MOTORRAD Classic 09/2016

SZENE I
Vindian
Das Chassis konnte
nur bedingt mit der
Sportlichkeit des
Motors mithalten –
allzu früh kratzen
die Trittbretter auf
dem Asphalt. Der
bis stolze 120
Meilen pro Stunde
reichende Tacho
thront auf dem
zweigeteilten Tank
Welt, was die unzähligen Rennerfolge und Geschwindigkeitsrekorde
von Vincent, unter anderem auf dem Salzsee
von Bonneville, in der Nachkriegszeit belegen.
So wurden Vincent-Motoräder in Amerika berühmt,
und um davon zu profitieren, willigte Rogers im April
1949 ein, Vincent eine komplette Indian Chief in Pale
Blue nach Stevenage zu schicken, um diese mit einem
Rapide-Motor auszurüsten und so den ersten Vindian-
Prototyp zu kreieren. Ein Vertragsentwurf wurde unterzeichnet,
der die Lieferung von 50 Rapide-V-Twins pro
Woche vorsah. Leider hatte Rogers es geschafft, die für
Vincent mehr als bedeutsame Tatsache geheimzuhalten,
dass Indian nahezu bankrott war.
Phil Irving, leider bereits 1992 verstorben, hatte es
einmal in einem selbst verfassten Artikel von 1975 wie
folgt beschrieben: „Alles lief ziemlich zügig. Eine Chief
wurde nach Stevenage geschickt und zunächst auf der
Straße getestet. Mit ihren 290 Kilogramm wirkte sie extrem
mächtig, verglichen mit den 225 der Rapide. Sie erreichte
kurzzeitig knapp 140 km/h, die Dauer-Topspeed
belief sich aber auf bescheidene 130 km/h. Nach dem
Ausbau des Motors und dem Absägen einiger störender
Rahmenteile passte der Vincent-Motor wie angegossen.
Es wurden geänderte Motorhalterungen in Form von
Platten verwendet, die Trittbretter und das Bremspedal
blieben erhalten, das Kupplungspedal wurde mittels einer
Verbindungswelle zum Schaltpedal umfunktioniert.
Die Auspuffrohre wurden angepasst, um die Serien-
Schalldämpfer verwenden zu können. Die Verwandlung
dauerte nur ein paar Wochen, und die Fahrleistungen
40 MOTORRAD CLASSIC 9/2016
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