MOTORRAD Classic 09/2016

XT-Sporthistorie
Die Dramen der Paris-Dakar
ließen niemanden kalt
Wettbewerb sorgte für Aufmerksamkeit,
denn sowohl die sportliche Härte der
Mara thon prüfung als auch die vielen
kleinen und großen Dramen, die sich
auf dem langen und beschwerlichen
Weg nach Dakar abspielten, ließen in
Frankreich niemanden kalt. Die Dakar
war stets ein großes Thema – auch für
Leute, die sich sonst nicht sonderlich für
den Motorsport interessierten.
So ließ die Sonauto-Equipe nichts
unversucht, den Siegen von 1979 und
1980 weitere Triumphe folgen zu lassen.
Die im Werk in Japan gebauten Maschinen
– ab 1983 bildete die 600er-Ténéré
die Basis der Wüstenrenner – wurden
von Sonauto in Sachen Wettbewerbsfähigkeit
und Servicefreundlichkeit noch
in vielen Details mit Eigenentwicklungen
optimiert.
Die treibende Kraft hinter dem Sportengagement
war Jean-Claude Olivier.
Der Sonauto-Chef, der den Yamaha-
Import in Frankreich in den 60er-Jahren
aufgebaut hatte, wirbelte als quirliger
Tausendsassa. Er ließ nicht nur fahren,
sondern drehte auch selbst mit Erfolg
am Gasgriff – sei es beim berühmten
Strandrennen von Le Touquet, den ersten
Supermoto-Rennen in Frankreich
oder eben bei seinem ganz besonderen
Steckenpferd, der Dakar. 1985 gelang
dem damals knapp 40-jährigen Geschäfts-
und Sportsmann sein persönlich
bestes Ergebnis bei diesem Marathon-Event:
Platz zwei hinter Gaston
Rahier auf der Werks-BMW.
So wusste Olivier aus eigener Erfahrung
am besten, dass mit der Einzylinder-Ténéré
auf Dauer gegen die PS- und
drehmomentstärkeren Twins von BMW
und ab 1986 auch von Honda ein
Dakar-Sieg illusorisch ist. 1986 probierte
es Olivier mit einem Sonauto-Eigenbau,
angetrieben vom Reihenvierzylinder
des Superbikes FZ 750. Parallel zu diesem
letztlich erfolglosen Projekt ver-
28 MAXIBEILAGE 40 JAHRE YAMAHA XT