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Flip_Feb2016

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KULTUR JOKER KULTOUR 17<br />

fertiggestellt. Die Eröffnung<br />

fand Anfang des Jahres mit<br />

nur zwei Jahren Verspätung<br />

(!) statt; die Stimmung war<br />

getrübt, da Nouvel dem Galaabend<br />

wegen „Geringschätzung<br />

des Architekten“ fern blieb.<br />

Vorher hatte der 69-jährige<br />

Stararchitekt schon erfolglos<br />

gegen die Stadt Paris geklagt.<br />

Zu erinnern bleibt, dass die<br />

„Grande salle de concert“<br />

der Philharmonie die moderne<br />

Nachfolgerin der früheren<br />

„Salle Pleyel“ im noblen VIII.<br />

Raumakustisch optimiert<br />

Für die Philharmonie standen<br />

Jean Nouvel zwei renommierte<br />

Akustiker zur Seite:<br />

der Neuseeländer Harold Marshall<br />

und der Japaner Yasuhisa<br />

Toyota. Die Raumakustik ist<br />

eine ausgeklügelte Wissenschaft,<br />

die sich mit den Auswirkungen<br />

baulicher Gegebenheiten<br />

auf Schallereignisse<br />

befasst; sie gestaltet Wahrnehmungsqualitäten<br />

in Konzertsälen,<br />

Theatern, Fernseh- und<br />

Rundfunkstudios, wobei sie<br />

Eigenschaften des menschlichen<br />

Gehörs berücksichtigt.<br />

Den akustischen Eindruck<br />

eines Raumes bestimmen die<br />

Anteile des Direktschalls am<br />

Gesamt-Schallpegel sowie<br />

z.B. Einsatzverzögerungen des<br />

Nachhalls; ein entsprechendes<br />

Design strebt insofern einen<br />

möglichst reflexionsarmen<br />

Raum an. Für ein klares Musikerlebnis,<br />

das den Zuhörer<br />

einhüllt, sollte der Direktschall<br />

möglichst hoch sein, aber auch<br />

die Nachhallzeit muss richtig<br />

verteilt sein. Hier wirkt die<br />

Die Alu-Fassade besteht aus 340.000 ineinandergefügten<br />

Vogelmotiven die bereits aus der Ferne schillern<br />

Arrondissement im Zentrum<br />

von Paris ist – bis dahin der<br />

einzige symphonische Konzertsaal<br />

der französischen<br />

Hauptstadt. Das alteingesessene<br />

Publikum war nicht begeistert,<br />

dass die neue Philharmonie<br />

nun in einem ehemaligen<br />

Arbeiterviertel an der<br />

Peripherie liegt.<br />

Wandreflexion mit, weshalb<br />

die Innenwände der Pariser<br />

Philharmonie schallabsorbierende<br />

Flächen aufweisen. Das<br />

muss man gesehen haben.<br />

Ein Park mit langer<br />

Geschichte<br />

Bis Ende des 18. Jahrhunderts<br />

war La Villette eine bewaldete<br />

und ländliche Zone,<br />

die 1808 durch einen Wasserkanal<br />

an Paris angeschlossen<br />

und dem XIX. Arrondissements<br />

eingefügt wurde. Später<br />

sind dort vorübergehend<br />

Schlachthöfe entstanden. 1979<br />

ist hier das Projekt der Konvertierung<br />

eines 35 Hektar<br />

großen Geländes begonnen<br />

worden. Zunächst konzipiert<br />

der Architekt Bernhard Tschumi<br />

eine moderne Parkanlage<br />

und nun größte Grünzone von<br />

Paris, die kulturellen Aktivitäten<br />

dienen sollte. Nach und<br />

nach zogen neue Institutionen<br />

an diesen Ort, etwa die Konzerthalle<br />

„Zénith“ (1984),<br />

die „Cité des sciences et de<br />

l’industrie“ und das „Conservatoire<br />

national supérieur de<br />

musique et de danse“ (1990);<br />

dann wird die „Cité de la musique“<br />

mit zwei Konzertsälen<br />

eröffnet sowie das “Musée de<br />

la musique” (1997). Zudem<br />

fällt die „Géode“ ins Auge,<br />

ein halbkugelförmiges Kino,<br />

in dessen silbriger Oberfläche<br />

sich der Himmel spiegelt.<br />

Im weitläufigen Park, in dem<br />

kontinuierlich neue Bäume<br />

gepflanzt werden, dehnen sich<br />

mehrere Lokale auf Wiesenflächen<br />

aus; oft finden im Freien<br />

– teils unter offener Überdachung<br />

– Shows statt, Tanz,<br />

Musik, Zaubern.<br />

Mit der Philharmonie in Paris<br />

beginnt eine neue Ära der<br />

Musik. Der Pariser Osten befindet<br />

sich insgesamt in einer<br />

Transformationsphase, an der<br />

sich die Philharmonie aktiv<br />

beteiligt, etwa durch soziale<br />

Projekte. Etwa wird Schulklassen,<br />

Familien und Kindern<br />

ein Musik-Areal geboten, das<br />

ihnen zu experimentieren erlaubt.<br />

Im Erdgeschoss des Gebäudes<br />

gibt es einen Bereich<br />

für Wechselausstellungen;<br />

zum Auftakt wurde die Figur<br />

David Bowie beleuchtet, es<br />

folgten „Chagall und die Musik“.<br />

Auch der Programmplan<br />

zeigt, was hier für die Musik<br />

geleistet wird. Bekannte<br />

Künstler wie Lang Lang,<br />

Marion Cotillard und Daniel<br />

Barenboim werden auftreten,<br />

aber auch unbekannte. Das<br />

Angebot ist nicht auf Klassik<br />

beschränkt, Techno-Pop und<br />

Jazz sind selbstverständlich<br />

präsent. Als kürzlich der weltbekannte<br />

Komponist, Dirigent<br />

und Querdenker Pierre Boulez<br />

starb, der vor rund vierzig<br />

Jahren in Paris das innovative<br />

Forschungsinstitut für Akustik<br />

und Musik (IRCAM – Institut<br />

90-180<br />

frei<br />

%<br />

de Recherche et Coordination<br />

Acoustique/Musique) mitbegründet<br />

hat, da wurde intensiv<br />

in Erinnerung gerufen, dass<br />

auch er Musik keinesfalls als<br />

Luxusartikel begreifen wollte,<br />

sondern als notwendige ästhetische<br />

Erfahrung und Element<br />

einer humanen Bildung.<br />

Philharmonie de Paris, 221<br />

Avenue Jean Jaurès. 75019<br />

Paris. www.philharmoniedeparis.fr<br />

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