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LebensWEGE-2012-Ausgabe-5

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WEGE<br />

im gespräch<br />

Stichworte Prävention und Gesundheitsförderung:<br />

Bereits bei<br />

Ihrem Amtsantritt haben Sie<br />

in Interviews erwähnt, diese<br />

Themen verstärken zu wollen.<br />

Jetzt haben Sie im Masterplan<br />

Gesundheit dies als Kernforderungen<br />

festgeschrieben. Diese<br />

Forderungen hört man seit Jahrzehnten,<br />

aber nie ist Geld dafür<br />

da. Wie soll das funktionieren?<br />

Unsere Vision lautet: „Länger<br />

selbstbestimmt in Gesundheit<br />

leben“. Die im Masterplan vorgeschlagenen<br />

Maßnahmen zur<br />

Erschließung der Kostendämpfungspotenziale<br />

machen genügend<br />

Mittel frei, um diese Vision<br />

umzusetzen. Das Kernproblem<br />

ist, das System effizienter zu machen.<br />

Nicht mehr Geld ausgeben,<br />

sondern umschichten. Wir sind<br />

bereits gemeinsam mit unseren<br />

Krankenversicherungsträgern klar<br />

auf Sanierungskurs. Dies war und<br />

ist übrigens möglich, ohne einen<br />

Euro am Patienten zu sparen. Eine<br />

wirklich umfassende Gesundung<br />

unserer Finanzen ist jedoch ohne<br />

den Spitalsbereich nicht möglich,<br />

woran wir gerade intensiv auf dem<br />

Verhandlungsweg arbeiten.<br />

Wenn jetzt für die Prävention<br />

Geld da ist, welche Aspekte sind<br />

bei solchen Maßnahmen insgesamt<br />

und für das Gelingen von<br />

Bedeutung?<br />

Man kann es am besten als „Präventionsviereck“<br />

beschreiben. Das<br />

erste Eck ist der Gesetzgeber, der<br />

Maßnahmen vorsieht, Tätigkeiten<br />

auf Einrichtungen zuordnet, Verantwortung<br />

und Sanktionen regelt.<br />

Bisher wird die Prävention<br />

zerklüftet und in verschiedensten<br />

Materien behandelt, z. B. Arbeitnehmerschutz,<br />

Baurecht etc. und<br />

das Thema Verhaltensprävention<br />

ist praktisch ungeregelt, während<br />

die „technische“ Prävention gut<br />

ausgebaut ist, was die sinkende<br />

Zahl an Arbeitsunfällen zeigt.<br />

Das zweite Eck sind die Tools: z.B.<br />

AUVAsicher; hier geht es um Aufklärung,<br />

Beratung, Unterstützung<br />

und die praktische Umsetzung.<br />

Das dritte Eck ist das Setting: Wie<br />

erreiche ich Menschen, in Familie,<br />

Kindergarten, Betrieben etc. und<br />

Themen wie schulische und betriebliche<br />

Gesundheitsförderung,<br />

Maßnahmen der Prophylaxe, gesunde<br />

Ernährung und Bewegung.<br />

Das vierte und entscheidende Eck<br />

dieses Vierecks ist der Mensch<br />

und sein individuelles Verhalten.<br />

Hier geht es um Themen wie Aufklärung,<br />

bewusst machen, Eigenverantwortung,<br />

Bonussysteme,<br />

etc. Nur das Zusammenwirken<br />

aller Ecken wird den gewünschten<br />

Erfolg bringen. Prävention und<br />

Gesundheitsförderungen müssen<br />

zentrale Themen des Gesundheitssystems<br />

werden, um Folgekosten<br />

des Älterwerdens der Bevölkerung<br />

zu finanzieren. Public<br />

Health muss ein Kernthema des<br />

nationalen Gesundheitszieles werden.<br />

Allerdings müssen wir auch<br />

Motive neu definieren, die dazu<br />

führen, dass viele mitmachen. So<br />

sind die Motivlagen der Betriebe<br />

wie Senkung der Krankenstände,<br />

Erhöhung der Produktivität etc.<br />

andere, als die eines Individuums.<br />

Daher muss eine zielgruppenorientierte<br />

Motivation statt einer nur<br />

generellen Information erfolgen.<br />

Der beste Arzt sind die Hände<br />

und Füße, wie Sie immer betonen.<br />

Welche Rolle spielt Ihres Erachtens<br />

die Eigenverantwortung<br />

der PatientInnen?<br />

Die Krankenversicherung ist kein<br />

Anrecht auf Krankheit, sondern<br />

auf Gesundheit. Wir müssen den<br />

Menschen sagen, dass sie sich<br />

nicht in die Absolution begeben,<br />

indem sie Krankenversicherungsbeiträge<br />

zahlen, sie müssen auch<br />

selbst einen Beitrag zu ihrer eigenen<br />

Gesundheit leisten.<br />

Der beste Arzt sind die Hände<br />

und Füße – Füße für die Bewegung<br />

und Hände für das Essen.<br />

Es nützt nichts, wenn z. B. das<br />

Gesetz das Tragen von Schutzhelmen<br />

im Baubereich vorschreibt,<br />

die Betriebe die Helme anschaffen,<br />

das Arbeitsinspektorat das<br />

kontrolliert, aber der einzelne den<br />

Helm nicht aufsetzt. Dann sind<br />

alle Maßnahmen davor umsonst.<br />

Der Totalumbau des Gesundheitssystems<br />

bedeutet auch, neue<br />

Prioritäten zu setzen. Wir dürfen<br />

nicht länger hinnehmen, dass bei<br />

steigender Lebenserwartung (im<br />

Schnitt über 80 Jahre) die Anzahl<br />

an gesunden Jahren ein Viertel darunter<br />

liegt, also bei rund 60 Jahren.<br />

Mit Prävention, Gesundheitsförderung<br />

und mit Maßnahmen zum<br />

PatientInnen-Empowerment sollen<br />

Krankheiten soweit wie möglich<br />

vermieden werden. •<br />

WEGE 07

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