Finanzund

Bericht über internationale Finanz- und Steuerfragen 2016
verringert, indem die Widerstandsfähigkeit der
systemrelevanten Banken erhöht und zudem
die Möglichkeit zur Sanierung oder geordneten
Abwicklung – ohne Belastung der Steuerzahler –
verbessert wird. Trotzdem bleibt die Wettbewerbsfähigkeit
der Schweizer Banken erhalten,
denn die Schweiz orientiert sich grösstenteils an
den internationalen Standards und an den
Anforderungen führender Finanzplätze. Sie
erfüllt nicht nur die Standards von Basel III und
den Zuschlag des Financial Stability Board (FSB)
für global systemrelevante Banken, sondern auch
die jüngst vom FSB verabschiedeten Anforderungen
zur Total Loss Absorbing Capacity (TLAC)
der Banken (vgl. Kapitel 2.4). Die konkreten
Änderungen der Eigenmittelverordnung und der
Bankenverordnung werden voraussichtlich im ersten
Quartal 2016 vom Bundesrat verabschiedet.
Die wichtigsten Neuerungen im Überblick:
Going-concern-Anforderungen
Durch die Erfüllung von Going-concern-Anforderungen
sollen systemrelevante Banken über ausreichend
Kapital verfügen, um ihre Dienstleistungen
auch in einer Stresssituation weiterführen
zu können. Die Going-concern-Anforderungen
bestehen einerseits aus einer Grundanforderung
(Sockelanforderung) für alle systemrelevanten
Banken. Für die sogenannte ungewichtete Eigenkapitalquote
(Leverage Ratio) beträgt die
Sockelanforderung 4,5 Prozent, diejenige für die
risikogewichteten Aktiven (RWA) beläuft sich auf
12,9 Prozent. Hinzu kommt – je nach Grad der
Systemrelevanz – eine progressive Komponente.
Dieser Zuschlag bemisst sich anhand des Marktanteils
und der Grösse der Bank. Einschliesslich
des Zuschlags betragen die Going-concern-
Anforderungen für die zwei Grossbanken nach
aktuellem Stand 5 Prozent (Leverage Ratio)
beziehungsweise 14,3 Prozent (RWA).
Die neuen Going-concern-Anforderungen sind
strenger als die internationalen Standards. Sie
sind vergleichbar mit den Anforderungen an
systemrelevante Banken in den USA und leicht
höher als die UK-Anforderungen. Auch bezüglich
der Kapitalqualität sind die Anforderungen verschärft
worden: Eine Bank kann die Anforderungen
an die Leverage Ratio künftig nur noch mit
maximal 1,5 Prozent Wandlungskapital (Contingent
Convertible Bonds) mit Tier-1-Qualität erfüllen.
Den Rest muss sie mit hartem Kernkapital
(z.B. einbezahltes Gesellschaftskapital oder
offene Reserven) unterlegen. Für die Erfüllung
der Anforderungen an die risikogewichteten
Aktiven kann maximal 4,3 Prozent Wandlungskapital
mit Tier-1-Qualität angerechnet werden.
Gone-concern-Anforderungen
Going-concern-Anforderungen können eine
Sanierung oder Abwicklung einer Bank nicht
immer vermeiden. Für diesen Fall müssen international
tätige systemrelevante Banken (Grossbanken
UBS und Credit Suisse) zusätzlich sogenanntes
Gone-concern-Kapital bereithalten.
Dieses wird entweder für die Sanierung der Bank
verwendet; oder es dient dazu, funktionsfähige
Einheiten der Bank weiterzuführen und die anderen
Einheiten abzuwickeln, ohne dass dafür
öffentliche Mittel beansprucht werden.
Für international tätige systemrelevante Banken
werden die Going-concern-Anforderungen
gespiegelt, d.h. für diese Art von Kapital werden
nochmals 5 Prozent (Leverage Ratio) beziehungsweise
14,3 Prozent (RWA) benötigt.
Gemäss Bankengesetz hat die FINMA die Möglichkeit,
für eine Bank Rabatte auf den Goneconcern-Anforderungen
zu gewähren. Bezüglich
Kapitalqualität erfolgt die Erfüllung der Goneconcern-Anforderungen
grundsätzlich mit
Bail-in-Instrumenten (Anleihen, die durch Anordnung
der FINMA in Eigenkapital umgewandelt
werden). Verwenden die Banken aber die regulatorisch
wertvolleren Low Trigger Cocos, können
Neue Anforderungen an die Grossbanken
35%
30%
25%
20%
15%
10%
5%
0%
Abb. 15
5,0%
3,5%
Leverage Ratio
1,5%
14,3%
4,3%
10,0%
RWA-Anforderungen
CET1 Wandlungskapital (Tier 1) Bail-in-Instrumente
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