sportFACHHANDEL running 4_2015

30 RUNNING sportFACHHANDEL – running 4.2016
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Wir machen die Schweizer Alpen
ein bisschen flacher.
On-Gründer David Allemann
Damit verkürzte sich auch die anschließende
Produktschulung durch Oliver
Bernhard, neben David Allemann und
Caspar Coppetti einem der drei Gründer
von On, die natürlich auch alle mitgelaufen
waren und während der drei Tage jederzeit
Ansprechpartner waren. Das neue
Modell Cloudventure kommt erst noch in
den Handel, der Launch ist für Mitte Juni
geplant. Das Produkt sei gut durchdacht
und vorbereitet, findet On-Gründer David
Allemann: „Wir machen die Schweizer
Alpen ein bisschen flacher. Wer wie das
On-Team in den Schweizer Alpen aufgewachsen
ist, weiss das ein oder andere
übers Laufen in den Bergen. Als wir uns
über das Design des perfekten Trailschuhes
Gedanken machten, haben wir uns auf das
Wesentliche besonnen: Ein Schuh muss so
leicht und schnell sein, dass man den
Gipfel noch rechtzeitig zum Sonnenaufgang
erreicht. Er muss stabil genug sein,
wenn überraschend ein Gewitter aufzieht.
Und er muss gut gedämpft sein, um die
Beine zu schonen, wenn man noch vor
Einbruch der Dunkelheit zurück im Tal
sein will. Wir präsentieren den On Cloudventure
als ein Qualitätsprodukt aus der
Schweiz“, unterstreicht Allemann.
Allemanns Schuhe sind nicht billig,
die hohen Ansprüche haben ihren Preis.
Im Fachhandel kommt diese Linientreue
dennoch gut an, der Preis sei unter Käufern
in der Regel kein Thema zur Diskussion,
waren sich alle Kollegen auf dem Event
einig. Auch Verbandshändler von Intersport
aus Deutschland beispielsweise
bestätigten und unterstrichen dies noch.
Vertreten waren Händler aus Deutschland,
aus Österreich und aus der Schweiz sowie
aus Großbritannien, Holland, Schweden
und Frankreich. Die tendenziell gleichlautende
Aussage aller Teilnehmer war,
dass sich diese Art von Händlertreffen
über Grenzen hinweg sehr lohnenswert
seien, aber auch immer seltener. On hat in
diesem Fall wohl ins Schwarze getroffen
und die Zeichen der Zeit richtig erkannt.
Der Erfahrungsaustausch unter Händlern,
zumal auf internationalem Niveau, ist für
alle Beteiligten unschätzbar wichtig. Und
zwar direkt, vor Ort und mit Schweiß und
vielleicht sogar blutigen Füßen verbunden.
„Es gab sehr intensive Gespräche“,
freut sich Stefan Rübsam von Intersport
Schlegel nahe Stuttgart. Schließlich
tauschte man sich auch aus: Wie läuft die
richtige Laufschuhberatung von morgen.
Längst ist umstritten, ob es denn immer
eine Laufbandanalyse geben muss, ob die
Kamera nötig ist oder welche Bedeutung
die jeweilige Tagesform hat. „Es gibt sicher
kein Patentrezept“, meint Rübsam, „jedoch
gibt es eine Anzahl von Werkzeugen, die jeder
Händler für sich einsetzen kann“. Und
das genau war auch das Workshop-Thema
Ons auf Mallorca: Die Laufschuhberatung
in der Zukunft. Einig sind sich inzwischen
alle: Das Gespräch mit jedem Kunden
und potentiellen Neueinsteiger bildet die
Grundlage für das passende Produkt. Wer
läuft, warum und wo wird gelaufen, was
ist das Ziel? Man müsse die persönliche
Motivation und Einstellung der Kunden
kennenlernen, meinten alle erfahrenen
Händler. Auch das Themas Fitness an
sich spiele eine wichtige Rolle. „Auf dem
Laufband bewegt sich in der Regel kein
Kunde normal und locker“, meinte auch
Rübsam. Für Laufschuhkunden müsse man
sich mehr Zeit nehmen. Und das werde
in Zukunft wohl auch noch anwachsen.
Der Blick auf Füße, Beine, Knie und Statur
seien immer mitentscheidend für die optimale
Beratung. Für Rübsam gehören die
beiden aktuellen Trends wie Fitness-Studio
und Laufsport zu den wichtigsten Bereichen
in den nächsten Jahren. Kunden daraus
benötigen eine passende Beratung. Die
Laufschuhkompetenz muss der Händler
besitzen beziehungsweise sich erarbeiten.
„Unsere Aufgabe ist es auch, dem Läufer zu
zeigen, wie er anfängt oder sich weiterentwickeln
kann“, ergänzt der Schweizer
Kollege Benny Fahner (Pollux Sport).
Laufschuhberatung ist in Zukunft also viel
mehr als reiner Produktverkauf.
Es geht vielmehr auch um Emotion und
Begeisterung, um Leistungssteigerung in
kleinen Schritten und ums Dranbleiben an
dem Sport. Herstellern obliegt es, Produkte
zu entwickeln, die sich zwar auch an
Trends wie Trailrunning, aber vor allem
auch an den Bedürfnissen und orthopädischen
Herausforderungen der Aktiven
orientieren. Einstige Nischenanbieter
wie On, die eigentlich schon weiter sind,
machen es derzeit vor, wie der Fachhandel
mit klassischen, wenn auch aufwendigen
Produkt-Events in tollem Ambiente für
sich gewonnen können. Der Händler erfährt
jedenfalls einen Mehrwert, den er für
sich und am Ende auch für den Konsumenten
mitnimmt und umsetzen kann. „Das
kriegen wir von den meisten Großen nicht
geboten“, war zumindest das einhellige
Stimmungsbild auf der Rückreise. Da hilft
auch kein Online, kein Internet, kein virtuelles
Geplänkel - der Test, die Erfahrung,
der Austausch live vor Ort sind immer
noch die beste Schule.