VSWG-Zur Geschichte der spanischen Reitermilizen

42 Die Caballerfa de Cuantfa unter Philipp II. bis zur Composieiön
„Alcaldes, Alguaciles, Rcgidorcs, Jurados, Sesmeros, Ficles, Montaraces,
Mayordomos, Procuradores, Abogados, Escribanos del Numero, Fisicos,
Cirujanos, Maestros de Gramatica y escribanos que muestran a los mozos
a leer y escribir, de las ciudadcs y villas“ von der Heerfolge (llamamiento)
entbunden seien, sofern nidit besondere Umstände ihre Kriegsdienste
erforderten*55. Mit ihren Ämtern waren ohnehin zumeist die Vorrechte
der Hidalgos verbunden, so daß ihnen der lästige Dienst als Caballero
de Cuantfa keine neuen, wesentlichen Vergünstigungen zu geben
vermochte150.
Obgleich dem Corregidor von Cördoba im Dezember 1564 befohlen
wurde, die Jurados und ihre „paniaguados“ zum Dienst in der Caballerfa
de Cuantfa heranzuziehen, nachdem er von den durch sie vorgelegten,
hier besonders umfangreichen Privilegien berichtet hatte127, und obgleich
in einem Schreiben an den Corregidor von Ubeda und Baeza vom gleichen
Tage die Krone ihren Willen mit aller Deutlichkeit kundgetan hatte,
„gegen jedes Privileg, jedes Amt, jede Ausrede oder Bitte und gegen jeden
Anspruch“ ihre Forderungen durchzusetzen128 — eine Haltung, die im
März 1565 noch einmal bekräftigt wurde12*, als man gegenüber den H i­
dalgos bereits einzulenken begann —, wird in einer Real Cödula vom
15. April 1565 bereits deutlich, daß die Krone sich nicht mehr in der Lage
sah, ihre Ziele zu erreichen150. Am 19. April 1566 wurde dem Corregidor
125 Vgl Juan Torbes Fontes, La caballerfa de alarde murciana en el siglo XV,
in: AHDE XXXVIII (1968), S. 39, 48 u. 62, und Novfsima Recopilaciön Libro
VI, Tftulo VI, Leyes 1—2.
120 Die Privilegien der Jurados von Jaön und Cördoba sind abschrifdich
enthalten in Proceso entre panes de la una los Jurados de la Ciudad de Jaön
sobre el teuer y mantener armas y caballo y hazer alardes como Cavalleros de
conua y de la otra el Fiscal Francisco Lopez Villar, fiscal de S.M. en lo tocante
r A r ~ V ' d'9 ° n_!I;? de “ ta Ciudad de Jaön y su parddo (1571). A.G.S.,
Cd.C Leg. 2222. Die Privilegien der Jurados von Jaön von 1475 in A.G.S.,
Regtstro General del Sello, 23. März 1475, Valladolid
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V0D ° 5rd0ba vom 31. Dezemberl564,
Axanjue^ A.G.S., C 1‘C Vb;.370, Fok 95v—96r. Unter den „apaniaguados“
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15. April 1545, El Escorial. Ebda! Fok 1 » , " T
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Die Exemtionen von der Caballerfa de Cuantfa 43
von Cördoba verboten, Prozesse gegen Jurados zu führen, die zu den
Appellen nicht erschienen waren131. Als er sich weigerte, die in der
Zwischenzeit verhängten Geldstrafen den von ihm verurteilten Jurados
zu erstatten, da er nach geltendem Recht gehandelt habe, befahl ihm
Philipp II. in einer Real Cödula vom 30. Juli 1566, die geforderten Geldbeträge
herauszugeben132. Der höchste königliche Beamte in der Stadt,
der königlichem Recht zum Druchbruch verhelfen wollte, nachdem er
selbst es gewesen war, der auf die Problematik der Durchsetzung hingewiesen
hatte, wurde desavouiert und gedemütigt. Den vollständigen Sieg
der Jurados von Cördoba bildete die Real Cödula vom 28. April 1567153,
mit der das den Jurados von Cördoba durch Ferdinand IV. verliehene
Privileg als gültig anerkannt wurde, das sie seit 1334 von der Caballerfa
de Cuantfa befreite. Der Verdacht liegt nahe, daß die Jurados diesem
königlichen Entscheid mit Geldzahlungen nachgeholfen hatten, denn die
Cödula bestimmte weiter, daß die Jurados wie die Hidalgos notorios
bzw. die Hidalgos de Ejecutoria zu behandeln sein sollten134. Die in solcher
Weise begünstigten Jurados dürften bald darauf erfolgreich ihre
Hidalgufa nachgewiesen haben.
gen sie ausgesprochene Strafen wegen Nichterscheinens zum Appell nicht vollzogen
werden sollten „por lo pasado pero de aqui adelante. .. “.
131 Real Cödula an den Corregidor von Cördoba vom 19. April 1566, Aranjuez.
Ebda. Fol. 135r.—135v. Die Jurados von Cördoba hatte inzwischen einen
Prozeß vor der Cdmara de Castilla begonnen.
132 Real Cödula an dens. vom 30. Juli 1566, Segovia. Ebda. Fob. 135v.—136r.
133 Real Cödula vom 28. April 1567, Madrid. Ebda. Fol. 151r.—151v. Merkwürdigerweise
ist diese königliche Entscheidung dem in Cördoba die Composiciön
betreibenden Kommissar 1586 nidit vorgelegt worden. Sie war auch nicht
im „libro de los Caballeros de contia desta ciudad“ verzeichnet, in das nur die
in Anm. 132 genannte Real Cödula eingetragen worden war. Vgl. die dem
Brief Juan de Ribera an Juan Vözquez de Salazar vom 22. September 1586,
Cördoba, beiliegende Aufstellung der „privilegios que hasta agora se an presentado
ante mi cn esta ciudad“. A.G.S., Cd.C. Leg. 2265.
134 Die Jurados von Cördoba hatten darum gebeten, entweder ganz von der
Caballerfa de Cuantfa befreit zu werden oder „se hiziese en ello lo que esta
acordado se haga con los hijosdalgo“. Die Anspielung auf in der Vergangenheit
und gegenwärtig geleistete Dienste (servicios), womit häufig Geldzahlungen
umschrieben werden, legt die Vermutung nahe, daß die Jurados sich einen einflußreichen
Fürsprecher gekauft hatten, wie sie cs auch anläßlich der Composiciön
taten. Vgl. S. 104 f. Vgl. auch die Beobachtung in Anm. 133. Das Verhalten
der Jurados zeigt, daß es weniger die Last der Pferdehaltung als der Schimpf
war, zum öffentlichen Appell heraustreten zu müssen, der diese Kreise nach
Mitteln suchen ließ, der Caballerfa de Cuantfa zu entgehen.