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VSWG-Zur Geschichte der spanischen Reitermilizen

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62 Die Caballerfa de Cuantia unter Philipp U. bis zur Composiciön<br />

nutzten jede Möglichkeit, um ihr Einkommen mit dem ihnen aus den<br />

Strafgel<strong>der</strong>n zustehenden Anteil zu verbessern««. Als beson<strong>der</strong>s lästig<br />

wurde die Verpflichtung empfunden, Verbrechern zu Pferde nachzusetzen<br />

o<strong>der</strong> Gefangenentransporte zu begleiten. Die Justizbehörden scheinen<br />

im Übermaß Caballeros de Cuantfa mit solcherlei Aufgaben beschäftigt<br />

zu haben, aber die Krone hat in diesem Fall nicht recht durchgreifen<br />

mögen. Sie hat diese traditionelle Verpflichtung <strong>der</strong> Caballeros de Cuantia«<br />

1auch kaum aufheben können, wenn sie die Verbrechensbekämpfung<br />

nicht schwächen wollte807.<br />

Immer wie<strong>der</strong> ist auch über die Härte des dazu oft mißverstandenen<br />

Gesetzes geklagt worden, das auch einen über sechzig Jahre alten Mann<br />

nicht wirklich von <strong>der</strong> Last <strong>der</strong> Caballerla de Cuantia befreite. Zwar<br />

entfiel die Verpflichtung, persönlich zum Appell o<strong>der</strong> Waffendienst zu<br />

erscheinen, aber Pferd und Waffen mußten weiterhin unterhalten werden.<br />

Ja selbst Neueinschreibungen dieser Alten wurden von <strong>der</strong> Krone<br />

ausdrücklich gewünscht808. War ein über vierundzwanzig Jahre alter<br />

weil nicht er, son<strong>der</strong>n sein Sohn zum vergangenen Appell angetreten war.<br />

Fernindez war auf die Herstellung goldenen und silbernen Zaumzeugs spezialisiert,<br />

das er in Madrid, insbeson<strong>der</strong>e zu San Juan, verkaufte. Seinem Wunsch<br />

wurde »por esta vez* entsprochen. Real Cidula an den Corregidor von Cördoba<br />

vom 18. August 1567, El Pardo. A.G.S., C.d.C. Lib. 370, Fol. 154v.<br />

sos Vgl, die Anm. 203 genannten Gutachten verschiedener Corregidoren.<br />

800 Vgl. Carmela Pescadoii, a.a.O. XXXVII—XXXVIII (1963), S. 165, u.<br />

Carta sobre lo de los caualleros de contia que den fauor al asistente, vom 20.<br />

Mai 1479, Trujillo, an den Concejo von Sevilla, in: El Tumbo de los Reyes<br />

Catölicos del Concejo de Sevilla, a.a.O. Bd. 3, S. 106 f.<br />

807 Das Banditen- und Wegelagererunwesen ist beson<strong>der</strong>s in Andalusien verbreitet<br />

gewesen. Dazu wird die Verelendung <strong>der</strong> nie<strong>der</strong>en Bevölkerungsschichten<br />

gerade in <strong>der</strong> zweiten Hälfte des 16. Jahrhun<strong>der</strong>ts beigetragen haben, die in<br />

dieser Region durch die Bodenkonzentration noch beson<strong>der</strong>s geför<strong>der</strong>t worden ist.<br />

808 Zweite Ausfertigung <strong>der</strong> Instruktion für die 1586 entsandten Kommissare<br />

vom 9. Juli 1586, San Lorenzo. A.G.S., C.d.C Lib. 370, Fols. 243v.—246r.<br />

>como quiero que por la provision que mandamos dar el ano pasado quinientos<br />

y sesenta y tres se manda que el cavallero de contia sea de veynte a sesenta<br />

anos y que passados los sesenta goze de las preheminencias teniendo armas y<br />

cavallo porque hemos sido informado que ha abido y ay muchos pleytos y<br />

diferencias sobre la inteligencia del dho capitulo pretendiendo los que tienen<br />

la dha Hedad de sesenta anos que pueden dexar de gozar de las dhas preheminencias<br />

y de tener las dichas armas y cavallo y que si antes de tener la dha<br />

hedad no han sido nombrados no lo pueden ser despues que la tienen y por que<br />

esto es <strong>der</strong>echamente contra la dicha provision no dareis lugar a que se admiten<br />

semejantes defensas... \ In Ja6n hatten z.B. 1565 die über sechzig Jahre alten<br />

Caballeros de Cuantfa argumentiert, daß sie keinen Wert auf die Privilegien<br />

legten und infolgedessen auch kein Pferd mehr zu unterhalten brauchten. Vgl.<br />

Die Caballeros de Cuantfa 63<br />

Sohn im Hause, so mußte er für den Vater zum Appell und zum Dienst<br />

erscheinen800. Insbeson<strong>der</strong>e hat die von <strong>der</strong> Krone hartnäckig aufrecht erhaltene<br />

Bestimmung Unmut erregt, die untersagte, einen Stellvertreter,<br />

Bediensteten o<strong>der</strong> Sklaven mit dem Pferd und den Waffen zum Appell<br />

zu entsenden210, zumal während des einzigen größeren kriegerischen Einsatzes<br />

von Caballeros de Cuantfa — zur Unterdrückung des Aufstandes<br />

<strong>der</strong> Morisken im Reino de Granada — die Stellvertretung vielfach erlaubt<br />

worden ist, bzw. die Dienstleistung <strong>der</strong> Caballeros de Cuantfa sich<br />

auf die entschädigungslose Ablieferung ihrer Pferde beschränkt hat211.<br />

Allerdings hätte die Krone nur schwerlich vom Prinzip <strong>der</strong> persönlichen<br />

Anwesenheit des Caballero de Cuantfa beim Appell abgehen können. Es<br />

war einmal bei dieser Gelegenheit <strong>der</strong> Eid zu leisten, daß Pferd und<br />

Waffen tatsächlich Eigentum des eingeschriebenen Caballero de Cuantfa<br />

waren. Nur auf diese Weise konnten die immer wie<strong>der</strong> beklagten Scheinverkäufe<br />

von Pferd und Waffen sowie die Pferd- und Waffenleihe eingedämmt<br />

werden. Zum an<strong>der</strong>en erkannte die Chancillerfa von Granada<br />

in einem Adelsprozeß als positiven Beweis an, wenn nachgewiesen wurde,<br />

daß <strong>der</strong> um den Nachweis seines Adels Prozessierende und seine Vorfahren<br />

niemals in Appellisten verzeichnet worden waren. Es hätten sich<br />

also in nicht allzu ferner Zukunft Schwierigkeiten ergeben können. Denjenigen,<br />

die persönlich am Kampf gegen die Morisken teilgenommen hatten,<br />

ist we<strong>der</strong> von <strong>der</strong> Krone noch von ihren Heimatgemeinden ein Sold<br />

gezahlt worden. Eine Regelung <strong>der</strong> Unterhaltsfrage im Einsatzfalle war<br />

nie erlassen worden. Zwar hatte die Krone gleich nach 1562 Nachforschungen<br />

über die Art <strong>der</strong> Kostenverteilung in <strong>der</strong> Vergangenheit anstellen<br />

lassen und sie insistierte insbeson<strong>der</strong>e, wenn sich Anzeichen dafür<br />

Relacion del alarde que se tomo en la cibdad de Ja6n . .. 1565. A.G.S., C.d.C.<br />

Leg. 2259.<br />

200 Real Pragmdtica vom 1. November 1563, Monzön. Vgl. Anm. 19.<br />

2io Real C£dula an den Corregidor von Ecija vom 31. Dezember 1564,<br />

Aranjuez. A.G.S., C.d.C. Lib. 370, Fol. 99v. » ... en lo que toca al salir a los<br />

alardes no consintireis que saiga ningun mozo, ni esclavo sino los mismos quantiosos<br />

en persona. .. “. Der Bitte <strong>der</strong> Cortes von 1594, die Stellvertretung o<strong>der</strong><br />

die Entsendung von Bediensteten zum Appell zu erlauben, die auch von mehreren<br />

Corregidoren befürwortet wurde, hat die Krone nicht entsprochen. Vgl.<br />

Anm. 19. Mit <strong>der</strong> Entsendung eines Bediensteten zum Appell hätte sich <strong>der</strong><br />

Caballero de Cuantfa nicht <strong>der</strong> Schande auszusetzen brauchen, zu diesem als<br />

ehrenrührig empfundenen öffentlichen Akt in Person erscheinen zu müssen.<br />

818 Vgl. Brief des Vorstehers <strong>der</strong> Cofradfa <strong>der</strong> Caballeros de Cuantfa von<br />

Jadn und <strong>der</strong> beiden Alcalden <strong>der</strong> Bru<strong>der</strong>schaft an S.M. o.O. o.J. A.G.S., C.d.C.<br />

Leg. 2259, u. die in Anm. 19 genannten Gutachten von Corregidoren zum Memorial<br />

<strong>der</strong> Cortes von 1594.

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