oneX magazin 03.2015
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HINTERGRUND<br />
Radio als begehrter<br />
Luxusartikel: Wer<br />
etwas auf sich hielt,<br />
beschaffte sich einen<br />
Rundfunkempfänger<br />
Das Radio soll in föderalistischem Geist<br />
organisiert und nicht den Marktkräften überlassen<br />
werden. Bis heute werden die Programme<br />
in französischer, italienischer und<br />
rätoromanischer Sprache durch den SRF-<br />
Finanzausgleich zu einem bedeutenden Teil<br />
mit Deutschschweizer Gebührengeldern<br />
finanziert, damit alle Bevölkerungsteile mit<br />
professionell produzierten Radioprogrammen<br />
versorgt werden können.<br />
Die regionalen Radioorganisationen<br />
schliessen sich zur Schweizerischen Rundspruch-Gesellschaft<br />
(SRG, heute SRF) zusammen,<br />
und es entstehen sprachregionale<br />
Einheitsprogramme für die Schweiz. In den<br />
drei grossen Sprachregionen werden die<br />
Mittelwellen-Landessender Beromünster,<br />
Sottens und Monte Ceneri gebaut. Die Inbetriebnahme<br />
der Landessender beendet die<br />
erste «Lokalradio-Ära» der Deutschschweiz.<br />
Auch die Hörgewohnheiten ändern sich.<br />
War der Empfang anfänglich nur über Kopfhörer<br />
möglich, so setzen sich in den 1930er<br />
Jahren die Lautsprecher durch. Sie bilden<br />
die technische Voraussetzung, um aus dem<br />
Radio ein Massenmedium zu machen. Empfangsgeräte<br />
mit Lautsprechern sind allerdings<br />
Anfang der 1930er Jahre noch selten.<br />
Man findet sie hauptsächlich<br />
in Restaurants, Vereinslokalen<br />
und in Coiffeursalons.<br />
Die Produktion der Sendungen<br />
verändert sich durch<br />
technische Entwicklungen.<br />
Dank Aufzeichnungs gerä ten<br />
können ab Mitte der 1930er<br />
Jahre Sendungen vorproduziert<br />
und mehrfach zeitverschoben<br />
ausgestrahlt werden.<br />
Um die damalige Bedeutung<br />
des Radios als Massenmedium<br />
voll zu erfassen, genügt<br />
ein Blick über die Landesgrenze<br />
nach Deutschland.<br />
Nach ihrer Machtübernahme<br />
1933 kontrollieren die Nationalsozialisten<br />
den Rundfunk. Da schon in<br />
der Weimarer Republik Sendeanlagen und<br />
Empfangstechnik staatlich kontrolliert waren,<br />
haben die neuen Machthaber nicht viel<br />
Mühe, den Rundfunk ganz in den Dienst<br />
ihrer Ideologie zu stellen. Dazu machen die<br />
Nationalsozialisten, allen voran Propagandaminister<br />
Joseph Goebbels, zunächst das<br />
Radio zum Massenmedium und lassen ein<br />
billiges Gerät produzieren: den Volksempfänger,<br />
im Volksmund auch «Goebbelsschnauze»<br />
genannt. Zwar ist es möglich, mit<br />
einem Volksempfänger ausländische Sender<br />
zu empfangen, allerdings ist das Hören von<br />
«Feindsendern», insbesondere der britischen<br />
BBC, streng untersagt. Auf die Weitergabe<br />
der «Feindsender»-Informationen steht die<br />
Todesstrafe. Gerade in der Anfangszeit wird<br />
diese zur Abschreckung tatsächlich auch<br />
verhängt und vollstreckt.<br />
Fotos: Shutterstock.com / Everett Collection<br />
12 one X 3 / 2015