22.04.2016 Aufrufe

oneX magazin 03.2015

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

BERNHARD SCHÄR, RADIOREPORTER<br />

Bernhard Schär mit Bundesrat Samuel Schmid am Eidgenössischen Hornusserfest<br />

Ein wenig ist das wohl so. Ich schätze jedenfalls<br />

jeden Tag, den ich im Rahmen meines<br />

Berufes mit diesem einzigartigen Sportler<br />

erleben darf. Ich bin bei allen Grand Slam<br />

Turnieren dabei – ausser dem Saisonauftakt<br />

in Australien. Weil ich da mit dem Skizirkus<br />

unterwegs bin.<br />

Dürfen wir eine boshafte Frage stellen?<br />

Nur zu!<br />

Sie sind eben ein schlauer Kerl. Sie wissen<br />

ganz genau: Skisport wird in der Schweiz<br />

immer im Fokus bleiben, aber Tennis wird<br />

ohne Roger Federer nicht mehr interessant<br />

sein.<br />

Das sehen Sie richtig. Auch wenn der beste<br />

Schweizer nur 17. wird, sind wir am Lauberhorn,<br />

in Kitzbühl oder bei der Ski-WM immer<br />

noch dabei. Aber wenn der beste Schweizer<br />

Tennisspieler keine Chance hat, ins Viertelfinale<br />

zu kommen, werden wir beim Tennis<br />

nicht mehr vor Ort sein. Der Skisport ist mein<br />

zweites Standbein.<br />

Sie werden den Rücktritt von Roger Federer<br />

bedauern?<br />

Ja sicher. Nicht nur ich,die ganze Tenniswelt<br />

wird Roger Federer als Spieler und als Menschen<br />

vermissen. Eine so charismatische und<br />

erfolgreiche Figur ist nur schwer zu ersetzen.<br />

Doch noch ist es nicht soweit. Nicht einmal<br />

Roger Federer selber weiss, wann der Zeitpunkt<br />

seines Rücktritts fällig ist. Klar ist<br />

jedoch,dass unsere Beziehung so oder so<br />

weitergehen wird.<br />

Hören Sie eigentlich selbst auch Radio?<br />

Nicht so viel wie ich sollte und nicht gezielt.<br />

Vor allem im Auto, wenn ich unterwegs bin,<br />

höre ich oft SRF 3. Ich höre dann aufmerksam<br />

und gezielt Radio, wenn mich etwa<br />

Kollegen um ein Feedback bitten.<br />

Sie holen in Interviews oft mehr heraus<br />

als viele Ihrer Kollegen. Wie kommt das?<br />

Nehmen wir als Beispiel Silvano Beltra metti<br />

(36, ehem. Schweizer Skirennfahrer, bis zu<br />

seinem Unfall am 8.Dezember 2001 aufstrebender<br />

Nachwuchsstar mit bereits zwei<br />

Weltcup-Podestplätzen, seither querschnittgelähmt,<br />

die Red.). Ich denke heute noch<br />

jeden Tag fünf Sekunden an ihn und an sein<br />

Schicksal. Er hat mir einmal gesagt: Wenn<br />

Du mit mir Interview machst, dann muss ich<br />

ZUR PERSON<br />

Bernhard Schär<br />

geboren am 17. April<br />

1956, wuchs in Herzogenbuchsee<br />

auf und studierte<br />

an der Universität Bern<br />

Mathematik und Geographie.<br />

«Ich schrieb zwar<br />

gerne Aufsätze, aber Germanistik<br />

zu studieren, wäre<br />

für mich nicht in Frage<br />

gekommen.» Auch Latein<br />

war nicht unbedingt sein<br />

Ding. Doch nachdem ihm<br />

die schriftliche Prüfung<br />

gründlich missraten war,<br />

rettete er sich mit dem<br />

wegen deiner prägnanten Stimme und kurzen<br />

und klaren Fragestellung einfach konzentriert<br />

sein, zuhören und antworten. Das<br />

war ein riesiges Kompliment für mich. Wenn<br />

das Mikrofon läuft, dann plaudere ich nicht<br />

mehr. Dann bin ich professionell, ernst und<br />

konzentriert. Es geht um Respekt und Distanz<br />

gegenüber dem Interviewpartner, es<br />

geht um eine kritische Haltung, aber auch<br />

um die Würdigung seiner Leistung. Ich gehe<br />

davon aus, dass keiner absichtlich langsam<br />

die Lauberhornpiste hinunterfährt oder im<br />

Tennis einen Doppelfehler macht. Man darf<br />

kritisch sein, aber niemals hämisch oder von<br />

oben herab sagen, was nicht gut war.<br />

Bekannt sind Sie für Ihre Reportagen aus<br />

dem Ski- und Tennis-Zirkus. Aber eigentlich<br />

verdanken Sie ihren Radio-Job den<br />

russischen Eishockeystars Slawa Bykow<br />

und Andrej Chomutow.<br />

Das stimmt. Bevor ich am 1. Februar 1991<br />

definitiv meinen Lehrerjob aufgab und<br />

Auswendiglernen von lateinischen<br />

Zitaten für die<br />

mündliche Prüfung doch<br />

noch zu einer genügenden<br />

Gesamtnote. «Börni» war<br />

auf den Tag genau 10 Jahre<br />

lang Mittelschullehrer<br />

(Phil II), bevor er ab dem 1.<br />

Februar 1991 definitiv<br />

zum Radio wechselte, für<br />

welches er bereits zuvor<br />

nebenamtlich tätig war<br />

(SRF-Regionaljournale<br />

Bern, Fribourg und Wallis).<br />

Er ist damit wohl der einzige<br />

noch aktive Radioreporter,<br />

der nie für ein Lokalradio<br />

tätig war, sondern<br />

gleich beim staatlichen<br />

Sender einstieg. «Ich war<br />

mit Leib und Seele Lehrer,<br />

und wechselte nicht etwa<br />

aus Frustration, sondern<br />

obwohl mir der Beruf sehr<br />

gut gefiel als Sportredaktor<br />

zum Radio.» Im Militär<br />

bekleidete Schär den Rang<br />

eines Hauptmanns. Er ist<br />

verheiratet und Vater eines<br />

Sohnes (14).

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!