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MOTORRAD Classic 09/2016

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Original und Fälschung: Das sind die Unterschiede zwischen SF und SFC<br />

Die Laverda 750 SFC ist ein Mythos.<br />

Weltweit gibt es nach Insider-Schätzungen<br />

rund 1500 SFC-Modelle. Davon<br />

können allerdings nur 549 echte Production<br />

Racer sein, denn in Breganze wurden<br />

zwischen 1971 und 1976 nicht mehr davon<br />

gebaut. Alle anderen sind somit Nachbauten.<br />

Sie lassen sich aber leicht erkennen, da die Rahmen -<br />

nummern bekannt sind. Auch weiß man über fast<br />

alle SFC, wo sie stehen und wie sie ausgerüstet sind,<br />

denn die SFC-Baureihe teilt sich in drei Serien auf.<br />

Von 1971 bis 1973 entstand die erste, wobei 1972<br />

das zweite Los der ersten Serie in Produktion ging.<br />

Die zweite Serie wurde 1974 produziert, und<br />

zwischen 1975 und 1976 schließlich die dritte Serie.<br />

Hier wichtige SFC-Merkmale im Überblick:<br />

Erste Serie: 1971 bis 1973 (159 Stück)<br />

Aus der ersten Serie, erstes Los (8000er-Fahrgestellnummern,<br />

ab 1971) stammen die Modelle mit<br />

Speichenrädern und 230er-Laverda-Duplex-Trommelbremsen<br />

vorn und hinten (modifizierte Ducati-Trommelbremsen).<br />

Die SFC besaßen einen modifizierten<br />

SF-Rahmen, erkennbar an den Verstärkungsblechen<br />

im Schwingenbereich. Die Rahmen wurden gestrahlt<br />

Die auffälligsten Unterschiede zu einer gewöhnlichen<br />

SF sind die sportlichen Anbauteile<br />

wie Sitzbank, Tank und Rennverkleidung<br />

und nur grob verzinkt, die Tauchrohre in Orange<br />

lackiert. Die Seitendeckel hatten die Form eines<br />

Trapezes und bestanden aus Metall. Dahinter waren<br />

die Zündspulen angebracht. Der Tank war aus<br />

Fiberglas gefertigt. SFC der ersten Serie besitzen kein<br />

Lenk- und Zündschloss. Auch unterschied sich der<br />

Motor von der SF lediglich durch zwei 36er-MKI-<br />

Amal-Concentric-Vergaser, einen geänderten Auspuff,<br />

die stärkere Ölpumpe und eine höhere Verdichtung.<br />

Das zweite Los der ersten Serie (11 000er-Fahrgestellnummern,<br />

ab 1972) hatte nur geringfügige<br />

Änderungen erhalten. Die Auspuffrohre verliefen jetzt<br />

unterm Motor, und das Rücklicht war nunmehr plan<br />

auf einem Rahmen montiert. Außerdem gab es einen<br />

gerader geformten Hauptständer und einen Höcker,<br />

der mit einer kleinen Klappe versehen wurde.<br />

Zweite Serie: 1974 (222 Stück)<br />

Die zweite Serie (16 000er-Fahrgestellnummern)<br />

erhielt viele Verbesserungen. So wurde das<br />

Rahmenheck rund 40 Millimeter abgesenkt, um die<br />

Sitzhöhe zu reduzieren. Eine weitere Besonderheit<br />

dieses Rahmens sind die Rohrausbuchtungen über<br />

den Vergasern und im Bereich der Antriebskette<br />

(diesen Rahmen gab es nur für die SFC und SFC-E).<br />

Zudem wurde der 25-Liter-GFK-Tank neu geformt<br />

und eine Ceriani-Telegabel mit 38er-Standrohren<br />

verbaut. Bei den Bremsen kam jetzt vorne eine<br />

280er-Doppelscheibenbremse und hinten eine<br />

einfache 280er-Scheibenbremse von Brembo zum<br />

Einsatz. Außerdem Speichenräder mit Borrani-Hochschulterfelgen,<br />

wobei die hintere Radnabe aus<br />

leichtem Magnesium gefertigt wurde. Auch der<br />

Motor wurde überarbeitet. So wurden 36er-PHB-<br />

Dellorto-Vergaser ohne Beschleunigerpumpe und<br />

eine schärfere Nockenwelle verbaut sowie die<br />

Verdichtung angehoben. Damit konnte die Leistung<br />

von 70 auf 75 PS bei 7500/min gesteigert werden.<br />

Zudem erhielt der Motor einen „Schnell-Einfüllstutzen“<br />

fürs Öl. Das Getriebe hatte darüber hinaus noch<br />

einen langen ersten Gang, der bis 120 km/h reichte.<br />

Auf ein Lenkschloss wurde weiterhin verzichtet, ein<br />

Zündschloss jedoch eingebaut.<br />

Achtung: 17 000er-Fahrgestellnummern (ab 1974)<br />

kennzeichnen Export-Maschinen für die USA. Sie<br />

entsprechen den Zulassungsvorschriften des<br />

US-Marktes, unterscheiden sich aber nicht weiter von<br />

den europäischen Modellen (16 000er-Nummern).<br />

Dritte Serie: 1975/1976, SFC-E („Electronica”,<br />

168 Stück)<br />

Die dritte und letzte SFC-Serie (18 000er-Fahrgestellnummern)<br />

wurde ab März 1975 in Breganze<br />

produziert. Sie erhielt zahlreiche Motor-Modifikationen.<br />

Eine elektronische Bosch-Zündung ersetzte<br />

die Kontaktzündung. Hierzu wurde die Kurbelwelle<br />

geändert, die fortan einen längeren linken Zapfen<br />

besaß und in einem neuen, aus Magnesium<br />

gefertigten Primärgehäuse mit Kästchen für die<br />

Aufnahme des Pickups rotierte. Zudem wurden die<br />

Kipphebel durch leichtere ersetzt und der Einbauwinkel<br />

der Zündkerzen geändert. Zur besseren<br />

Kühlung wurde der SFC-E auch noch ein Ölkühler<br />

spendiert. Während der Produktion der dritten Serie<br />

wurden schließlich noch die Speichenräder durch<br />

Alu-Gussräder ersetzt. Das betrifft jedoch nur die<br />

letzten 30 Exemplare der dritten SFC-Auflage.<br />

Insgesamt wurden nur 20 SFC nach Deutschland<br />

eingeführt. Eine originale zu ergattern, dürfte daher<br />

nahezu ausgeschlossen sein. Also Vorsicht, falls<br />

tatsächlich doch eine angeboten wird. Aufgrund<br />

der hohen Preise für dieses italienische Kleinod sind<br />

Fälschungen eher die Regel als die Ausnahme!<br />

Im Bereich der Schwingenaufnahme<br />

wurde der<br />

SFC-Rahmen durch zusätzliche<br />

Bleche verstärkt<br />

Abgesenkter Rahmen im<br />

Heckbereich, damit der<br />

SFC-Fahrer tiefer und damit<br />

„in“ der Maschine sitzt<br />

Die Ausbuchtungen in den<br />

Rahmenoberzügen schaffen<br />

Platz für die großen 36er-<br />

PHB-Dellorto-Vergaser<br />

Unterscheidungsmerkmal:<br />

Halterung des Fußbremszylinders<br />

links am Rahmen für die<br />

hintere Scheibenbremse<br />

www.motorrad-classic.de <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 9/<strong>2016</strong> 103

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