VSWG-Zur Geschichte der spanischen Reitermilizen
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18 Die Caballcrla de Cuantla unter Philipp II. bis zur Composiciön<br />
sind, da sie als Vccinos benachbarter Ortschaften geführt werden und<br />
folglich in Ja*n nicht als Caballeros de Cuantla zu dienen brauchten. Es<br />
bedarf noch intensiver Forschungen zur wirtschaftlichen Situation <strong>der</strong><br />
Caballeros populäres bzw. <strong>der</strong> Caballeros de Cuantla, aber man wird<br />
vermuten dürfen, daß es neben ihren zahlreichen Privilegien vor allem<br />
ihre, die Hidalgos oft übertreffende wirtschaftliche Kraft gewesen ist, die<br />
sie zu <strong>der</strong>artig starkem Einfluß im Gemein<strong>der</strong>egiment und auf den Cortes<br />
gelangen ließ, so daß man in ihnen gleichsam einen zweiten Adelsstand<br />
zu erkennen meint«. In einer Beschwerde einiger Caballeros de Cuantla<br />
aus <strong>der</strong> Villa Torredonjimeno (Partido de la Orden de Calatrava/Andalucla)<br />
aus dem Jahre 1566 klingt noch deutlich das Gefühl <strong>der</strong> Überlegenheit<br />
gegenüber dem wirtschaftlich schwächeren Hidalgo an. Sie verwahren<br />
sich dagegen, daß <strong>der</strong> Gobernador des Partido Hidalgos bei <strong>der</strong><br />
Ämterauslosung einschließe und ihnen die „mitad de los oficios“53 zusprechen<br />
wolle, obgleich sie „nicht die Cuantla besitzen, um Caballeros<br />
de Cuantla zu sein und um die Ämter zu besetzen“. Die Beschwerdeführenden<br />
baten darum, die Wahlen rüdegängig zu machen und zu befehlen,<br />
„daß die Hidalgos nicht zu den Ämtern zugelassen werden dürfen, wenn<br />
sie nicht die Cuantla haben“54. In <strong>der</strong> zweiten Hälfte des 16. Jahrhun-<br />
Prendes, a.a.O., S. 172. In den verschiedenen Vermögensschichten lassen sich<br />
im Padrdn folgende Berufe nachweisen:<br />
20—50 000 Mrs.: 1 Goldschmied, 1 Schuhmacher, 1 Schlachter,<br />
1 Kürschner, 1 Altwarenhändler (?) (trapero),<br />
1 Waffenschmied<br />
1 Messermacher<br />
1 Schlachter, 1 Bortenwirker, 1 trapero<br />
50—100 000 Mrs.:<br />
über 100 000 Mrs.:<br />
Alle betrieben daneben noch Getreide-, Wein- o<strong>der</strong> Olivenanbau.<br />
« Vgl, Cannela Pescador, a.a.O. XXXIII—XXXIV (1961), S. 190 ff.<br />
<strong>Zur</strong> pohosAen Macht und wirtschafdichen Bedeutung <strong>der</strong> Caballeros villanos<br />
als Viehzüchter vor Errichtung <strong>der</strong> Mesta vgl Reyna Pastor de Togneri, La<br />
ant“ de la orSanizac!6n de la Mesta, in: Moneda y<br />
Credito Nr. 112 (März 1970), S. 62 ff.<br />
° erj nsb" 0nd" e ^ Mtte des 16. Jahrhun<strong>der</strong>ts in vielen Ortschaften<br />
d e r^ M * l d\ niC^ I ei6eni ^ fKet2lidl verankerte Brauch, den in <strong>der</strong> Regel<br />
£ L vll A . Wn rr Hlda’80S die Hälfte <strong>der</strong> Gemeindeämter zu übern<br />
i JV?1?"10 Dom(nguez Ortiz, a.a.O., S. 260 ff.<br />
de AifdduSdviama7AdeÄ Alcaldee^ ay°r de la Orden de Calatrava en el Partido<br />
F o b ^ 4 i -142v F, i “6“” . «66, Se8°via- (KOP«)- A.G.S., C.d.C. Lib. 370,<br />
. Ü j - i 1-2 l Sd,emt) daß « au* in Quesada zu einer Verwirrung<br />
InTat! er«TeLlndemUnUn6en £ k,0mmen Spätmittelalter war <strong>der</strong><br />
n OuLda s £ b d t<br />
Pferd und Waffen verpflichtet.<br />
Z Ä t Ä ' c ä a iero c de ÄCuantla d sein B-edr bzw. et werden wot n müsse. zu sek*daß Vgl. Real <strong>der</strong><br />
Cuantla und Schätzordnung 19<br />
<strong>der</strong>ts darf man sich dagegen unter einem Vecino, <strong>der</strong> über ein Vermögen<br />
<strong>der</strong> Größenordnung von 1000 Dukaten verfügte, nicht einen wohlhabenden<br />
Mann vorstellen, wie es insbeson<strong>der</strong>e die Darstellung <strong>der</strong> Composiciön<br />
zeigen wird. Die Mehrheit <strong>der</strong> Caballeros de Cuantia entstammte<br />
dieser Vermögensschicht. Die „Preisrevolution“, die für das 16. Jahrhun<strong>der</strong>t<br />
kennzeichnend ist, brachte es mit sich, daß bei steigenden Preisen<br />
und Löhnen sowie bei gleichzeitig in reichem Maße zirkulierendem Geld<br />
und zunächst anhalten<strong>der</strong> Konjunktur für Landwirtschaft, Handel und<br />
Gewerbe viele Bauern, Handwerker, Kaufleute und auch Lohnarbeiter<br />
zu relativ großem, in früheren Zeiten unbekannten Kapitalbesitz kommen<br />
konnten. Die Reallohnentwicklung hielt jedoch nicht mit dem Kaufkraftverlust<br />
des Geldes Schritt. Viele bäuerliche Betriebe waren verschuldet;<br />
an<strong>der</strong>e mußten sogar verkauft o<strong>der</strong> übereignet werden, was insbeson<strong>der</strong>e<br />
in Andalusien zu einer sichtbaren Bodenkonzentration in <strong>der</strong><br />
Hand weniger führte, als die Konjunktur für landwirtschaftliche Erzeugnisse<br />
nachließ und sie durch aufgenommene Kredite, durch das System<br />
<strong>der</strong> Festpreise und durch eine Reihe von Mißernten in Bedrängnis gerieten.<br />
Ausländische gewerbliche Erzeugnisse begannen selbst auf dem <strong>spanischen</strong><br />
Markt die durch hohe Lohnkosten teueren heimischen Produkte<br />
zu verdrängen, die dazu oft noch von schlechterer Qualität waren55. In<br />
dieser wirtschaftlichen Umwelt ist die Cuantla von 1000 Dukaten zu<br />
sehen. Zugleich muß berücksichtigt werden, daß <strong>der</strong> Staat sich nicht mit<br />
den ohnehin in reicherem Maße einkommenden Steuergeldem begnügte,<br />
son<strong>der</strong>n neue Abgaben erhob. Staatseinnahmen und Ausgaben erreichten<br />
in <strong>der</strong> zweiten Hälfte des 16. Jahrhun<strong>der</strong>ts zuvor nie gekannte Höhen56.<br />
Wenn in einer Stadt wie Cördoba, die 1502 216 Caballeros de Cuantla<br />
aufwies57, 1586 etwa 640 Vecinos als Caballeros de Cuantla eingeschrie-<br />
Cedula an den Corregidor von Ubeda und Baeza vom 19. Juni 1585, Igualada,<br />
(Kopie). Ebda., Fols. 227r.—227v.<br />
55 Vgl. John Lynch, Spain un<strong>der</strong> the Habsburgs. Bd. 1: Empire and Absolutism,<br />
1516—1598. Oxford 1964, Kap. IV, S. 101—134. <strong>Zur</strong> Agrargesellschaft<br />
vgl. insbeson<strong>der</strong>e Carmelo Vinas y Mey, El problema de la rierra en la Espana<br />
de los siglos XVI—XVII. Madrid 1941. <strong>Zur</strong> Preis- und Lohnencwiddung vgl.<br />
insbeson<strong>der</strong>e Earl J. Hamilton, American Treasure and the Price Revolution<br />
in Spain, 1501—1650 (Harvard Economic Studies Vol. XLIII). Cambridge<br />
(Mass.) 1934. <strong>Zur</strong> Kritik an Hamilton und zum neueren Forschungsstand vgl.<br />
Jorge N adal Oller, La Revolucion de los Precios espanoles en el siglo XVI.<br />
Estado actual de la cuestiön, in: Hispania XIX (1959), S. 503—529.<br />
56 Vgl. Lynch, a.a.O., S. 128 ff. und Modesto Ulloa, La Hacienda Real de<br />
Castilla en cl Reinado de Felipe II. Rom 1963.<br />
67 Vgl. GuzmAn Reina, a.a.O., S. 220.