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Original und Fälschung: Das sind die Unterschiede zwischen SF und SFC<br />
Die Laverda 750 SFC ist ein Mythos.<br />
Weltweit gibt es nach Insider-Schätzungen<br />
rund 1500 SFC-Modelle. Davon<br />
können allerdings nur 549 echte Production<br />
Racer sein, denn in Breganze wurden<br />
zwischen 1971 und 1976 nicht mehr davon<br />
gebaut. Alle anderen sind somit Nachbauten.<br />
Sie lassen sich aber leicht erkennen, da die Rahmen -<br />
nummern bekannt sind. Auch weiß man über fast<br />
alle SFC, wo sie stehen und wie sie ausgerüstet sind,<br />
denn die SFC-Baureihe teilt sich in drei Serien auf.<br />
Von 1971 bis 1973 entstand die erste, wobei 1972<br />
das zweite Los der ersten Serie in Produktion ging.<br />
Die zweite Serie wurde 1974 produziert, und<br />
zwischen 1975 und 1976 schließlich die dritte Serie.<br />
Hier wichtige SFC-Merkmale im Überblick:<br />
Erste Serie: 1971 bis 1973 (159 Stück)<br />
Aus der ersten Serie, erstes Los (8000er-Fahrgestellnummern,<br />
ab 1971) stammen die Modelle mit<br />
Speichenrädern und 230er-Laverda-Duplex-Trommelbremsen<br />
vorn und hinten (modifizierte Ducati-Trommelbremsen).<br />
Die SFC besaßen einen modifizierten<br />
SF-Rahmen, erkennbar an den Verstärkungsblechen<br />
im Schwingenbereich. Die Rahmen wurden gestrahlt<br />
Die auffälligsten Unterschiede zu einer gewöhnlichen<br />
SF sind die sportlichen Anbauteile<br />
wie Sitzbank, Tank und Rennverkleidung<br />
und nur grob verzinkt, die Tauchrohre in Orange<br />
lackiert. Die Seitendeckel hatten die Form eines<br />
Trapezes und bestanden aus Metall. Dahinter waren<br />
die Zündspulen angebracht. Der Tank war aus<br />
Fiberglas gefertigt. SFC der ersten Serie besitzen kein<br />
Lenk- und Zündschloss. Auch unterschied sich der<br />
Motor von der SF lediglich durch zwei 36er-MKI-<br />
Amal-Concentric-Vergaser, einen geänderten Auspuff,<br />
die stärkere Ölpumpe und eine höhere Verdichtung.<br />
Das zweite Los der ersten Serie (11 000er-Fahrgestellnummern,<br />
ab 1972) hatte nur geringfügige<br />
Änderungen erhalten. Die Auspuffrohre verliefen jetzt<br />
unterm Motor, und das Rücklicht war nunmehr plan<br />
auf einem Rahmen montiert. Außerdem gab es einen<br />
gerader geformten Hauptständer und einen Höcker,<br />
der mit einer kleinen Klappe versehen wurde.<br />
Zweite Serie: 1974 (222 Stück)<br />
Die zweite Serie (16 000er-Fahrgestellnummern)<br />
erhielt viele Verbesserungen. So wurde das<br />
Rahmenheck rund 40 Millimeter abgesenkt, um die<br />
Sitzhöhe zu reduzieren. Eine weitere Besonderheit<br />
dieses Rahmens sind die Rohrausbuchtungen über<br />
den Vergasern und im Bereich der Antriebskette<br />
(diesen Rahmen gab es nur für die SFC und SFC-E).<br />
Zudem wurde der 25-Liter-GFK-Tank neu geformt<br />
und eine Ceriani-Telegabel mit 38er-Standrohren<br />
verbaut. Bei den Bremsen kam jetzt vorne eine<br />
280er-Doppelscheibenbremse und hinten eine<br />
einfache 280er-Scheibenbremse von Brembo zum<br />
Einsatz. Außerdem Speichenräder mit Borrani-Hochschulterfelgen,<br />
wobei die hintere Radnabe aus<br />
leichtem Magnesium gefertigt wurde. Auch der<br />
Motor wurde überarbeitet. So wurden 36er-PHB-<br />
Dellorto-Vergaser ohne Beschleunigerpumpe und<br />
eine schärfere Nockenwelle verbaut sowie die<br />
Verdichtung angehoben. Damit konnte die Leistung<br />
von 70 auf 75 PS bei 7500/min gesteigert werden.<br />
Zudem erhielt der Motor einen „Schnell-Einfüllstutzen“<br />
fürs Öl. Das Getriebe hatte darüber hinaus noch<br />
einen langen ersten Gang, der bis 120 km/h reichte.<br />
Auf ein Lenkschloss wurde weiterhin verzichtet, ein<br />
Zündschloss jedoch eingebaut.<br />
Achtung: 17 000er-Fahrgestellnummern (ab 1974)<br />
kennzeichnen Export-Maschinen für die USA. Sie<br />
entsprechen den Zulassungsvorschriften des<br />
US-Marktes, unterscheiden sich aber nicht weiter von<br />
den europäischen Modellen (16 000er-Nummern).<br />
Dritte Serie: 1975/1976, SFC-E („Electronica”,<br />
168 Stück)<br />
Die dritte und letzte SFC-Serie (18 000er-Fahrgestellnummern)<br />
wurde ab März 1975 in Breganze<br />
produziert. Sie erhielt zahlreiche Motor-Modifikationen.<br />
Eine elektronische Bosch-Zündung ersetzte<br />
die Kontaktzündung. Hierzu wurde die Kurbelwelle<br />
geändert, die fortan einen längeren linken Zapfen<br />
besaß und in einem neuen, aus Magnesium<br />
gefertigten Primärgehäuse mit Kästchen für die<br />
Aufnahme des Pickups rotierte. Zudem wurden die<br />
Kipphebel durch leichtere ersetzt und der Einbauwinkel<br />
der Zündkerzen geändert. Zur besseren<br />
Kühlung wurde der SFC-E auch noch ein Ölkühler<br />
spendiert. Während der Produktion der dritten Serie<br />
wurden schließlich noch die Speichenräder durch<br />
Alu-Gussräder ersetzt. Das betrifft jedoch nur die<br />
letzten 30 Exemplare der dritten SFC-Auflage.<br />
Insgesamt wurden nur 20 SFC nach Deutschland<br />
eingeführt. Eine originale zu ergattern, dürfte daher<br />
nahezu ausgeschlossen sein. Also Vorsicht, falls<br />
tatsächlich doch eine angeboten wird. Aufgrund<br />
der hohen Preise für dieses italienische Kleinod sind<br />
Fälschungen eher die Regel als die Ausnahme!<br />
Im Bereich der Schwingenaufnahme<br />
wurde der<br />
SFC-Rahmen durch zusätzliche<br />
Bleche verstärkt<br />
Abgesenkter Rahmen im<br />
Heckbereich, damit der<br />
SFC-Fahrer tiefer und damit<br />
„in“ der Maschine sitzt<br />
Die Ausbuchtungen in den<br />
Rahmenoberzügen schaffen<br />
Platz für die großen 36er-<br />
PHB-Dellorto-Vergaser<br />
Unterscheidungsmerkmal:<br />
Halterung des Fußbremszylinders<br />
links am Rahmen für die<br />
hintere Scheibenbremse<br />
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