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VSWG-Zur Geschichte der spanischen Reitermilizen

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144 D« Caballerfa de Cuantfa nach Beendigung <strong>der</strong> Composiciön<br />

Tate berichtete im Jahre 1615, daß es in <strong>der</strong> Stadt, die über 6000 Vecinos<br />

habe, nur zwei Caballeros de Cuantfa gebe. Ähnlich sei es in den übrigen<br />

Ortschaften des Corregimiento. „Die Ursache dafür, daß es so wenige<br />

Caballeros de Cuantla gibt, ist die, daß man so wenig Sorgfalt hat walten<br />

lassen““ 7. Ähnlich niedrige, noch unter dem Stand bei Einstellung<br />

<strong>der</strong> Composiciön liegende Zahlen wurden aus an<strong>der</strong>en Gegenden genannt448.<br />

Für diesen Verfall kann man nicht, wie es in den Quellen häufig<br />

geschieht, die verschiedenen Formen <strong>der</strong> Dienstflucht, die neuerliche<br />

Exemtion von <strong>der</strong> Composiciön erfaßter Bevölkerungsschichten o<strong>der</strong> gar<br />

die Erhöhung <strong>der</strong> Cuantla verantwortlich machen449, son<strong>der</strong>n man muß<br />

in <strong>der</strong> Caballerla de Cuantla eine durch die Composiciön abgewertete,<br />

nahezu leblose Einrichtung sehen, <strong>der</strong>en Wie<strong>der</strong>belebung allem durch<br />

Appelle <strong>der</strong> Krone nicht erreicht werden konnte, nachdem einmal die<br />

geistigen und moralischen Grundlagen, auf denen sie beruht hatte, zerstört<br />

worden waren. Spanien, das sich von G ott und dem Kriegsglück<br />

verlassen fühlte, gerade in diesen Jahren einen geistigen und wirtschaftlichen<br />

Umbruch erlebte und von Seuchen heimgesucht wurde, begann<br />

selbst an seine Dekadenz zu glauben. In einer solchen geistigen Atmo-<br />

Rodrigo de Tordesillas an S.M. vom 30. Juni 1615, Jäte. A.G.S., Gd.C.<br />

Leg. 2277.<br />

448 Alonso de Pareja, Corregidor von Jäte, an S.M. vom 6. November 1613,<br />

Jäte. A.G.S., Gd.G Leg. 2277. Der Corregidor berichtet, daß nach einer Einschreibung<br />

von 1612 folgende Caballeros de Cuantfa in seinem Corregimient»<br />

zum Dienst verpflichtet seien:<br />

Jäte: 2, La Mancha: 12, Valdepenas: 1, Pegalajar: 3, Mengfbar: 3. In Andüjar<br />

gebe es keine Caballeros de Cuantfa mehr.<br />

Der Corregidor von Ubeda und Baeza berichtete über die Caballeros de Cuantfa,<br />

daß es „en Baeza oy no ay ninguno y en Ubeda muy pocos*. Schreiben<br />

vom 25. April 1615 an S.M. Ebda. Im gleichen Sinne berichten die an<strong>der</strong>en<br />

Corregidoren. Der Herzog von Medina Sidonia berichtete in einem Schreiben<br />

vom 23. August 1610, San Lucar de Barrameda, an S.M., daß es in seinen Besitzungen,<br />

in denen es früher 1060 Caballeros de Cuantfa gegeben habe, nur noch<br />

346 Reiter gebe. Der Marquös de Ayamonte berichtete von 60 Caballeros de<br />

Cuantfa in seinen Besitzungen, von denen jedoch zehn einen Prozeß zum Nachweis<br />

ihrer Hidalgufa angestrengt hätten. Marquös de Ayamonte an S.M. vo*n<br />

1. August 1610, Lepe. Ebda. Hier wird deutlich, daß dort, wo die Composiciön<br />

auf Anweisung <strong>der</strong> Krone nur sehr zurückhaltend betrieben worden war (vgl.<br />

S. 117 f.), die Caballerfa de Cuantfa in nennenswertem Umfang bewahrt werden<br />

konnte. Zugleich zeigt sich hier, welche militärische Bedeutung <strong>der</strong> Caballerla<br />

de Cuantfa in diesen Küstenstrichen zukam, die ständigen Überfällen ausgesetzt<br />

waren.<br />

tea Vgl. Alonso de Pareja an S.M. vom 6. November 1613, Jäte. A.G.S.,<br />

C.dC. Leg. 2277, und Rodrigo de Tordesillas, Corregidor von Jäte vom 30.<br />

Juni 1615, Jäte. Ebda.<br />

Die Caballerfa de Cuantfa nach Beendigung <strong>der</strong> Composiciön 145<br />

Sphäre <strong>der</strong> Lethargie und Schicksalsergebenheit konnten Reformversuche<br />

nicht gelingen. Der Herzog von Medina Sidonia, dem die Küstenverteidigung<br />

in Andalusien oblag, hielt die militärische Lage durch den Verfall<br />

<strong>der</strong> Caballerfa de Cuantfa für <strong>der</strong>artig verzweifelt, daß er um seine<br />

Entpflichtung bat, da er nicht wisse, wie eine Verteidigung <strong>der</strong> Küsten<br />

ohne Caballeros de Cuantfa möglich sein solle, „denn ohne Mittel kann<br />

man S. M. nicht dienen“. Er habe noch die Zeiten gekannt, als allein in<br />

Jerez de la Frontera 800 Reiter zur Abwehr feindlicher Landungen aufgeboten<br />

werden konnten. Heute gebe es keine sechzig Reiter unter den<br />

Adligen und den Pecheros in <strong>der</strong> Stadt. Der Herzog empfahl die Einfuhr<br />

von Pferden aus Dänemark und Friesland, denn mit dem Verfall<br />

<strong>der</strong> Caballerfa de Cuantfa und dem Gebrauch von Kutschen, <strong>der</strong> um sich<br />

gegriffen habe, seien Pferde in diesen Gegenden nahezu verschwunden459.<br />

Der Angriff <strong>der</strong> Cortesversammlung auf die Einrichtung <strong>der</strong> Caballerfa<br />

de Cuantfa begann im Jahre 1607, nachdem die Vertreter <strong>der</strong><br />

Städte zuvor in den letzten Jahren <strong>der</strong> Herrschaft Philipps II. als Bewahrer<br />

dieser Institution aufgetreten waren, solange die Krone nicht von<br />

<strong>der</strong> Composiciön Abstand genommen hatte451. Hielten die Cortes damals<br />

die Caballerfa de Cuantfa für eine höchst wichtige Verteidigungseinrichtung,<br />

so sprach die Stadt Carmona, in <strong>der</strong>en Mauern es zu diesem Zeitpunkt<br />

nicht einen einzigen Caballero de Cuantfa mehr gab, jetzt dieser<br />

Reitermiliz jeden Wert ab und zögerte nicht, jede Art wirtschaftlichen<br />

Verfalls dieser Einrichtung anzulasten, die Caballeros de Cuantfa und<br />

an<strong>der</strong>e Besitzbürger aus <strong>der</strong> Stadt getrieben habe455. Die Bitte des Procurador<br />

von Carmona nach Auflösung <strong>der</strong> Caballerfa de Cuantfa machten<br />

sich zwar die Vertreter <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Städte nicht zu eigen, aber es<br />

wurden Gesuche an den Monarchen gerichtet, die Appelle ganz abzuschaffen<br />

o<strong>der</strong> doch wenigstens nur in drei- bzw. vierjährigem Abstand<br />

abhalten zu lassen, und es wurde sogar <strong>der</strong> Wunsch geäußert, die Ver-<br />

450 Duque de Medina Sidonia an SM. vom 12. April 1610, San Lucar de Barrameda.<br />

A.G.S., CcLG Leg. 2277.<br />

451 Vgl. die bereits genannten, von den Cortes unterbreiteten Bittschriften<br />

von 1592—1593.<br />

482 Peticiön Carmonas vom 6. Juni 1607, in: Actas de las Cortes de Castilla<br />

Bd. 23 (Madrid 1903), S. 174—178. Eine ähnliche, aber sachlichere Klageschrift<br />

wurde um diese Zeit offenbar auch von Cördoba vorgelegt. Vgl. GuzmAn Reina,<br />

a.a.O., S. 221—223. Hier ist davon die Rede, daß es in <strong>der</strong> Stadt Cördoba<br />

und ihrem Jurisdiktionsbereich weniger als 100 Caballeros de Cuantfa gebe.<br />

Für 1603 gjbt GuzmAn Reina, a.a.O., S. 220, eine Zahl von 22 Caballeros de<br />

Cuantfa in <strong>der</strong> Stadt Cördoba an.

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