oneX magazin 03.2015
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BERNHARD SCHÄR, RADIOREPORTER<br />
Bernhard Schär mit Bundesrat Samuel Schmid am Eidgenössischen Hornusserfest<br />
Ein wenig ist das wohl so. Ich schätze jedenfalls<br />
jeden Tag, den ich im Rahmen meines<br />
Berufes mit diesem einzigartigen Sportler<br />
erleben darf. Ich bin bei allen Grand Slam<br />
Turnieren dabei – ausser dem Saisonauftakt<br />
in Australien. Weil ich da mit dem Skizirkus<br />
unterwegs bin.<br />
Dürfen wir eine boshafte Frage stellen?<br />
Nur zu!<br />
Sie sind eben ein schlauer Kerl. Sie wissen<br />
ganz genau: Skisport wird in der Schweiz<br />
immer im Fokus bleiben, aber Tennis wird<br />
ohne Roger Federer nicht mehr interessant<br />
sein.<br />
Das sehen Sie richtig. Auch wenn der beste<br />
Schweizer nur 17. wird, sind wir am Lauberhorn,<br />
in Kitzbühl oder bei der Ski-WM immer<br />
noch dabei. Aber wenn der beste Schweizer<br />
Tennisspieler keine Chance hat, ins Viertelfinale<br />
zu kommen, werden wir beim Tennis<br />
nicht mehr vor Ort sein. Der Skisport ist mein<br />
zweites Standbein.<br />
Sie werden den Rücktritt von Roger Federer<br />
bedauern?<br />
Ja sicher. Nicht nur ich,die ganze Tenniswelt<br />
wird Roger Federer als Spieler und als Menschen<br />
vermissen. Eine so charismatische und<br />
erfolgreiche Figur ist nur schwer zu ersetzen.<br />
Doch noch ist es nicht soweit. Nicht einmal<br />
Roger Federer selber weiss, wann der Zeitpunkt<br />
seines Rücktritts fällig ist. Klar ist<br />
jedoch,dass unsere Beziehung so oder so<br />
weitergehen wird.<br />
Hören Sie eigentlich selbst auch Radio?<br />
Nicht so viel wie ich sollte und nicht gezielt.<br />
Vor allem im Auto, wenn ich unterwegs bin,<br />
höre ich oft SRF 3. Ich höre dann aufmerksam<br />
und gezielt Radio, wenn mich etwa<br />
Kollegen um ein Feedback bitten.<br />
Sie holen in Interviews oft mehr heraus<br />
als viele Ihrer Kollegen. Wie kommt das?<br />
Nehmen wir als Beispiel Silvano Beltra metti<br />
(36, ehem. Schweizer Skirennfahrer, bis zu<br />
seinem Unfall am 8.Dezember 2001 aufstrebender<br />
Nachwuchsstar mit bereits zwei<br />
Weltcup-Podestplätzen, seither querschnittgelähmt,<br />
die Red.). Ich denke heute noch<br />
jeden Tag fünf Sekunden an ihn und an sein<br />
Schicksal. Er hat mir einmal gesagt: Wenn<br />
Du mit mir Interview machst, dann muss ich<br />
ZUR PERSON<br />
Bernhard Schär<br />
geboren am 17. April<br />
1956, wuchs in Herzogenbuchsee<br />
auf und studierte<br />
an der Universität Bern<br />
Mathematik und Geographie.<br />
«Ich schrieb zwar<br />
gerne Aufsätze, aber Germanistik<br />
zu studieren, wäre<br />
für mich nicht in Frage<br />
gekommen.» Auch Latein<br />
war nicht unbedingt sein<br />
Ding. Doch nachdem ihm<br />
die schriftliche Prüfung<br />
gründlich missraten war,<br />
rettete er sich mit dem<br />
wegen deiner prägnanten Stimme und kurzen<br />
und klaren Fragestellung einfach konzentriert<br />
sein, zuhören und antworten. Das<br />
war ein riesiges Kompliment für mich. Wenn<br />
das Mikrofon läuft, dann plaudere ich nicht<br />
mehr. Dann bin ich professionell, ernst und<br />
konzentriert. Es geht um Respekt und Distanz<br />
gegenüber dem Interviewpartner, es<br />
geht um eine kritische Haltung, aber auch<br />
um die Würdigung seiner Leistung. Ich gehe<br />
davon aus, dass keiner absichtlich langsam<br />
die Lauberhornpiste hinunterfährt oder im<br />
Tennis einen Doppelfehler macht. Man darf<br />
kritisch sein, aber niemals hämisch oder von<br />
oben herab sagen, was nicht gut war.<br />
Bekannt sind Sie für Ihre Reportagen aus<br />
dem Ski- und Tennis-Zirkus. Aber eigentlich<br />
verdanken Sie ihren Radio-Job den<br />
russischen Eishockeystars Slawa Bykow<br />
und Andrej Chomutow.<br />
Das stimmt. Bevor ich am 1. Februar 1991<br />
definitiv meinen Lehrerjob aufgab und<br />
Auswendiglernen von lateinischen<br />
Zitaten für die<br />
mündliche Prüfung doch<br />
noch zu einer genügenden<br />
Gesamtnote. «Börni» war<br />
auf den Tag genau 10 Jahre<br />
lang Mittelschullehrer<br />
(Phil II), bevor er ab dem 1.<br />
Februar 1991 definitiv<br />
zum Radio wechselte, für<br />
welches er bereits zuvor<br />
nebenamtlich tätig war<br />
(SRF-Regionaljournale<br />
Bern, Fribourg und Wallis).<br />
Er ist damit wohl der einzige<br />
noch aktive Radioreporter,<br />
der nie für ein Lokalradio<br />
tätig war, sondern<br />
gleich beim staatlichen<br />
Sender einstieg. «Ich war<br />
mit Leib und Seele Lehrer,<br />
und wechselte nicht etwa<br />
aus Frustration, sondern<br />
obwohl mir der Beruf sehr<br />
gut gefiel als Sportredaktor<br />
zum Radio.» Im Militär<br />
bekleidete Schär den Rang<br />
eines Hauptmanns. Er ist<br />
verheiratet und Vater eines<br />
Sohnes (14).