VSWG-Zur Geschichte der spanischen Reitermilizen
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154<br />
Zusammenfassung<br />
,.. n ie Krone war nicht bereit, die alten Vorrechte wie<strong>der</strong> zu be-<br />
S “ ; di. den Angehörigen dieser Reitenniliz ehre starke Stellung in,<br />
G e S e rc g irn e » . «nd srenerlidre Frohesten gewehrten. M u Ausnehm«<br />
S , Ortsdtaften, in denen and, jetzt nnd, wtthttgere Gerne,ndetmte,<br />
dürft Caballeros de Cuantla besetzt wurden, konnten von thnen m den<br />
, „rrAn Hpr Provinzen und Kreise nur unbedeutende Ämter<br />
b S e ” werden. Da es nidt. gelungen war, die » M g e n Regidoren<br />
und Jontdos <strong>der</strong> widtugen Städte zum Dtettst m de, Caballerla de Cuantla<br />
zu zwingen, um damit ihre Ämter dem Kreta <strong>der</strong> CabJleros de Cuantla<br />
allgemein zugänglid, zu madten konnten dte sm dtudtenO hgariten<br />
einen Angriff auf ihre Position erfolgte,dt abwehren. Die Caballerla de<br />
Cuantla wurde zu einer Last <strong>der</strong> einfachen Pecheros, auf die man ohnehin<br />
Steuern und an<strong>der</strong>e Leistungen abzuwälzen pflegte. Nodi geringer privilegiert<br />
als <strong>der</strong> Fußsoldat <strong>der</strong> allgemeinen Miliz, aber ungleich starker als<br />
dieser durch den Zwang zum Unterhalt eines Reitpferdes belastet, war<br />
<strong>der</strong> Status eines Caballero de Cuantla nicht erstrebenswert, und man zog<br />
es vor in <strong>der</strong> allgemeinen Miliz geringer angesehene mfantenstisdie<br />
Dienste zu leisten, weil man dadurch <strong>der</strong> Einschreibung in die Reitermiliz<br />
entgehen konnte. <<br />
Zum adligen Geist und zum kriegerischen Ethos <strong>der</strong> Gesellschah de<br />
Reconquista lassen sich kaum noch Bezüge hersteilen. Man wird sich davor<br />
zu hüten haben, den Caballero de Cuantla des 16. Jahrhun<strong>der</strong>ts mit<br />
<strong>der</strong> Adelsschicht <strong>der</strong> Caballeros in eine gedankliche Welt zu stellen. Man<br />
wird in ihm lediglich einen Menschen sehen dürfen, <strong>der</strong> das Ungludc gehabt<br />
hat, wegen fehlen<strong>der</strong> Beziehungen zur städtischen Honoratiorenschicht<br />
und zur Lokalbeamtenschaft zum Erwerb und Unterhalt eines<br />
Pferdes verurteilt zu werden. Die Beobachtung, daß von den Ca a eros<br />
de Cuantla adlige Reiterspiele durchgeführt wurden, darf nicht dahingehend<br />
gedeutet werden, daß hier ritterlicher Geist lebendig gewesen un<br />
adlige Lebensführung nachgeahmt worden wären. In den wenigen ru<br />
<strong>der</strong>schaften von Caballeros de Cuantla, die sich feststellen ließen, onnt<br />
kein stärkeres Gemeinschaftsgefühl o<strong>der</strong> Selbstbewußtsein <strong>der</strong> Ange<br />
rigen beobachtet werden. ,<br />
Dem im ganzen geringen Erfolg <strong>der</strong> Krone bei <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong> un^<br />
und Durchsetzung <strong>der</strong> Dienstpflicht aller Besitzbürger in <strong>der</strong> Ca<br />
de Cuantla steht eine oft sehr wirksame, gut organisierte Reitermi iz ®*<br />
ses Typus in an den Küsten Andalusiens und Murcias gelegenen ^<br />
herrschaften gegenüber. Die militärische Notwendigkeit eines organist®<br />
ten Küstenschutzes und wohl auch <strong>der</strong> Ehrgeiz <strong>der</strong> Grundherren, u<br />
eigene, nicht vom Monarchen kontrollierte Truppen zu gebieten, mus<br />
Zusammenfassung 155<br />
zur Erklärung herangezogen werden. In diesen Grundherrschaften wirkte<br />
sich das Eingreifen <strong>der</strong> königlichen Gewalt und die Ausdehnung <strong>der</strong><br />
königlichen Gesetzgebung beson<strong>der</strong>s schädlich aus, ab nach 1586 die<br />
Composicidn von <strong>der</strong> Caballerla de Cuantla begann.<br />
Zunächst schien es, als wolle die Krone durch die Entsendung königlicher<br />
Kommissare im Sommer 1586 mit einer Gewaltanstrengung die<br />
Beachtung <strong>der</strong> Caballerla de Cuantla-Gesetzgebung erzwingen, um für<br />
die sich abzeichnende verschärfte Auseinan<strong>der</strong>setzung mit England besser<br />
gerüstet zu sein. Die drohende Zahlungsunfähigkeit des Staates und <strong>der</strong><br />
durch die Ausrüstung <strong>der</strong> Armada außergewöhnlich emporgeschnellte Bedarf<br />
an Zahlungsmitteln führten dazu, daß die ersten Angebote, sich<br />
durch Geldzahlungen vom Dienst als Caballero de Cuantla freizukaufen,<br />
sofort angenommen wurden. Die entsandten Kommissare erhielten<br />
die Anweisung, möglichst viele Personen, die zum Dienst in <strong>der</strong> Caballerla<br />
de Cuantla in Frage kamen, zum Eingehen <strong>der</strong> Composiciön zu<br />
veranlassen. Aus über 6000 Einzelverträgen und aus einem Abkommen<br />
mit <strong>der</strong> Stadt Sevilla sind <strong>der</strong> Krone zwischen 1587 und 1594, Jahren<br />
äußerster finanzieller Anspannung, mehr ab eine Million Dukaten aus<br />
dem Arbitrio <strong>der</strong> Composicidn von <strong>der</strong> Caballerla de Cuantla zugeflossen.<br />
Vermutlich haben diese Geldmittel erheblich dazu beigetragen, die<br />
Einstellung <strong>der</strong> Schuldentilgung und <strong>der</strong> Zahlungen durch den Staat, die<br />
man gewöhnlich wenig treffend ab Staatsbankrott bezeidinet, bb 1596<br />
hinauszuschieben.<br />
Die Aufwendungen für den Erwerb einer Cedula de Composiciön<br />
müssen wegen des hohen Kaufpreises von wenigstens 100 Dukaten zur<br />
Erklärung herangezogen werden, wenn man die von <strong>der</strong> Forschung beobachtete<br />
Verschuldung <strong>der</strong> kleinen Landwirtschaften und <strong>der</strong> handwerklichen<br />
Betriebe deuten will. Die Beobachtung, daß Geldleiher und Großgrundbesitzer<br />
gerade in dieser Zeit in starkem Maße ihren Grundbesitz<br />
vermehren konnten, findet eine weitere Erklärungsmöglichkeit, wenn<br />
man die Composicidn von <strong>der</strong> Caballerla de Cuantla bei diesem Vorgang<br />
berücksichtigt. _ ,<br />
Mit <strong>der</strong> Composicidn, die in eine Epoche des geistigen und wirtschaftlichen<br />
Umbruchs in Spanien fiel, waren <strong>der</strong> Caballerla de Cuantla die<br />
moralischen Grundlagen entzogen worden. Zwar war diese Reitermiliz<br />
durch die Composiciön nicht gänzlich aufgelöst worden, aber alle Versuche<br />
einer Neubelebung und erneuten Verstärkung, die sich bis 1619 beobachten<br />
lassen, blieben ohne jeden Erfolg. Die Composicidn und die<br />
durch sie verursachten Schäden konnten in einer Zeit, die sich selbst als<br />
im Nie<strong>der</strong>gang befindlich empfand, nicht überwunden werden. 1619 hat