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MOTORRAD Classic 09/2016

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SZENE I<br />

Menschen und ihre Maschinen<br />

Ducati 350 Sport (1979) Ducati 500 Sport (1977)<br />

Fahrer: Leonardo Innocenti<br />

Fahrer: Leonardo Becherelli<br />

Die Leidenschaft dieser beiden Freunde<br />

aus Italien gehört den oft verrissenen<br />

Parallel-Twins von Ducati. „Die<br />

sind nicht so schlecht, wie sie von vielen<br />

gemacht werden“, bekräftigt Innocenti.<br />

„Und sie klingen fantastisch“, wirft Becherelli<br />

ein, dem die blaue Duc gehört. „Das<br />

Fahrwerk ist prima gelungen, gleichermaßen<br />

handlich und stabil“, so Innocenti.<br />

„Hier in Varano kann ich mit meiner 350er<br />

beim Einlenken rund 20 Meter später<br />

bremsen als die anderen – selbst wenn die<br />

auf Rennmaschinen sitzen!“<br />

Die Schwachstellen der Parallel-Twins<br />

mag er dennoch nicht beschönigen. So<br />

die direkt im Alu-Zylinderkopf laufende<br />

Nockenwelle. Mangelschmierung infolge<br />

zugesetzter Ölkanäle sorgt hier für Kernschrott.<br />

„In den 70er-Jahren wurde viel<br />

gestreikt. Arbeiter verließen die Fabrik,<br />

selbst wenn sie gerade Dichtmasse auf die<br />

Gehäusehälften gestrichen hatten. Erst<br />

tags darauf ging die Arbeit weiter. Ich habe<br />

schon viele zerstörte Motoren infolge Ölmangels<br />

im Zylinderkopf gesehen.“<br />

Innocenti besitzt 16 italienische 350er,<br />

einschließlich einer Pantah und diversen<br />

Morini- und MV-Modellen. „Für mich ist<br />

es die Drehfreude, die den Reiz dieser Maschinen<br />

ausmacht. Außerdem sind sie viel<br />

handlicher als die Schwergewichte.“<br />

Leonardo Innocenti (links) und<br />

Leonardo Beccherelli sind angetan<br />

von den kleinen Desmo-Ducatis<br />

Ein ganz besonderes<br />

Einzelstück:<br />

die 350er-Rudge<br />

von Hansueli<br />

Wyssen mit Zylinder<br />

und -kopf von<br />

Friedrich Brumm<br />

Brumm-Rudge 350 von 1933<br />

Fahrer: Hansueli Wyssen<br />

Mit ihrem Teile-Mix aus Coventry<br />

und München ist Hansueli Wyssens<br />

Rudge etwas ganz Besonderes. „Kurbelgehäuse<br />

und Unterbau sind TT-Replikateile“,<br />

bestätigt er. Doch das, was wirklich auffällig<br />

ist, sitzt darüber. Es sind der massive<br />

Aluzylinder und der mit zwei Vergasern<br />

bestückte Zylinderkopf, die neugierig<br />

machen. Beide Teile sehen aus, als seien<br />

sie erst in den letzten Jahren angefertigt<br />

worden, um dem Klassik-Renner auf die<br />

Sprünge zu helfen. Doch in Wirklichkeit<br />

sind die Tuning-Teile viel älter.<br />

„Diese Teile hat Friedrich Brumm, ein<br />

Ingenieur aus Berlin, bereits 1937 hergestellt“,<br />

weiß Hansueli. „Brumm hat auch<br />

die beiden 25,4-Millimeter-Amal TT angeflanscht.<br />

Doch damals mussten vor allem<br />

deutsche Bauteile eingesetzt werden, weshalb<br />

Brumm einen Bosch-Magneten und<br />

Magura-Hebel verbaute.“ Und die hydraulisch<br />

gedämpfte Telegabel? „Die stammt<br />

von einer BMW R 5“, erzählt Hansueli. Die<br />

1936 in Berlin präsentierte 500er-BMW<br />

wurde nur bis 1937 gebaut. Eine Besonderheit<br />

der Gabel ist die über einen kleinen<br />

Hebel variierbare Dämpfung. Originale<br />

Rudge-Bauteile sind dagegen die verrippten<br />

Trommelbremsen. Mit der Brumm-<br />

Rudge fuhr Hans Richnow 1938 Rennen.<br />

In Schotten wurde er damit sogar Zweiter,<br />

als bester Privatfahrer.<br />

Motor, Getriebe, Rahmen und diverse<br />

Kleinteile hat Hansueli in Ostdeutschland<br />

gefunden, zusammen mit alten Fotos der<br />

Maschine im Renntrim. Die Restaurierung<br />

zog sich über drei Jahre. In Varano konnte<br />

er erstmals das Potenzial des Einzelstücks<br />

erfahren – bis die obere Gabelbrücke<br />

brach und er stürzte. Eine Beule im Tank,<br />

die krumme Gabel und verbogene Hebel<br />

dämpften seinen Enthusiasmus kaum: „In<br />

zwei Wochen bin ich beim Coupes Moto<br />

Légende in Dijon wieder am Start!“<br />

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