21.09.2016 Aufrufe

gründen 2016

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

CROWDFUNDING<br />

Frühphasenfinanzierung<br />

übers Internet<br />

David Bächtold<br />

VIVE | CITRUS<br />

Crowdfunding ist im Trend, auch bei den Jungunternehmen.<br />

Und immer häufiger wird die<br />

Schwarm finanzierung auch als Marketinginstrument<br />

für die Lancierung neuer Produkte genutzt.<br />

Crowdfunding ist eine Form der Finanzierung<br />

von Projekten über das Internet. Das<br />

Konzept basiert darauf, dass eine Vielzahl<br />

von Menschen Geld für kommerzielle,<br />

kulturelle oder soziale Projekte aufbringt.<br />

Die Kommunika tion zwischen Geldgebern<br />

und Geldnehmern erfolgt internetbasiert;<br />

die Rolle des Vermittlers<br />

(Intermediär) übernimmt eine Crowdfunding-Plattform.<br />

Zwei Formen von<br />

Crowdfunding eignen sich dabei besonders<br />

für Start-ups: Crowdinvesting und<br />

reward-based Crowdsupporting. Beide<br />

Formen können dazu beitragen, Finanzierungslücken<br />

zu Beginn eines Lebenszyklus<br />

einer Unternehmung – den sogenannten<br />

«early stage financing gap» – zu<br />

mindern.<br />

• Crowdinvesting: Beim Crowdinvesting<br />

wird der Investor über Aktien am<br />

Unternehmen beteiligt. Ebenfalls sind<br />

am Umsatz gekoppelte Entschädigungen<br />

denkbar (Royalties). Crowdinvesting<br />

wird von Start-ups gewählt, welche<br />

eine Produkt- oder Dienstleistungssidee<br />

innerhalb einer plan baren<br />

Frist umsetzen können. Die durchschnittlichen<br />

Finanzierungsvolumen<br />

im Crowdinvesting liegen in der<br />

Schweiz etwa bei einer halben Million<br />

Franken (vgl. IFZ Crowdfunding Monitoring,<br />

2015). Die grösste Schweizer<br />

Plattform ist investiere.ch.<br />

• Reward-based Crowdsupporting: Im<br />

Gegensatz zum Crowdinvesting handelt<br />

es sich beim Crowdsupporting um<br />

eine Projektfinanzierung und nicht um<br />

eine Unternehmensfinanzierung. Mittels<br />

reward-based Crowdsupporting<br />

lassen sich sowohl kommerzielle als<br />

auch nicht kommerzielle Projekttypen<br />

finanzieren. Entsprechend heterogen<br />

sind Projekte in diesem Bereich denn<br />

auch.<br />

In der Regel werden Finanzierungskampagnen<br />

für Produkte oder Dienstleistungen<br />

lanciert, welche nahe an der Realisierung<br />

sind. Crowdsupporting ist somit<br />

auch ein Vorverkaufskanal. Die Vorteile<br />

von Crowdsupporting gehen jedoch<br />

noch weit darüber hinaus. So ist diese Finanzierungsform<br />

mittlerweile auch ein<br />

Marketinginstrument, da durch die Interaktion<br />

mit dem Investor/Kunden eine<br />

Bindung entsteht und der Vertrieb anschliessend<br />

direkt und ohne Zwischenhandel<br />

erfolgen kann. Zudem erzeugen<br />

Crowdsupporting-Kampagnen unter Einbezug<br />

von Social Media häufig eine hohe<br />

Aufmerksamkeit.<br />

Die durchschnittlichen Finanzierungssummen<br />

von Projekten im Crowdsupporting<br />

liegen in der Schweiz im Startup-,<br />

Technologie- und Software-Bereich<br />

bei etwa 40 000 bis 50 000 Franken (IFZ<br />

Crowdfunding Monitoring, 2015). Für<br />

einzelne Projekte wurden in der Vergangenheit<br />

mehrere Hunderttausend Franken<br />

oder sogar Beträge im siebenstelligen<br />

Bereich gesammelt. Die grössten Schweizer<br />

Plattformen im Crowdsupporting sind<br />

wemakeit.com und 100-days.net. Daneben<br />

verfügen im Schweizer Markt auch<br />

die amerikanischen Plattformen Indiegogo.com<br />

und Kickstarter.com über eine<br />

starke Stellung.<br />

Prof. Dr. Andreas Dietrich<br />

Institut für Finanzdienstleistungen,<br />

Hochschule Luzern, www.hslu.ch/ifz<br />

Erfolgreiche<br />

Kampagne<br />

Der Luzerner Designer David Bächtold<br />

hat’s der Natur abgeschaut: Eine durchschnittliche<br />

Zitrusfrucht hat zehn Fächer,<br />

seine Hand-Saftpresse entsprechend<br />

zehn Lamellen. Ein gerippter Ringkopf<br />

aus weissem Porzellan mit Olivenholzgriff<br />

– je eine Grösse für Zitronen und<br />

Orangen. Doch so schlicht und zweckmässig<br />

die Pressen aussehen, so aufwendig<br />

ist die Herstellung.<br />

Die Manschetten, Rippen und Dorne, die<br />

der keramischen Grundmasse die Form<br />

geben, sind teuer. Deshalb lancierte<br />

Bächtold im Sommer 2015 eine Crowdfunding-Kampagne<br />

auf Wemakeit. «Mit<br />

Betonung auf Kampagne», sagt der<br />

40-Jährige. Er verschickte Hunderte von<br />

Mails an Freunde, Verwandte und Bekannte,<br />

organisierte eine Launch Party<br />

und bespielte die Social-Media-Kanäle.<br />

Gut 150 Gönner schossen schliesslich gut<br />

30 000 Franken ein. Letzten Herbst<br />

lieferte Bächtold die vorfinanzierten<br />

Pressen aus.<br />

Die Arbeit geht ihm jedoch nicht aus,<br />

denn die Präsenz auf Wemakeit führte zu<br />

einer erheblichen Medienpräsenz, die<br />

wiederum das Interesse potenzieller Vertriebspartner<br />

weckte. «Im Moment», so<br />

Bächtold, «bin ich daran, meine Produktionsprozesse<br />

zu straffen».<br />

www.vive-citrus.ch<br />

32 GRÜNDEN → Going Entrepreneurial

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!