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VSWG-Zur Geschichte der spanischen Reitermilizen

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116<br />

Die Composici6n <strong>der</strong> Caballeros de Cuantfa (1586— 1593)<br />

könne hier etwas ausgerichtet werden, wobei ganz deutlich herausgestellt<br />

werden müßte, daß ein Untertan, <strong>der</strong> die Composiciön eingehe, dazu<br />

nicht das Placet <strong>der</strong> grundherrschaftlichen Behörden brauche. Appelle<br />

und Bestrafungen müßten im Namen des Königs geschehen, damit die<br />

Einzelpersonen Mut zu Verhandlungen mit dem Kommissar schöpfen<br />

könnten’84. Eine Erweiterung <strong>der</strong> Vollmachten, die den Kommissaren<br />

am 17. April 1587 gegeben wurde388, scheint eben solchen Überlegungen<br />

entsprungen zu sein. Die Kommissare durften auch ohne das Einverständnis,<br />

ja selbst gegen den Willen <strong>der</strong> königlichen o<strong>der</strong> grundherrlichen<br />

Behörden Appelle ansetzen und Strafen verhängen. Aber die Grundherren<br />

scheinen auch <strong>der</strong> Composiciön einzelner ihrer Untertanen entgegen<br />

gewirkt zu haben, denn Zapata Osorio berichtete aus <strong>der</strong> Ortschaft Fuentes<br />

(Lugar de Don G6mez de Guzmdn), wo durch ihn überhaupt erst die<br />

Caballerla de Cuantla eingeführt worden war, daß er bei seinem zweiten<br />

Besuch <strong>der</strong> Ortschaft einen deutlichen Meinungsumschwung unter den als<br />

Caballeros de Cuantfa eingeschriebenen Personen festgestellt habe, die<br />

zuvor zur Composiciön geneigt gewesen seien, „so daß ich mir hier mehr<br />

Hoffnungen machte als in an<strong>der</strong>en Orten“. Als Ursache für den Gesinnungswandel<br />

nahm Zapata Osorio an, „daß dies (die Composiciön) den<br />

Grundherren nicht gefällt und daß sie davon ihren Vasallen Kenntnis<br />

geben“. Aus diesen Gründen setzte <strong>der</strong> Kommissar kurzfristig einen<br />

Appell an, „damit die Cuantiosos sehen, daß die Dinge, die ihnen von<br />

ihren Herren geraten werden, nicht gut für sie sind“387. Daraufhin gingen<br />

fünfundzwanzig als Caballeros de Cuantfa eingeschriebene Personen gegen<br />

den Willen ihres Grundherren die Composiciön ein, so daß schließlich<br />

niemand mehr als Caballero de Cuantfa in <strong>der</strong> Ortschaft Fuentes übrig<br />

blieb, nachdem Zapata Osorio bei seinem ersten Besuch hier schon sechs<br />

Vertrage hatte abschließen können388. Auch die „Reichen und die mit<br />

dem größten Besitz“, von denen Zapata Osorio sagte, daß „sie abwarten<br />

und den Willen ihres Herrn befolgen und nicht die Composiciön eingeben<br />

, waren damit praktisch von ihrem Herrn abgefallen. Neben diesem<br />

unterschiedlichen Verhalten <strong>der</strong> Besitzenden in <strong>der</strong> Treue gegenüber<br />

threm Grundherren machte Zapata Osorio noch eine weitere psychologische<br />

Beobachtung in den Grundherrschaften, die allerdings durch Berichte<br />

an<strong>der</strong>er Kommissare nicht gestützt, aber auch nicht wi<strong>der</strong>legt wird.<br />

384 Vgl. ebda.<br />

368 Vgl. Amn. 287.<br />

a r<br />

^ aPata Osorio an Juan Vdzquez vom 5. Januar 1587, Ecija.<br />

A.G.S., Gd.G Leg. 2261.<br />

488 Vgl. Tabelle VII und S. 91, Anm. 304.<br />

Die Composiciön in den Grundherrschaften 117<br />

Er behauptete, daß in grundherrschaftlichen Ortschaften Menschen von<br />

geringerem Adel als in den königlichen Ortschaften wohnten und daß<br />

das Gefühl für Ehre hier wesentlich schwächer ausgeprägt sei. Man ersuche<br />

hier im Gegensatz zu dem König gehörenden Ortschaften wie Ecija<br />

und Carmona nicht hauptsächlich deswegen um die Composiciön nach,<br />

weil mit <strong>der</strong> Einschreibung als Caballero de Cuantfa eine Ehrmin<strong>der</strong>ung<br />

verbunden sei, son<strong>der</strong>n weil man praktisch denke und die Last fürchte,<br />

die mit dem Unterhalt von Pferd und Waffen auf sie zukäme388.<br />

Gegen den Willen des Grundherren wurde so auch die von Zapata<br />

Osorio recht gut funktionierend Vorgefundene Caballerfa de Cuantfa im<br />

Herzogtum von Arcos durch die Composiciön weitgehend zerstört380.<br />

Versuche des Herzogs, im direkt an <strong>der</strong> Küste gelegenen Zahara die<br />

Caballerfa de Cuantfa unter Mißachtung <strong>der</strong> Cödulas de Composiciön<br />

wie<strong>der</strong> zu errichten, wurden von <strong>der</strong> Krone scharf gerügt381. Es waren<br />

mit Ausnahme <strong>der</strong> königlichen Stadt Jerez de la Frontera, die um die<br />

Annullierung aller in <strong>der</strong> Stadt und ihrer Umgebung vergebenen Cödulas<br />

de Composiciön ersuchte302, nahezu allein diejenigen Grundherren, die<br />

Ortschaften in Küstennähe in Andalusien besaßen, die auf die nachteiligen<br />

Folgen <strong>der</strong> Composiciön für die Küstenverteidigung hinwiesen und<br />

um die Einstellung des Verkaufs von Freibriefen ersuchten383. Die Krone<br />

hat ihre Warnungen nicht gänzlich überhört, und für einige Ortschaften<br />

380 Vgl. Gerönimo Zapata Osorio an Juan Vdzquez vom 5. Januar 1587,<br />

Ecija, und <strong>der</strong>s. an dens. vom 27. Dezember 1586, Carmona. A.G.S., GcLG<br />

Leg. 2261. DomInguez Ortiz berichtet von Fällen, in denen Hidalgos einen in<br />

die Grundherrschaft verkauften, zuvor königlichen Ort verließen, um nicht<br />

einem Grundherren unterworfen zu sein. Vgl. Ventas y exenciones de lugares<br />

durante el reinado de Felipe IV, in: AHDE XXXIV (1964), S. 182.<br />

300 Vgl. Tabelle VIII und Gerönimo Zapata Osorio an Juan Vdzquez vom<br />

27. Dezember 1586, Girmona. A.G.S., Gd.C. Leg. 2261. Ein Vergleich <strong>der</strong> in<br />

<strong>der</strong> Relacion von 1573 (vgl. Anm. 218) genannten Zahl <strong>der</strong> eingeschriebenen<br />

Giballeros de Cuantfa im Ducado von Arcos mit den Angaben Zapata Osorios<br />

(vgl. Tabelle VII) zeigt, daß offenbar allein schon durch die Anwendung <strong>der</strong><br />

königlichen Cuantfa- und Schätzvorschriften die Caballerfa de Cuantia in dieser<br />

Grundherrschaft erheblich geschwächt worden sein muß.<br />

301 Real Cödula an den Alcalde Mayor von Zahara vom 22. Mai 1591, El<br />

Pardo. A.G.S., C.d.C. Lib. 372, Fols. 344r.—344v., Real Cödula an dens. vom<br />

2. Oktober 1591, San Lorenzo. Ebda., Fol. 354r.—354v.<br />

303 luan Vdzquez an Juan de Henao vom 12. Juni 1587, o.O. Ebda., Fols.<br />

87r.—89r.<br />

303 Vgl. Bittschrift des Marquös de Gibraleön vom 6. August 1587, o.O.,<br />

A.G.S., C.d.C. Leg. 2269, u. Juan Vdzquez an Juan de Henao vom 26. August<br />

1587, o.O., (Kopie). A.G.S., C.d.C. Lib. 372, Fols. 121v.—123r. Henao wird von<br />

einer Bittschrift des Marquös de Ayamonte in Kenntnis gesetzt.

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