der Inspektion und die opt<strong>im</strong>alen Zeitpunkte<br />
SICHERHEITSVORKEHRUNGEN<br />
Lebensdauer von Pipel<strong>in</strong>es voraus?<br />
für Inspektionen relevanterer Teile des Pipel<strong>in</strong>e-Systems zu<br />
best<strong>im</strong>men. Der Hauptgrund für den E<strong>in</strong>satz e<strong>in</strong>es risikobasierten<br />
Ansatzes zur Inspektionsplanung ist, den Inspektionsaufwand<br />
auf D<strong>in</strong>ge zu konzentrieren, bei denen hohe Risiken<br />
für die Sicherheit, die wirtschaftliche Situation, Umwelt oder<br />
für den Ruf festgestellt wurden. Gleichzeitig können die<br />
Inspektionen von Teilen des Pipel<strong>in</strong>e-Netzes, für die e<strong>in</strong> niedriges<br />
Risiko ermittelt wurde, auf angemessene Weise reduziert<br />
werden.<br />
Softwarepaket<br />
Der Germanische Lloyd hat se<strong>in</strong> neu entwickeltes Verfahren<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong> RBI-Softwarepaket <strong>in</strong>tegriert, das GALIOM for<br />
Pipel<strong>in</strong>es heißt. Die Software ermöglicht es nicht nur, die <strong>GL</strong>-<br />
Methoden auf alle Arten von Onshore- und Offshore-Pipel<strong>in</strong>e-Systeme<br />
anzuwenden, sondern erleichtert auch die zeitaufwändigen<br />
iterativen Prozesse zur Best<strong>im</strong>mung der<br />
E<strong>in</strong>trittswahrsche<strong>in</strong>lichkeit und der Auswirkungen von Schäden<br />
für jeden TAG-Abschnitt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em System. Die risikobasierten<br />
Bewertungs- und Inspektionsmethoden s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong><br />
leistungsstarkes Werkzeug zur Verbesserung der Pipel<strong>in</strong>e-<br />
Inspektionsstrategien. Zur Best<strong>im</strong>mung des Risikos ist es<br />
wichtig, sowohl zeitabhängige als auch zeitunabhängige Faktoren<br />
zu berücksichtigen, da beide für e<strong>in</strong>e h<strong>in</strong>reichend<br />
genaue Risikobewertung erforderlich s<strong>in</strong>d.<br />
E<strong>in</strong>fache qualitative Methoden sollten so oft wie möglich<br />
durch e<strong>in</strong>e genauere semiquantitative Risikobewertung<br />
ersetzt werden. Nichtsdestotrotz ist der qualitative Ansatz<br />
weiterh<strong>in</strong> für viele technische Aspekte erforderlich, da er e<strong>in</strong><br />
effizientes Verfahren zur Best<strong>im</strong>mung der Hauptfaktoren für<br />
e<strong>in</strong> Risiko bietet. Anhand semiquantitativer Methoden<br />
ermöglicht das risikobasierte Bewertungs- und Inspektionsprogramm<br />
GALIOM for Pipel<strong>in</strong>es e<strong>in</strong>e genaue Bewertung der<br />
E<strong>in</strong>trittswahrsche<strong>in</strong>lichkeit e<strong>in</strong>es Schadens aufgrund von<br />
Faktoren wie Konstruktion, Beanspruchung, Ermüdungsersche<strong>in</strong>ungen<br />
und Korrosion sowie der Auswirkungen e<strong>in</strong>es<br />
Schadens. Das Projekt hat bestätigt, dass bei den meisten<br />
Pipel<strong>in</strong>e-Systemen Korrosion e<strong>in</strong>en großen Anteil am<br />
Gesamtrisiko hat. Die <strong>GL</strong>-Methoden ermöglichen e<strong>in</strong>e<br />
Abschätzung der E<strong>in</strong>trittswahrsche<strong>in</strong>lichkeit von Korrosion,<br />
der Größe von Defekten und ihrer jährlichen Wachstumsrate,<br />
wobei unterschiedliche Randbed<strong>in</strong>gungen sowie Inspektionsdaten,<br />
falls vorhanden, berücksichtigt werden. Der<br />
Wahrsche<strong>in</strong>lichkeits<strong>in</strong>dex wird mithilfe e<strong>in</strong>er Grenzzustandsfunktion<br />
für Korrosionsdefekte berechnet, um e<strong>in</strong>e relativ<br />
fe<strong>in</strong>e Abstufung der E<strong>in</strong>trittswahrsche<strong>in</strong>lichkeit e<strong>in</strong>es Schadens<br />
zu erreichen. ■ MC<br />
Weitere Informationen: Ulrich Adriany, Pipel<strong>in</strong>es and Infrastructure, Stellvertretender Leiter,<br />
Tel.: +49 40 36149-7423, ulrich.adriany@gl-group.com<br />
nonstop 3/2006 59