20.04.2016 Aufrufe

VSWG-Zur Geschichte der spanischen Reitermilizen

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

74 Die Composiciön <strong>der</strong> Caballeros de Cuantla (1586— 1593)<br />

und nidu in Madrid erörtert werden sollten844. Damit war die Composieiön<br />

grundsätzlich bereits gebilligt] ohne daß zuvor noch über ihre<br />

Zweckmäßigkeit beraten worden wäre. Jede Möglichkeit mußte wohl<br />

ausgeschöpft werden, wollte man dem ungeheuren Geldbedarf <strong>der</strong> Krone<br />

ein wenig abhelfen, <strong>der</strong> gerade in dieser Zeit durch die beginnende Ausrüstung<br />

<strong>der</strong> Armada Rekordhöhen erreichte. Für das Unternehmen gegen<br />

England wurde eine wertvolle Einrichtung <strong>der</strong> Lokalverteidigung geopfert.<br />

In den Berichten eines Kommissars sind diese Zusammenhänge<br />

ausgesprochen und bedauert worden545.<br />

Man muß den Angehörigen <strong>der</strong> Cdmara de Castilla und auch den meisten<br />

Kommissaren bestätigen, daß sie zumeist mit außergewöhnlichem<br />

psychologischen Feingefühl für die Mentalität <strong>der</strong> Bevölkerung einer<br />

nach ständischen Prinzipien geordneten Gesellschaft vorgegangen sind,<br />

um die Composicidn zu einer möglichst reichen Geldeinnahmequelle für<br />

die Krone werden zu lassen. Allerdings zeigten sie mitunter auch eine<br />

gewisse Skrupellosigkeit, denn von Philipp II. selbst anerkannte und<br />

bestätigte Privilegien wurden im Verlaufe <strong>der</strong> Composicidn wie<strong>der</strong> in<br />

Frage gestellt, um ihre Inhaber zu Geldzahlungen zu veranlassen. Häufig<br />

trieben die Kommissare auf Anordnung <strong>der</strong> Cdmara de Castilla ein doppeltes<br />

Spiel. Dem Kommissar Juan Pacheco wurde die Instruktion erteilt,<br />

als sich kaum die Bereitschaft zur Composicidn in <strong>der</strong> Bevölkerung<br />

abzuzeichnen begann, „daß es jetzt auf zwei Dinge ankommt, damit die<br />

Composicidn gut in die Wege geleitet wird und nicht scheitert. Auf keinen<br />

Fall darf die Liste <strong>der</strong> als Caballeros de Cuantfa eingeschriebenen<br />

Personen veröffendicht werden, bis dazu nicht <strong>der</strong> Befehl von hier (aus<br />

Madrid) gegeben wird. Weiter ist von größter Wichtigkeit, daß V. M.<br />

absolute Geheimhaltung (gran secreto) übt, damit die Namen <strong>der</strong> Eingeschriebenen<br />

nicht bekannt werden, denn, da es sich um eine Angelegenheit<br />

handelt, die in einem <strong>der</strong>artig starken Maße die Ehre berührt, würden<br />

diejenigen, von denen man weiß, daß sie eingeschrieben worden sind,<br />

in ihrer Ehre verletzt sein und wenig Lust haben, die Composiciön einzugehen.<br />

Somit ist es notwendig, daß V. M. sich dieser Zusammenhänge<br />

genau bewußt ist. Wenn von seiten <strong>der</strong> Stadt (Jadn) o<strong>der</strong> von einer einzelnen<br />

Person Anzeichen zur Verhandlungsbereitschaft über irgendeinen<br />

Dienst, den man S. M. erbringen will, gegeben werden, um sich von <strong>der</strong><br />

s«« Juan Vdzquez de Salazar an Juan de Henao vom 19. September 1586,<br />

o.O., (Kopie). Ebda. Fol. 264r.—264v.<br />

-« Gerönimo Zapata Osorio an Juan Vdzquez vom 27. Dezember 1586,<br />

Carmona. A.G.S., GcLC. Leg. 2261.<br />

Die Entsendung <strong>der</strong> Kommissare und ihr Auftrag 75<br />

Last <strong>der</strong> Caballerla de Cuantla zu befreien, und um nicht mehr zu den<br />

Appellen heraustreten und Pferd und Waffen unterhalten zu müssen,<br />

dann kann V. M. so, als sei das nur Ihre Meinung (como de suyo) antworten,<br />

daß es durchaus sein könne, wenn man sich hierher (an die Cdmara<br />

de Castilla) wendet, daß <strong>der</strong> Handel (trato) zugelassen wird“845.<br />

Wie bereits erwähnt worden ist, hat die Krone bald darauf den Kommissaren<br />

die Verhandlungsführung übertragen. Immer hat sie sich jedoch<br />

die Bestätigung und Billigung <strong>der</strong> ausgehandelten Übereinkunft Vorbehalten.<br />

Weil die Kommissare keine festen Zusagen geben konnten und<br />

sollten, war es <strong>der</strong> Cdmara de Castilla möglich, sie nach einheitlichen<br />

Richtlinien zu leiten. Die von <strong>der</strong> Cdmara de Castilla bewußt betriebene<br />

Verzögerung bei <strong>der</strong> Billigung von den Kommissaren ausgehandelter<br />

Verträge sollte die an <strong>der</strong> Composicidn interessierten Personen in Unsicherheit<br />

lassen und zur Einreichung höherer Zahlungsangebote veranlassen247.<br />

Die zunächst von <strong>der</strong> Cdmara de Castilla gezeigte Bereitschaft, auf<br />

Verhandlungen einzugehen, in denen Gemein<strong>der</strong>äte für ihre Ortschaften<br />

die Befreiung von <strong>der</strong> Caballerla de Cuantla gegen eine Ablösungssumme<br />

zu erwirken suchten, ist sehr bald aufgegeben worden. Die ergangenen<br />

Angebote wurden als viel zu niedrig betrachtet. So hatten Murcia, Jerez<br />

de la Frontera und Ecija die Zahlung von 30000 bzw. 12000 bzw. 20000<br />

Dukaten angeboten848, Geldsummen, die tatsächlich nur in Jerez und<br />

Ecija durch Verhandlungen mit den Einzelpersonen überschritten wurden240.<br />

Im Fall <strong>der</strong> Ortschaften Aledo und Totana aus dem Reino de<br />

Murcia, die sich vereint zur Zahlung von 2 000 Dukaten erboten250, hat<br />

die Krone allerdings eine günstige Gelegenheit versäumt, denn später<br />

konnte hier nur mit einer Person eine Composiciön zu 110 Dukaten abgeschlossen<br />

werden251. Man überschätzte, wie später noch gezeigt werden<br />

wird, die Zahlungsbereitschaft in <strong>der</strong> Bevölkerung. Den Kommissaren,<br />

248 Juan Vdzquez de Salazar an Juan Pacheco vom 14. September 1586, o.O.,<br />

(Kopie). A.G.S., Qd.C. Lib.370, Fols. 260v.—261r.<br />

247 Vgl. Juan Vdzquez de Salazar an Juan de Ribera vom 4. Oktober 1586,<br />

o.O., (Kopie). Ebda., Fols. 274r.—275v.<br />

248 j uan Vdzquez de Salazar an Pedro Zapata de Cdrdenas vom 25. Oktober<br />

1586, o.O., (Kopie). Ebda., Fols. 289r.—291r., <strong>der</strong>s. an Juan de Henao vom<br />

gleichen Tage, o.O., (Kopie). Ebda., Fols. 286r.—288v., u. <strong>der</strong>s. an Gerönimo<br />

Zapata Osorio vom 19. November 1586, o.O., (Kopie). Ebda., Fob. 333r.—334r.<br />

240 Vgl. Tabellen III, IV u. VIII auf S. 121, bzw. 123, bzw. 132 f.<br />

250 Juan Vdzquez de Salazar an Pedro Zapata de Cdrdenas vom 26. November<br />

1586, o.O., (Kopie). Ebda., Fols. 338r.—339v,<br />

221 Vgl. Tabelle III, S. 121.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!