De:Bug 172
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
<strong>172</strong> — SPECIAL — INTERFACES<br />
TEXT SASCHA KÖSCH<br />
D<br />
DIE NEUE<br />
UNHEIMLICHKEIT<br />
INTERFACES IM SPIEL<br />
ENDLOSER SPIEGEL<br />
<strong>De</strong>n unsichtbaren Interfaces ist ein Grusel gemeinsam:<br />
die Ahnung einer Welt, in der das Ich nur noch<br />
eine technische Funktion ist. Mit dem Verschwinden<br />
der Schnittstellen zwischen Mensch, Maschine<br />
und Welt geht eine Auflösung unserer Grenzen einher.<br />
Wir werden keine Rollenspieler unserer Selbst<br />
mehr sein, sondern die Welt als ein Ensemble von<br />
Subjektivitäten erleben.<br />
In irgendeiner Form waren Interfaces immer etwas<br />
Sichtbares. Eine Oberfläche, an der sich Computer und<br />
Mensch, Mensch und Maschine, wenn man will auch<br />
Mensch und Objekt und Welt trafen, um etwas anzustellen,<br />
das sie alleine so nicht hinbekommen hätten. Wir erleben<br />
jetzt eine Wandlung dieser Interaktion auf zwei Ebenen:<br />
Die Interfaces werden einerseits unsichtbar oder transparent,<br />
verlieren teilweise ihre Oberfläche, den Bildschirm<br />
oder die Eingabe, und sie wachsen andererseits immer<br />
näher an uns heran. Erkennen uns, analysieren den Strom<br />
von Informationen aus Kameras, Sensoren und tun damit<br />
Dinge, die mal eine neue Bequemlichkeit, manchmal sogar<br />
eine neue Freiheit versprechen, immer aber einen Raum<br />
der Kommunikation öffnen, der über das hinausgeht, was<br />
man üblicherweise als eine Beziehung von Mensch und<br />
Werkzeug bezeichnen würde. Und genau an dieser Stelle<br />
breitet sich ein Gefühl aus, eine Unheimlichkeit, die auf<br />
die Verschiebung unserer Welt antwortet, deren Ausmaß<br />
erst dann wirklich klar wird, wenn alles in diesen Sog<br />
der gespensterhaften Beziehung zwischen uns und den<br />
Maschinen aufgegangen sein wird.<br />
Schon vor Ewigkeiten stellte Toffler (wir befinden<br />
uns ja in einem Techno-Magazin) den Future Shock fest.<br />
Eine gewisse Angststarre beim Erkennen der Zukunft.<br />
Seit Jahrzehnten beobachten wir in unseren Memes und<br />
der alltäglichen Computer-Folklore immer wieder diese<br />
Verschiebung, mal achselzuckend, mal mit der Geste<br />
des großen Untergangs von Moral oder Freiheit. Stück<br />
für Stück, egal ob in Geschichten von GPS-gesteuerten<br />
Geisterfahrern, ob beim Googlen neuer Beziehungen, in<br />
Massenmorden aus First-Person-Shooter-Perspektive oder<br />
schlichtweg in einem Leben im freundlichen Blau-Weiß.<br />
All diese Ängste, Vorahnungen, Unsicherheiten über<br />
die Beziehung zwischen Mensch und Maschine, Mensch<br />
und Netz, dieses tastende, langsame Vorwärts-Bewegen<br />
in einer unaufhaltsamen Entwicklung, führen in eine<br />
neue Phase, dessen neuestes Wunderkind oder auch<br />
16