gründen 2016
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CROWDFUNDING<br />
Frühphasenfinanzierung<br />
übers Internet<br />
David Bächtold<br />
VIVE | CITRUS<br />
Crowdfunding ist im Trend, auch bei den Jungunternehmen.<br />
Und immer häufiger wird die<br />
Schwarm finanzierung auch als Marketinginstrument<br />
für die Lancierung neuer Produkte genutzt.<br />
Crowdfunding ist eine Form der Finanzierung<br />
von Projekten über das Internet. Das<br />
Konzept basiert darauf, dass eine Vielzahl<br />
von Menschen Geld für kommerzielle,<br />
kulturelle oder soziale Projekte aufbringt.<br />
Die Kommunika tion zwischen Geldgebern<br />
und Geldnehmern erfolgt internetbasiert;<br />
die Rolle des Vermittlers<br />
(Intermediär) übernimmt eine Crowdfunding-Plattform.<br />
Zwei Formen von<br />
Crowdfunding eignen sich dabei besonders<br />
für Start-ups: Crowdinvesting und<br />
reward-based Crowdsupporting. Beide<br />
Formen können dazu beitragen, Finanzierungslücken<br />
zu Beginn eines Lebenszyklus<br />
einer Unternehmung – den sogenannten<br />
«early stage financing gap» – zu<br />
mindern.<br />
• Crowdinvesting: Beim Crowdinvesting<br />
wird der Investor über Aktien am<br />
Unternehmen beteiligt. Ebenfalls sind<br />
am Umsatz gekoppelte Entschädigungen<br />
denkbar (Royalties). Crowdinvesting<br />
wird von Start-ups gewählt, welche<br />
eine Produkt- oder Dienstleistungssidee<br />
innerhalb einer plan baren<br />
Frist umsetzen können. Die durchschnittlichen<br />
Finanzierungsvolumen<br />
im Crowdinvesting liegen in der<br />
Schweiz etwa bei einer halben Million<br />
Franken (vgl. IFZ Crowdfunding Monitoring,<br />
2015). Die grösste Schweizer<br />
Plattform ist investiere.ch.<br />
• Reward-based Crowdsupporting: Im<br />
Gegensatz zum Crowdinvesting handelt<br />
es sich beim Crowdsupporting um<br />
eine Projektfinanzierung und nicht um<br />
eine Unternehmensfinanzierung. Mittels<br />
reward-based Crowdsupporting<br />
lassen sich sowohl kommerzielle als<br />
auch nicht kommerzielle Projekttypen<br />
finanzieren. Entsprechend heterogen<br />
sind Projekte in diesem Bereich denn<br />
auch.<br />
In der Regel werden Finanzierungskampagnen<br />
für Produkte oder Dienstleistungen<br />
lanciert, welche nahe an der Realisierung<br />
sind. Crowdsupporting ist somit<br />
auch ein Vorverkaufskanal. Die Vorteile<br />
von Crowdsupporting gehen jedoch<br />
noch weit darüber hinaus. So ist diese Finanzierungsform<br />
mittlerweile auch ein<br />
Marketinginstrument, da durch die Interaktion<br />
mit dem Investor/Kunden eine<br />
Bindung entsteht und der Vertrieb anschliessend<br />
direkt und ohne Zwischenhandel<br />
erfolgen kann. Zudem erzeugen<br />
Crowdsupporting-Kampagnen unter Einbezug<br />
von Social Media häufig eine hohe<br />
Aufmerksamkeit.<br />
Die durchschnittlichen Finanzierungssummen<br />
von Projekten im Crowdsupporting<br />
liegen in der Schweiz im Startup-,<br />
Technologie- und Software-Bereich<br />
bei etwa 40 000 bis 50 000 Franken (IFZ<br />
Crowdfunding Monitoring, 2015). Für<br />
einzelne Projekte wurden in der Vergangenheit<br />
mehrere Hunderttausend Franken<br />
oder sogar Beträge im siebenstelligen<br />
Bereich gesammelt. Die grössten Schweizer<br />
Plattformen im Crowdsupporting sind<br />
wemakeit.com und 100-days.net. Daneben<br />
verfügen im Schweizer Markt auch<br />
die amerikanischen Plattformen Indiegogo.com<br />
und Kickstarter.com über eine<br />
starke Stellung.<br />
Prof. Dr. Andreas Dietrich<br />
Institut für Finanzdienstleistungen,<br />
Hochschule Luzern, www.hslu.ch/ifz<br />
Erfolgreiche<br />
Kampagne<br />
Der Luzerner Designer David Bächtold<br />
hat’s der Natur abgeschaut: Eine durchschnittliche<br />
Zitrusfrucht hat zehn Fächer,<br />
seine Hand-Saftpresse entsprechend<br />
zehn Lamellen. Ein gerippter Ringkopf<br />
aus weissem Porzellan mit Olivenholzgriff<br />
– je eine Grösse für Zitronen und<br />
Orangen. Doch so schlicht und zweckmässig<br />
die Pressen aussehen, so aufwendig<br />
ist die Herstellung.<br />
Die Manschetten, Rippen und Dorne, die<br />
der keramischen Grundmasse die Form<br />
geben, sind teuer. Deshalb lancierte<br />
Bächtold im Sommer 2015 eine Crowdfunding-Kampagne<br />
auf Wemakeit. «Mit<br />
Betonung auf Kampagne», sagt der<br />
40-Jährige. Er verschickte Hunderte von<br />
Mails an Freunde, Verwandte und Bekannte,<br />
organisierte eine Launch Party<br />
und bespielte die Social-Media-Kanäle.<br />
Gut 150 Gönner schossen schliesslich gut<br />
30 000 Franken ein. Letzten Herbst<br />
lieferte Bächtold die vorfinanzierten<br />
Pressen aus.<br />
Die Arbeit geht ihm jedoch nicht aus,<br />
denn die Präsenz auf Wemakeit führte zu<br />
einer erheblichen Medienpräsenz, die<br />
wiederum das Interesse potenzieller Vertriebspartner<br />
weckte. «Im Moment», so<br />
Bächtold, «bin ich daran, meine Produktionsprozesse<br />
zu straffen».<br />
www.vive-citrus.ch<br />
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